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Es wird oft kritisiert, dass Kinder zu viel am Smartphone sitzen und sich zu wenig abseits der digitalen Medien bewegen. Doch seien wir ehrlich, oft leben es Eltern ihnen nicht anders vor. Fatale Smartphone-Unfälle bringen in diesem Roman Kinder auf ungewöhnliche Art zusammen, die dann aufgrund noch ungewöhnlicherer Umstände einen Coup landen…

Ein neues Zuhause für Smartphone-Waisen

Marla leitet ein besonderes Waisenhaus, nämlich ein Heim für Smartphone-Waisen. Das sind Kinder, deren Eltern durch einen Unfall mit ihrem Handy ums Leben gekommen sind. Sie selbst war ebenfalls eine Smartphone-Waise, nachdem ihre Eltern beim Knipsen eines Selfies einen Schritt zu weit nach hinten gegangen sind. Mittlerweile leitet sie ein Waisenhaus, für Kinder mit ähnlichem Schicksal. Doch nun ist dieses in Gefahr. Es ist baufällig und soll daher abgerissen werden. Bei einem Ausflug in die Stadt helfen Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani einer älteren Dame namens Hermine mit ihren Einkäufen. Wie sich herausstellt ist diese Besitzerin eines Schlosses, in dem noch reichlich Platz für die Kinder wäre. Doch leider will ihr fieser Sohn sie ins Altenheim stecken und das Schloss für sich haben. Die Kinder müssen sich also etwas einfallen lassen. Da kommt ihnen die Idee, Hermines Enkelsohn zu entführen und einen Erpresserbrief zu schreiben. Doch der Plan geht schief und verwandelt sich nach und nach zu einem Gemälderaub, der so manchen Profieinbrecher vor Neid erblassen lässt.

Turbulenter Kinderkrimi mit Suchtpotential

Mit dem „Schloss der Smartphone-Waisen“ präsentiert Salah Naoura einen fantasievollen Kinderkrimi, mit viel schwarzem Humor und charismatischen Figuren. Zunächst beginnt die Geschichte eher nachdenklich, ja fast schon traurig, wenn wir von Marla Madelhuber lesen, deren Eltern sie an ihrem Geburtstag allein lassen und stattdessen eine Urlaubsreise unternehmen. Eine, von der sie wegen ihrer Smartphone-Verliebtheit jedoch nie zurückkommen. Es ist fast schon makaber, wie der Autor das Buch einleitet, aber gleichzeitig steckt so manches Wahre dahinter. Dieser Anfang ist weniger dazu gedacht, um Kinder zu schockieren, sondern um Erwachsenen einen Spiegel vorzuhalten.
Doch rasch kippt dieser düstere Einstieg und nimmt eine ziemliche Wendung. Ja, wir lernen noch ein paar weitere Kinder kennen, die ihre Eltern aufgrund deren Smartphone-Besessenheit verloren haben. Doch die mittlerweile erwachsene Marla bietet ihnen ein Zuhause, in dem sie sich wohlfühlen, sich entfalten können und ihren kindlichen Ideen freien Lauf lassen können. Damit nimmt ein Kinderkrimi seinen Anfang, den man als wild und rasant, urkomisch und spannend bezeichnen kann. Entführung, Erpressung, Kunstraub - nichts lassen unsere jungen Waisen unversucht, um ein Dach über den Kopf zu haben. Sehr interessant ausgearbeitet sind einzelne Erwachsene, die sie während dieses Weges begleiten und ganz bewusst wegschauen oder sich unschuldig-naiv geben, wenn es für die Kinder erforderlich ist. So lässt die Handlung die Leser- und Hörerschaft immer wieder sprachlos, aber mit einem Schmunzeln im Gesicht zurück. Salah Naoura erzählt nicht nur einfallsreich und charmant, er spielt auch mit der Sprache, bringt doppeldeutige Situationen ein, über die wir Erwachsene wissend schmunzeln.

Lesevergnügen aus dem Carlsen Verlag

Die Hardcover-Ausgabe ist im Carlsen Verlag erschienen. Sie ist ein rechter Schmöker, der mit ausgewogenen Verhältnis von schwarz-weiß Illustrationen zur seinem Lesepublikum kommt. Diese Bilder von Kai Schüttler sind nicht nur gut platziert, sie sind auch sehr pointiert gezeichnet. Damit unterstützen sie den Lesefluss und bieten hier und dort etwas fürs Auge.

Hörspaß aus dem Silberfisch Verlag

Ein unterhaltsames Hörvergnügen bietet der Silberfisch Verlag. Der Autor liest das Buch selbst, wodurch es eine besondere Note bekommt. Salah Naoura weiß am besten, wann er welchen Tonfall anschlagen muss, welche Szenen er dramatisch, sarkastisch, ironisch, lustig oder traurig klingen lassen muss. Herausgekommen ist ein Hörbuch, das die Geschichte unterhaltsam und spannend zur Hörerschaft trägt. Es fällt schwer, dieses zu unterbrechen, denn schnell taucht man ein in die Welt der Smartphone-Waisen und ihre Suche nach einem neuen Zuhause.

 

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