---

Leseratten kamen schon mal mit dem kleinen Fehlerteufel in Kontakt. Hier hat er einen Buchstaben doppelt eingebaut, dort hat er ein Satzzeichen vergessen. Kleine Hoppalas, die uns beim Lesen kurz stolpern und dann auch mal schmunzeln lassen. Doch bei Josh Lieb ist es anders. Hier hat sich kein Fehlerteufel eingeschlichen, sondern ein Dieb. Und der hat das komplette Kapitel 2 gestohlen. Glaubt ihr nicht? Na dann lest weiter.

Auf der Suche nach Kapitel 2

Kapitel 2 ist weg.
Damit begrüßt uns ein kleiner Käfer direkt in Kapitel 1 und bittet um Mithilfe. Gestern sei Kapitel 2 noch da gewesen, nun fehle es. Wer es nicht glaubt, könne sich ja selbst davon überzeugen und einfach weiterblättern. Tatsächlich, hier landet man direkt in Kapitel 3. Da hilft auch kein Zurück- und wieder Vorblättern, Kapitel 2 bleibt verschwunden. Und so beginnt ein aberwitziger und schräger Krimi in Bilderbuchform. Hauptkommissarin McGonagle betritt die Bildfläche, ebenso Hausmeister Milo, der das Buch sauber hält. Manchmal geht er dabei sehr störrisch und eigensinnig vor. Eben so, wie Hausmeister zuweilen sind. Da kehrt er ganz einfach mal alle Ms zusammen, dort verschiebt er einen Punkt und kurz darauf klaut er gleich alle Satzzeichen aus den folgenden Sätzen. Bei so viel Durcheinander bleibt es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Da kann es leicht passieren, dass man versehentlich auch mal in eine völlig fremde Geschichte rutscht. Aber nur ganz kurz und nur ein Kapitel lang.
Irgendwann ist die Sache klar, der Täter erkannt und Kapitel 2 gefunden. Mehr oder weniger...

Überraschend anderes Bilderbuch

Witz und Humor ja, aber nicht immer die gleichen Motive? Bitte sehr, dieses Bilderbuch entspricht genau diesen Wünschen. Es ist total witzig, unglaublich schräg und wartet mit einer Geschichte auf, die man so nicht erwartet hätte. Eine Geschichte, die unglaublich konstruiert ist, aber genau dadurch funktioniert und überzeugt. Es geht um die Suche nach einem verschwundenen Kapitel, die voller Anspielungen, bewusst gewählter Klischees und auch origineller Witze steckt. Der Erzähler, ein kleiner brauner Käfer, spricht die Leserschaft direkt an und bindet sie damit auch in gewisser Weise in die Suche mit ein. Die Geschichte ist erfrischend anders. Sie ist keine typische Bilderbuchgeschichte, wirkt manchmal orientierungslos, schafft es dann aber immer wieder zum eigentlichen Kern zurückzukommen. Das ist es, was den Humor ausmacht und Kinder zu einer originellen Fantasiereise einlädt. Lassen sie sich darauf ein, erleben sie ein Abenteuer abseits gewohnter Handlungsverläufe, aber dafür mit komischen und verrückten Ideen. Getragen wird dies von Nikolai Rengers Illustrationen. Wenn wir ehrlich sind, gibt es keinen Illustrator, der die Bilder treffender hätte zeichnen können. Die Figuren sind nicht nur herrlich witzig. Die Wahl, sie als Käfer und Amphibien darzustellen, verleiht dem Ganzen einen völlig anderen Klang. Es unterstreicht das Surreale und Komische. Nikolai Renger schöpft aus den Vollen und verleiht seinen Figuren urkomische Gesichtsausdrücke und Kleidung. Man kann es nicht anders als großartig bezeichnen. Illustrationen und Text passen einfach perfekt zusammen, ergänzen sich und lassen ein einzigartiges (Vor-)Leseerlebnis entstehen.

Könnte Ihnen auch gefallen: