Literatur entwickelt sich weiter. Auch die Trennungen zwischen verschiedenen Genres und Medien sind längst nicht mehr so strikt, wie sie früher waren. Ob Roman, Graphic Novel oder Comicroman, jene Form hat ihre Daseinsberechtigung. Kein Wunder also, dass Frank M. Reifenberg gemeinsam mit Illustrator Maleek ebenfalls neue Wege geht. Denn das neue Werk „Aristide Ledoux – Meisterdieb wider Willen“ weigert sich, als Werk in eine Schublade gesteckt zu werden.
Nächtliche Fallen
Aristide ist ein Waisenjunge im frühen 20. Jahrhundert, lebt aber trotzdem auf einem großen Anwesen, das ihm sein Onkel hinterlassen hat. Doch während er sich tagsüber von seiner Hausdame Madame Plumard und einem zweiten Diener umsorgen lässt, ist er des Nachts auf ganz anderen Pfaden unterwegs. Denn er ist „Die Katze“, ein Einbrecher, der vor keinem Verbrechen zurückschreckt. Tatsächlich erhält er regelmäßig Verkleidungen, mit denen er ihm übertragenen Aufgaben nachgeht. Genauso scheint die aktuelle Nacht ebenfalls zu beginnen, doch dann ist alles anders. Denn seine Kutsche erweist sich als tödliche Falle, die im Meer versenkt wird.
Ein abenteuerlustiges Mädchen und ihr treuer Freund
Leontine ist ein Mädchen mit ganz eigenen Vorstellungen vom Leben. Sie liest gerne, insbesondere Abenteuer, in denen Frauen keine Hilflosen Anhängsel sind. Als ihr Freund Julien den bewusstlosen und beinahe ertrunkenen Aristide präsentiert, den er aus einer versunkenen Kutsche gerettet hat, sieht sie endlich die Möglichkeit für ein Abenteuer. Als Aristide wieder erwacht, hat er sein Gedächtnis verloren. Er weiß weder wie er heißt, noch wo er ist und schon gar nicht, wie er in diese prekäre Lage geraten ist. Ein großes Geheimnis umgibt das ganze Thema und nimmt gerade erst seinen Anfang – drei junge Leute und ein kleines Äffchen sind mittendrin.
Natürlich findet der Protagonist im Laufe der Handlung seine Erinnerungen zumindest teilweise wieder und kann so der Beschreibung im Klappentext gerecht werden. Es gibt Diebstähle und Abenteuer. Bemerkenswert an dem Werk ist aber, dass sich Romanteile, Seiten mit großflächigen Illustrationen und komplette Comicabschnitte mit Sprechblasen abwechseln. Wird das Werk dadurch zur einer Graphic Novel? Ist es ein Comicroman? Nun, im Grund ist das egal, solange das Werk spannend ist und unterhält. Das ist definitiv der Fall, auch wenn die Erzählgeschwindigkeit in den verschiedenen Abschnitten stark variiert. Autor und Illustrator gelingt es tatsächlich, auch beim Lesen mit verschiedenen Ebenen ein wenig zu verwirren. Am Ende des Buchs fragt man sich: Was war jetzt Roman und was eine Abenteuergeschichte eines Schriftstellers im Buch? Das herauszufinden ist wahrlich schwierig und bedarf einiges an Denkarbeit.
„Aristide Ledoux – Meistdieb wider Willen“ ist ein Werk, das Frank M. Reifenberg und Illustrator Marleek gemeinsam geschaffen haben. Ein Balanceakt zwischen Roman, Comicroman und Graphic Novel führt beim Lesen ins Paris des frühen 20. Jahrhunderts, wo die ganze Stadt auf der Suche nach einem Einbrechergenie ist. Dessen Rätsel kann man beim Lesen größtenteils lösen – und das mit sehr viel Spannung und tollen Illustrationen.
Details
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Erschienen:08/2025
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Umfang:192 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:11 Jahre
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ISBN 13:9783423765947
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Preis (D):18,00 €