Game Changer


Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen
von Neal Shusterman
Rezension von Emilia Engel | 26. November 2021

Game Changer

Was wäre, wenn du der Mittelpunkt der Welt wärst? Was würdest du verändern, wie würde die Welt dann aussehen? Ash passiert wider Erwarten genau das. Ganz plötzlich und ungewollt verändert er die Welt auf eine Art, die ihm die Haare zu Berge stehen lassen. Wie er das Ganze rückgängig machen kann, weiß er nicht. Beim Versuch dabei muss Ash feststellen, dass selbst kleine Dinge große Veränderungen hervorrufen können und kleine Veränderungen die Welt bedeuten.

Ashley, kurz genannt Ash, ist Footballer, genau gesagt Linebacker. Ash weiß, dass er als Linebacker nie im Mittelpunkt stehen wird. Dafür sind die Quarterbacks zuständig, wie zum Beispiel Layton. Doch das ist Ash egal, denn er liebt es einfach das zun tun, was er tut und seine Tackles sind phänomenal. Bis eines Tages einer seiner Tackles wirklich die Welt verändert.
Es ist zuerst nur eine kleine Veränderung, doch sie verwirrt Ash total. Etwas, das sein Leben lang immer genau auf diese eine Weise war, ist nun anders und alle behaupten, das wäre immer schon so gewesen. Doch dann trifft er auf Kate, Laytons Freundin, die sich ebenfalls an eine andere Welt erinnern kann, wenn auch nur dunkel. Ash lässt das erst einmal erleichtert aufatmen, denn es bedeutet, dass er vielleicht doch nicht wahnsinnig geworden ist. Doch was soll oder kann Ash jetzt unternehmen?
Und schwupps, ist Ash schon in der nächsten Version unserer Welt. Doch diesmal ist die Veränderung eine weit schwerwiegendere. Denn plötzlich gibt es wieder die Rassentrennung und sein bester Freund Leo ist nicht mehr sein bester Freund, da dieser schwarz ist. Eine Welt in der schwarz und weiß getrennt sind, ist auf so vielfache Weise falsch. Ash würde alles tun, um das rückgängig zu machen. Kate versucht ihm eine Hilfe zu sein, doch sie müssen extrem aufpassen, denn ihr Freund Layton ist sehr eifersüchtig und gebieterisch. Doch dann bekommt Ash eine Erklärung für alles von einer ganz anderen Seite.
Kann Ash das Schlamassel wieder geradebiegen? Was werden all die Veränderungen in ihm selbst bewirken?

Neal Shusterman präsentiert uns wieder eine ganz außerordentliche Geschichte und ein interessantes Gedankenexperiment. Ash, der Protagonist, ist an sich kein außergewöhnlicher Junge. Er stellt die Art Jugendlicher dar, die vermutlich den Großteil der Teenager ausmacht. Ash ist ein eher durchschnittlicher und engagierter Sportler, doch nicht der, der im Rampenlicht steht. Würde man ihn fragen, würde er sich selbst vermutlich als aufgeschlossenen und toleranten Menschen ansehen. Doch der Lauf der Ereignisse zeigt ihm, dass er doch sehr mit Scheuklappen durchs Leben gelaufen ist. Als unerwarteter und allen anderen unbekannter Mittelpunkt der Welt, verändert er die ihm bekannte Welt - und das unbewusst, denn kontrollieren kann er das Ganze nicht. Was dabei herauskommt lässt ihm die Haare zu Berge stehen.
Es gibt so vieles, das er in den kommenden Ereignissen lernt und das macht das Buch so aufregend. Ash lernt verschiedene Blickwinkel kennen, die ihm so nie bewusst waren. Shusterman schafft es immer wieder, die Leser*innen zu überraschen. Vom Spannungsbogen her schafft es diese Geschichte nicht ganz an die anderen Bücher dieses Autors heranzukommen. Sie ist fesselnd geschrieben, doch nicht in der Richtung Action sondern eher so, dass es zum Nachdenken animiert.
Die Erklärungen, warum Ashley plötzlich solche Macht hat und wie das Ganze funktioniert, kommt aus der fantastischen Richtung - da wollen wir auch nichts vorwegnehmen. Doch ganz überzeugt hat uns diese Erklärung nicht. Wo wir sonst mehr Beschreibung seitens des Autors gewohnt sind, bleibt es hier diesmal relativ vage. Aber es ist durchaus möglich, dass dies gewollt ist, damit andere Teile der Geschichte im Fokus bleiben können - wie etwa Rassismus und Sexismus.
Das sind allesamt wichtige Themen, die wirklich gut dargestellt werden. Der Leser kann gemeinsam mit Ash in verschiedene Rollen schlüpfen - jede ist für sich herausfordernd und jede lehrt den Protagonisten etwas anderes.

Alles in allem haben wir hier wieder ein sehr gut gelungenes Werk von Neal Shusterman. Die Geschichte ist ausgefallen und auf ihre Art mitreißend erzählt. Gebannt verfolgen die Leser*innen, wie Ash von einer Welt in die andere schlittert oder besser gesagt, vom Regen in die Traufe. Die Hoffnung bleibt, dass Ash vielleicht doch am Ende alles gerade biegen kann. So wie jeder einzelne Leser und Leserin es in der Hand haben, die Welt zum Guten zu verändern - oder zum Schlechten.

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