Ungalli

von Lena Raubaum, Tobias Krejtschi (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 10. Juli 2024

Ungalli

Afrikanische Geschichten stecken voller Botschaften über Weisheit und Kraft. Auch nehmen Tiere in vielen Erzählungen eine zentrale Rolle ein. Beliebte Motive, die Autorinnen und Autoren immer wieder gerne aufgreifen und neu erzählen. So auch bei Lena Raubaum und der Geschichte von Ungalli.

Ein besonderer Baum

Eine große Dürre hat das Land gepackt und die Tiere werden vom Hunger geplagt. Da beschließen sie, ihre Heimat zu verlassen und einen anderen Ort zum Leben zu finden. Nur der König bleibt zurück, um die Stellung zu halten. Das Ziel der Tiere ist ein Baum, der immer Früchte trägt. Dort angekommen müssen sie jedoch feststellen, dass ihnen die Früchte verwehrt bleiben, solange sie nicht den Namen des Baumes aussprechen. Doch nur der König kennt den Namen, also machen sich nacheinander die Gazelle, der Elefant und die Schildkröte auf den Weg zu ihm. Ein jedes Tier erfährt von ihm den Namen, doch Gazelle und Elefant vergessen diesen auf dem Rückweg. Nur die langsame Schildkröte erreicht schließlich mit dem Namen das Ziel.

Ungalli

Die Kraft der Wiederholungen

In neuem Gewand und modern nacherzählt präsentieren Lena Raubaum und Tobias Krejtschi diese Weisheitsgeschichte. Es ist eine Geschichte über Wiederholungen, aber auch darüber, das nicht immer der Größte, Schnellste oder Stärkste die rettende Hilfe bringen kann.
Erzählt wird die Geschichte nach dem klassischen Märchenprinzip. Sprechende Tiere stehen vor einer Prüfung, beziehungsweise Aufgabe, an deren Ende eine Belohnung steht. Nach klassischem Erzählprinzip machen sich nacheinander drei Tiere auf dem Weg. In diesen Twist - losziehen, Lösung erfragen, zurückkehren - weben sich dann die Weisheiten dieser Erzählung ein. Da geht es zum einen um die Ausdauer, um die Kraft der Wiederholungen. Nicht nur seitens des Löwen, der sich entgegen seiner Einstellung doch dreimal dazu überreden lässt, den geheimen Namen des Baumes zu nennen. Es geht auch um die Wirkung, die das regelmäßige Wiederholen hat.
Eine zweite Botschaft bezieht sich auf die Eigenschaften der Tiere. Natürlich wird zunächst die schnelle Gazelle losgeschickt, haben die Tiere schließlich großen Hunger und so will man rasch den gesuchten Namen wissen. Doch bringt Schnelligkeit uns immer ans Ziel? Oder den mit dem größten Gedächtnis, wie hier den Elefanten? Am Ende ist es doch das langsamste, älteste und scheinbar schwächste Tier, das die erhoffte Rettung bringt.
Und so finden sich viele Gesprächsanlässe in diesem afrikanischen Märchen, das mit seinen modernen, kräftigen Bildmustern die Macht der Wiederholungen unterstreicht. Ja, deren Wirkung sogar noch zu verstärken versteht.

Ungalli

Mit „Ungalli“ bringt Lena Raubaum ein wunderschönes afrikanisches Märchen zu einer jungen Leserschaft. In ihm geht es um die Kraft der Wiederholungen, um das Miteinander und das Erkennen, dass auch der Kleinste über die größte Ausdauer verfügt. Getragen von imposanten Bildern von Tobias Krejtschi verzaubert dieses Bilderbuch und regt zu vielen Gesprächen an.

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