Dry

Antolin Quiz
von Neal Shusterman, Jarrod Shusterman
Rezension von Emilia Engel | 22. Mai 2019

Dry

Erst wenn du den letzten Tropfen aus der Wasserleitung getrunken hast und es im Supermarkt nichts Trinkbares mehr zu kaufen gibt, merkst du, wie sehr du Wasser brauchst und wie schnell der Durst kommt. Ohne Aussicht auf rasche Hilfe - wie weit bist du bereit zu gehen, um dir und deiner Familie das Leben zu retten? Kannst du deine Menschlichkeit bewahren, wenn alle anderen sie schon längst verloren haben? Und spielt das denn wirklich noch eine Rolle?

Alyssa, ihren kleinen Bruder Garrett und ihre Eltern trifft es ganz überraschend, als plötzlich halb Kalifornien das Wasser abgedreht wird. Schon lange gab es  Anzeichen von Wasserknappheit. Auf Wasserverschwendung waren hohe Strafen ausgesetzt, aber dass es soweit kommen könnte, hat niemand wahrhaben wollen. Die Supermärkte wurden längst leer geräumt. Jeder Tropfen Wasser ist für das Überleben wichtig. Das heiße Wetter macht die Wasserknappheit nur noch schlimmer. Als dann noch mehr Unvorhergesehenes passiert, müssen sich Garret und Alyssa auf die Hilfe ihres Nachbarn Kelton verlassen - Kelton, der Nerd von nebenan, der Alyssa immer schon etwas merkwürdig vorkam.
Kelton und seine Familie trifft die Wasserknappheit und der damit einhergehende Zerfall der Gesellschaft alles andere als unvorbereitet. Schon seit vielen Jahren bereitet sich die Familie auf die Apokalypse vor. Unter den Nachbarn waren sie immer die Spinner von nebenan. Kelton, der schon lange ein Auge auf Alyssa geworfen hat, ist ihr gern eine helfende Hand. Die Hilfe, die Alyssa zu Anfangs noch argwöhnisch annimmt, wird schon sehr bald lebenswichtig. Kelton wandelt sich immer mehr vom Nerd zum Freund. Und Freunde sind in diesen Zeiten rar und unerlässlich.
Gemeinsam müssen die Freunde schon sehr bald aus ihrem Zuhause flüchten und hoffen, dass Kelton sie zu einem sicheren Ort führt, der Schutz und Wasser verspricht. Auf dem beschwerlichen Weg treffen sie auf allerhand üble Gestalten und lebensgefährliche Situationen. Denn schon bald macht der Durst die Menschen unberechenbar und gefährlich.
Ob und wie sie alles überleben, steht in den Sternen, denn manchmal sind es nur Minuten und einige Tropfen Wasser die zwischen Leben und Tod stehen.

Neal Shusterman ist ein Meister seines Fachs. Den neuen Jugendroman “Dry” hat er dieses mal mit seinem Sohn Jarrod geschrieben, der für Film und Fernsehen Drehbücher schreibt. Man kann ruhig behaupten, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Dennoch muss man sagen, dass dieses Buch nicht ganz die übliche Genialität eines Shustermans erreicht.
Die Geschichte spielt in der nahe Zukunft in Kaliforniens. Das Szenario scheint erschreckend nah im Bereich des Möglichen. Die Autoren schaffen es ausgezeichnet darzustellen, wie bei den Menschen langsam die Erkenntnis einsickert, dass sie ein Problem haben und dass die Hoffnung auf Hilfe von außen eine vergebliche sein könnte. Auch wie schnell die Menschen ihre Moral über Bord werfen, wenn es um das nackte Überleben geht, wird thematisiert.
Die Geschichte hat vereinzelt langsamere Passagen, doch im großen Ganzen ist sie wie ein spannender Roadmovie. Die Teenager sind den größten Teil des Buch in Bewegung. Neue Gefährten tauchen auf, die sie mehr oder weniger freiwillig mitnehmen. Die Charakteren sind vollkommen verschieden. Jede hat mit seinem eigenen Verlust zu kämpfen und zusätzlich mit den Nebenwirkungen des quälenden Durstes.
Einer der interessantesten Aspekte des Buches ist die Prepper-Thematik. Kelton, seine Familie und mit welchen Maßnahmen sie die Apokalypse schon erwartet haben. Das ist ein Thema, dass sicher viele Leser begeistern wird. Darauf hätten die beiden Autoren ruhig mehr eingehen können.
“Dry” ist fesselnd geschrieben und es liest sich wahnsinnig schnell. Doch es ist etwas geradliniger als andere Bücher von Neal Shusterman und weniger komplex. Überraschende Wendungen gibt es nur wenige. Gegen Ende des Buches nimmt das Tempo zu. Das Ende wird aber bestimmt nicht jeden zufrieden stellen.

“Dry” ist ein wirklich spannender und empfehlenswerter Jugendroman, der auch jene Jugendliche in den Bann schlagen wird, die nicht so gerne lesen. Selbst wenn das Szenario der Wasserproblematik vielleicht nicht in naher Zukunft zu erwarten ist, spielt es durch seine Nähe zur Realität mit den Ängsten der Leser und steigert damit eindeutig noch die Spannung. Die Lektüre regt zum Nachdenken über den eigenen Wasserkonsum an. Und wir versprechen, Sie hatten beim Lesen eines Buches noch nie so viel Durst!

Details

Bewertung

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