Die nahezu unerschrockenen 5

Antolin Quiz
von Barbara van den Speulhof, Astrid Henn (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 18. März 2019

Die nahezu unerschrockenen 5

Die besten Geschichten passieren nicht in fantastischen Welten oder auf der anderen Seite unserer Erde. Nein, die besten Geschichten passieren direkt vor unserer Haustür, sie geschehen im echten Leben und tragen sich immer dann zu, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Barbara van den Speulhof beweist das mit ihrem neuen Kinderbuch, dass den vielversprechenden Titel „Die nahezu unerschrockenen 5“ trägt.

Eine Mutprobe, eine ältere Dame und ein gieriger Bürgermeister

Wie es der Titel schon verrät, erzählt das Buch von den fünf Freunden Linus, Siri, Erwin, Tilda und Fine. Sie wohnen in einem idyllischen Dörfchen mit dem wohlklingenden Namen Oberunterlinksrechtshausen. Die fünf sind eine eingeschworene Bande, obwohl Linus, der Jüngste, noch nicht ganz dazugehört. Er muss zuerst noch eine Mutprobe bestehen, so wie alle anderen auch. Und Tilda weiß auch schon genau welche. Er soll sich in das Haus der alten Wanda schleichen. Man sagt, sie sei eine Hexe und alle im Dorf meiden sie wegen ihrer seltsamen Art. Doch als Linus sich in das Haus der alten Wanda schleicht, passiert etwas Unerwartetes. Wanda entpuppt sich als nette ältere Dame, die vielleicht etwas eigen ist, aber unglaublich sympathisch. Doch Wanda hat gerade große Sorgen. Der Bürgermeister würde gerne ein Luxushotel errichten lassen, doch leider steht ihm dafür Wandas Haus im Weg. Nun möchte er sie aus ihrem Haus vertreiben und scheut dabei auch nicht vor hinterhältigen Aktionen zurück. Doch das lassen die Kinder nicht mit ihrer neuen Freundin machen und hecken einen Plan aus, wie sie Wandas Zuhause retten können.

Spannendes Kinderbuch

Barbara van den Speulhof ist hier ein wunderbares Kinderbuch gelungen. Herrlich atmosphärisch, wunderbar wild, frei und natürlich spannend erzählt sie die Geschichte der fünf Kinder, die sich für eine alte Dame einsetzen. Dabei haben sie allerdings zunächst ziemlich viel Angst vor ihr, denn Wanda genießt im Dorf keinen guten Ruf. Im Gegenteil. Neid, Vorurteile und Missgunst haben dazu geführt, dass verrückte Geschichten über sie im Umlauf sind, dass sie als Hexe bezeichnet wird und jeder sie meidet. Dabei ist Wanda nichts von alledem. Im Gegenteil. Sie ist eine liebenswürdige und unkomplizierte alte Dame, die manchmal etwas ungewöhnlich an Dinge herangeht, aber immer das richtige tut. Trotzdem würden viele sie lieber aus dem Dorf vertreiben, allen voran der Bürgermeister. Dafür wird nicht nur ihr Haus verschandelt, sondern Wanda auch des Viehdiebstals verdächtigt.
Durch die alte Dame bringt die Autorin ein ganz wichtiges Thema zur Sprache. Sie macht deutlich, was Vorurteile und schnell gebildete Meinungen bewirken. Sie zeigt, wie schnell Gerüchte Menschen in ein schlechtes Licht rücken, wie sie sie in eine Schublade stecken. Das ganze Dorf meidet Wanda, nur aufgrund ein paar gemeiner Nachreden. Und wären die fünf Kinder nicht gewesen, wäre es vermutlich immer so geblieben.
Diese fünf Kinder sind großartig ausgearbeitet. Sie sind lebendig, offen und voller großartiger Ideen. Man findet die fünf sofort sympathisch, kann sich mit ihnen identifizieren und in sie hineindenken. Voller Spannung verfolgt man die Ereignisse, staunt über ihren Ideenreichtum und über ihre Energie, etwas zu bewirken, auch wenn sie einer Überzahl Erwachsener gegenüberstehen. Zum Glück sind sie nicht ganz alleine, denn der Freund von Tildas Mutter,  ist Journalist und unterstützt die Kinder bei ihrer Hilfsaktion für Wanda. So gelingt es am Ende, dass sich alles zum Guten wendet.
Barbara van den Speulhof versteht es, eine Geschichte fesselnd und spannend zu schreiben. Dafür bedient sie sich einfacher Elemente, die aber mit Raffinesse und Anspruch zu einer großartigen Handlung verwoben wurden. Auch sprachlich überzeugt das Buch mit Wortwitz und einer dichten Erzählweise. Leser und Leserinnen können sich richtig in das Abenteuer hineinfallen lassen und darin versinken.
Die Vignetten im Buch, die zu jedem Kapitelanfang zu finden sind, wurden von Astrid Henn gezeichnet. Obwohl klein, verpackte sie in ihnen, was im folgenden Abschnitt auf die Leserinnen und Leser zukommt.

Wer also auf der Suche nach einem wunderbaren Kinderbuch ist, in dem wir fünf nahezu unerschrockenen Kindern begegnen, die ohne Smartphones, PCs und Tablets auskommen, die durch die Natur streifen, ihren Grips einsetzen und obendrein einer alten Dame helfend zur Seite stehen, der sollte an Barbara van den Speulhofs neuestem Werk auf keinen Fall vorbeigehen. Denn hier wird genau das alles geboten, vereint zu einem großartigen, spannenden Abenteuer.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:

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