Mein Schatten ist Pink

von Scott Stuart
Rezension von Janett Cernohuby | 05. Oktober 2021

Mein Schatten ist Pink

Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, in einer modernen und toleranten Zeit zu leben. Das klappt im Groben und Ganzen auch ganz gut. Nur manchmal gibt es Alltagssituationen, in denen wir dann doch lieber an alten Rollenbilder und Klischees festhalten. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es um unsere Kinder und ihr Erscheinungsbild in der Gesellschaft geht.

Die Farbe des Schattens

Ein kleiner Junge steht vor seinem Schatten und betrachtet diesen ganz genau. Dabei stellt er fest, dass der von seinem Vater groß und blau ist, ebenso wie der seines Opas. Nur sein eigener Schatten ist pink. Der Junge mag „Mädchensachen“, also Bücher und Ponys, und am allerliebsten mag er Kleider. Solche die glitzern und dessen Röcke umherwirbeln. Doch was dem Jungen so gefällt, finden manchen Menschen seltsam und nicht normal. Vor allem seine Klassenkameraden schauen ihn ganz komisch an. Traurig und verunsichert zieht sich der Junge in sein Zimmer zurück, versteckt sein Kleid in der dunkelsten Ecke. Nie wieder will er es anziehen! In diesem Augenblick setzt sich sein Vater zu ihm und macht ihm Mut. Anders sein ist gut, sagt er, denn es kommt auf andere Werte an, als auf die Farbe seines Schattens.

Mein Schatten ist Pink

Diversität, Gleichberechtigung und festgefahrene Rollenbilder

Mädchensachen und Jungskram - althergebrachte Vorstellungen und festgefahrene Rollenbilder sind leider immer noch weit verbreitet. Und leider auch noch überall anzutreffen. Genau das zeigt der Autor in diesem Bilderbuch. Gefühlvoll und aus der Ich-Perspektive erzählt, stellt uns Scott Stuart einen bewusst namenlos gelassenen Jungen vor, der all die Dinge toll findet, die man gemeinhin als „Mädchensachen“ bezeichnet. Dafür wird er schief angesehen und ausgelacht. Der gewählte Erzählstil berührt und geht unter die Haut. Die Schatten in dieser Geschichte stehen für das Spiegelbild der Seele. Sie zeigen, wie sich die Figuren wirklich fühlen. So erkennt man, dass selbst der Vater zunächst zweifelt und sich Sorgen um seinen Sohn macht. Man erkennt aber ebenso (und nicht nur die Leserschaft, sondern auch kleine Junge), dass viele Menschen einen ganz anderen Schatten haben, als sie nach außen zeigen. Sie stehen nicht zu sich selbst, sondern erfüllen Klischees. Sie fügen sich in Rollen, die ihr Umfeld ihnen vorgibt und die man von ihnen erwartet. Sie sind aber nicht das, was sie in ihrem Inneren gerne sein würden. Am Ende ist es der anfangs unsichere Vater, der den kleinen Jungen dazu ermutigt, er selbst zu sein. Der ihm erklärt, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf das, was in uns drinnen steckt. Mutig und selbstbewusst geht der Junge zurück in seine Klasse und findet dort Akzeptanz und Freunde.
Scott Stuart präsentiert ein wundervolles Bilderbuch, wie es noch sehr viele brauchen wird. Ob man die teilweise holprigen Reime mag, ist wohl Geschmackssache. Die Botschaft dahinter jedoch ist ganz klar und wichtig. Für alle Jungs in Röcken, aber auch für Eltern, Pädagog*innen, Lehrer*innen und andere Kinder.

Mein Schatten ist Pink

„Mein Schatten ist Pink“ ist ein Bilderbuch über Diversität und überholte Rollenbilder. Es ist ein Plädoyer zu seinen Interessen und Vorlieben zu stehen. Der zu sein, der man sein möchte. Egal was Klischees und Vorurteile sagen, denn diese sind längst überholt. Nur ist das noch nicht bei allen angekommen. Hoffen wir, dass dieses Bilderbuch bei der Aufklärung hilft, so dass viele Jungs stolz zu ihrem pinkfarbenen Schatten stehen können - ohne Angst vor Diskriminierung.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    My Shadow is Pink
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    06/2021
  • Umfang:
    40 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    5 Jahre
  • ISBN 13:
    9783649639961
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
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  • Gefühl:
  • Illustration:

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