Ich bin Alex

von Jean-Loup Felicioli
Rezension von Janett Cernohuby | 11. Oktober 2022

Ich bin Alex

Es gibt nur wenige gute Bücher, die trans Personen zu Wort kommen lassen und ihre Lebens- und Gefühlswelt abbilden. Doch gerade für Kinder, die auf der Suche nach der eigenen Identität sind, ist es enorm wichtig zu erfahren, dass sie, so wie sie sind, genau richtig sind. Auch wenn sie im falschen Körper geboren wurden. Jean-Loup Felicioli hat mit „Ich bin Alex“ ein solches Buch geschrieben.

Ein Neuanfang für Alex

Es ist nicht nur ein neuer Tag, es ist auch ein neues Schuljahr in einer neuen Schule. Was für viele maximal mit etwas Aufregung verbunden ist, ist für Alex so viel mehr. Denn nachdem sie an ihrer alten Schule von anderen Schulkindern abgelehnt, ja regelrecht angefeindet wurde, hat ihre Familie in einem fremden Land und in einer fremden Stadt noch einmal neu angefangen. Doch die Angst bleibt. Die Angst vor der Ablehnung. Die Angst vor Anfeindungen. Die Angst, nicht akzeptiert zu werden. Denn Alex ist ein Mädchen, das im Körper eines Jungen geboren wurde. Schnell freundet sie sich mit Zoé an, einem lebensfrohen Mädchen voller Energie. Beide verbindet die Liebe zur Musik, beide teilen Geheimnisse und lachen zusammen. Doch eines traut Alex ihrer Freundin nicht zu erzählen: ihr großes Geheimnis. Mit der Zeit findet es Zoé heraus. Anders als Alex es zunächst erwartet, reagiert Zoé nicht mit Ablehnung, sondern mit Verständnis und Liebe.

Ich bin Alex

Eine bewegende Geschichte

Jean-Loup Felicioli erzählt hier eine unglaublich bewegende und rührende Geschichte. Alex ist ein sanftes, liebes Mädchen, das in seinem jungen Leben schon viel Kummer ertragen musste. Das erfährt die Leserschaft bereits sehr früh, auch wenn der Autor lange Zeit nur andeutet, was der Hintergrund dafür ist. Zunächst lässt er uns erst einmal in die Gefühlswelt seiner Protagonistin hineinfühlen. Wir lernen ihr sanftes, manchmal zerbrechlich wirkendes Wesen kennen. Wir erleben durch ihre Augen, wie sie versucht, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Allgegenwärtig ist ihre Angst, erneut auf Ablehnung und Anfeindungen zu stoßen. Ihre Familie ist sehr liebevoll und respektvoll. Sie akzeptieren Alex so, wie sie ist, sprechen ihr Mut zu und stehen immer hinter ihr. Auch ihre Freundin besitzt diese Charakterzüge, wenngleich Alex lange Zeit befürchtet, dass dem nicht so ist. Doch kann man es ihr verübeln, nach all den schlimmen Erfahrungen?
Mit seinem Buch hilft Jean-Loup Felicioli Stereotypen zu überwinden. Er baut Brücken und setzt sich gegen Diskriminierung ein. Transidentität ist keine Krankheit und keine vorrübergehende Phase. Es ist ein Leidensdruck, der je nachdem wie die Umgebung reagiert, unterschiedlich ist. Alex hat in ihrer alten Heimat viel gelitten. Wie sie es schafft, neuen Mut und vor allem neues Vertrauen zu finden, wird in diesem Buch erzählt.

Ich bin Alex

„Ich bin Alex“ ist die Geschichte eines Mädchens, das im Körper eines Jungen geboren wurde. Es ist ein Buch, das aufklärt und dass zeigt, wie sehr trans Personen leiden. Es ist ein notwendiges Buch, dass Kindern und Jugendlichen Mut macht, so zu sein, wie sie sich fühlen. Dass ihnen zeigt, dass ihre Gefühle in Ordnung sind und sie sich für nichts schämen brauchen. Denn schämen müssen sich nur die, die ihnen mit Vorurteilen und Intoleranz begegnen.

Details

Bewertung

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