Häufiger als noch vor ein paar Jahren, begegnet Kindern das Thema Transgender. Das liegt aber nicht daran, dass es mehr intergeschlechtliche Menschen gibt, sondern dass wir langsam beginnen, über das Thema zu sprechen. Noch immer haben wir Berührungsängste. Die Wiener Autorin Franz Orghandl setzt sich mit diesem Thema in einem ganz besonders herzerwärmenden Kinderbuch auseinander.
Leo kommt einer Verwechslung auf die Spur
Leo hat es immer gespürt, nun ist er sich ganz sicher: Bei ihm wurde etwas verwechselt. Doch nicht etwa sein T-Shirt oder sein Rucksack. Nein, er wurde verwechselt. Die Erwachsenen glauben, er wäre ein Bub, dabei ist er doch ein Mädchen! Und er heißt auch nicht Leo, sondern Jennifer. Während der dicke Gabriel und die Anne aus seiner Schule das sofort verstehen, tun seine Eltern das als Unsinn ab. Leo ist ein Bub, und fertig. Dabei hat sogar der Schulwart Bedlinski gesagt, dass es Frauen mit Penis gibt. Schon bald ist Jennifer klar, dass sie und ihre Freunde die Sache selbst in die Hand nehmen müssen, wenn sie Jennifers Eltern von der Verwechslung überzeugen wollen.
Transgendergeschichte mit Esprit
Franz Orghandl erzählt mit „Der Katze ist es ganz egal“ eine Problemgeschichte, die gar keine ist. Die Autorin verzichtet auf überflüssige dramatische Beschreibungen und gefühlslastige Roadtrips. Stattdessen erzählt sie mit dem typischen Wiener Schmäh (und auch in Wiener Mundart), wobei ihr Ton ein wenig an Christine Nöstlingers Stil erinnert.
In ihrer Geschichte geht es also um einen Jungen, der sich selbst aber nicht als Buben, sondern als Mädchen fühlt. Natürlich sorgt das für Probleme - jedoch nicht unmittelbar bei seinen Freunden, sondern in erster Linie bei seiner Familie. Die haben nämlich ein großes Problem, Leo als Jennifer zu akzeptieren. An dieser Stelle gelingt es der Autorin, nicht zu sehr auf die Grundthematik Transgender einzugehen, sondern einfach Leo bzw. Jennifer so darzustellen, zu akzeptieren und hinzunehmen, wie sie ist. Sie verzichtet auf psychologischen Tiefgang und baut stattdessen einen feinen, schlauen Humor ein. Dieser liegt zwischen den Zeilen und nimmt vor allem die Erwachsenen auf die Schippe, die in ihrer Borniertheit an Werteinteilungen festhalten. Es gibt Schwarz, es gibt Weiß, aber nichts dazwischen. Jennifer zeigt ihnen, dass es dazwischen sehr wohl etwas gibt. Viele Grautöne und eben sie.
Während die Erwachsenen also dicht machen, sind es ihre Mitschüler, die zu Jennifer halten. Die sie bestärken und dabei unterstützen, ihre eigene, individuelle Identität zu sein. Denn finden braucht Jennifer diese nicht mehr.
Der feine Humor dieser Geschichte wird auch durch die grafische Gestaltung unterstützt. Kindliche Strichzeichnungen spiegeln den Witz brillant wieder und die kreuz und quer als Randnotiz eingefügten Begriffserklärungen (das Buch spielt ja nicht nur in Wien, sondern ist auch auf Wienerisch geschrieben) tun ihr Übriges.
„Der Katze ist es ganz egal“ ist ein erfrischend anderes, mutiges und witziges Kinderbuch. Es ist ein Buch, das das Thema Transgender aufgreift, aber es nicht überdramatisiert. Stattdessen erzählt sie es aus der Sicht und mit den Augen eines Kindes, mit seiner Unschuld und Naivität und bringt gerade damit Verständnis für alle Beteiligten mit.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:02/2020
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Umfang:104 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:9 Jahre
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ISBN 13:9783954702312
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Preis (D):13,00 €