Vorurteile sind einem nicht in die Wiege gelegt, man bekommt sie im Laufe seines Heranwachsens anerzogen. Darum sollten wir schon Kindern zeigen, wie vielfältig und divers unsere Welt ist. Sie sollten früh lernen, dass Anderssein ganz normal ist und jeder so sein soll, wie es das eigene Bauchgefühl sagt. Ein schönes Kinderbuch, dass genau diese Botschaft vermittelt, ist Frank Maria Reifenbergs „Herr K macht Wiau“.
Hund oder Katze?
Herr K ist ein Buchladenkater und mit Spitzmaus Mimosa verlobt. Als er eines morgens aufwacht, ist etwas anders. Herr K fühlt sich nicht als Katze, sondern als Hund. Seine Verlobte Mimosa macht gleich einen Test: Macht Herr K Sitz auf Befehl? Möchte er den Postboten in die Wade beißen? Holt er gerne Stöckchen? Und kann er Bellen? Nunja, das Bellen geht einigermaßen, aber alles andere beantwortet Herr K klar mit einem Nein. Doch was weiß eine Spitzmaus schon? Die beiden Möpse Foufou und Toutou können hierbei schon besser helfen. Sie laden Herrn K zum Fußballspiel mit ihren Hundefreunden ein und die stellen klar: Ein Hund braucht einen Schwanz zum Wedeln (hat Herr K), ein Fell zum Kuscheln (ebenfalls vorhanden), Beine zum Rennen (ja) und Pfoten zum Buddeln (auch die sind da). Also ist Herr K ganz eindeutig ein Hund. Doch was sagt die gegnerische Katzenmannschaft dazu?
Identitätskrise im Tierreich
Nicht nur wir Menschen wachen eines Morgens auf und fühlen uns in unserer Haut anders, auch im Tierreich gibt es Vertreter, die sich nicht so wie ihre Artgenossen benehmen oder verhalten. Dabei sind ungewöhnliche Tierfreundschaften nichts Außergewöhnliches mehr. Hund und Katze, Katze und Maus - alles das hat man schon gesehen. Aber eine Katze, die sich als Hund fühlt, ist etwas ganz Anderes. Und dieses Anderssein ist der Stoff für diese originelle und kindgerechte Geschichte über die wichtigen Themen Toleranz und Diversität. In ihr wird mit Vorurteilen und Rollenklischees aufgeräumt. Das beginnt schon bei Herrn K und Mimosa, die verlobt sind, obwohl sie nicht zur gleichen Art gehören, die eine sogar auf dem Speiseplan des anderen steht. Weiter geht es mit der Freundschaft zu den beiden Möpsen bis hin zu Herrn Ks Outing. Mit viel Humor und Charme erzählt Frank Maria Reifenberg seine tierische Geschichte, in der es um die Frage geht, wo man hingehört, wer man ist und vor allem, wer man sein darf. Beantwortet wird diese sehr gut. Nach kurzem Zögern, kurzem Zweifeln steht erst Mimosa, später auch die anderen Hunde hinter Herrn K. Denn es ist egal, ob Hund oder Katze - an Herrn Ks Charakter, an der Beziehung zu den anderen Tieren ändert das nichts. Mimosa bleibt seine Verlobte und die Leckerlies schmecken allen Hunden gleichermaßen gut. Nettes Detail am Rande: Die Besitzer der Möpse Toutou und Foufou sind zwei verheiratete Männer. Ein Umstand, der bei den Menschen anfangs für Stirnrunzeln gesorgt hat, den Tieren aber herzlich egal war. Diversität und Toleranz gibt es also auch im Tierreich.
So entfaltet sich ein tierisches Abenteuer, an dessen Ende eine klare Botschaft steht: Jeder soll so sein, wie er möchte, wie es sich für jeden einzelnen richtig anfühlt. Man wird dadurch keine schlechtere Person. Herr K bleibt am Ende der liebenswerte Bewohner eines Buchladens und Verlobte von Spitzmaus Mimosa.
Begleitet wird die Geschichte von Sonja Kurzbachs farbenfrohen Illustrationen. Diese sind sehr lebendig und verstehen den feinen Humor der Geschichte gut aufzugreifen. So runden sie das Buch perfekt ab.
„Herr K macht Wiau!“ ist ein besonderes (Vor-)Lesevergnügen für die ganze Familie. Charmant, unaufgeregt und mit einer feinen Portion Humor erzählt Frank Maria Reifenberg von einer Katze, die sich als Hund fühlt. Gekonnt überträgt er die wichtigen Themen Diversität und Toleranz in die Tierwelt und zeigt, dass es völlig egal ist, wie sich jemand sieht, solange er das Herz am rechten Fleck hat. So wie es bei Herrn K der Fall ist.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:02/2021
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Umfang:80 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:5 Jahre
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ISBN 13:9783965940864
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Preis (D):14,00 €