Eltern wollen ja immer nur das Beste für ihre Kinder. Doch die Ansichten, wie das Beste auszusehen hat, können sehr weit auseinanderliegen. Junipers Eltern haben sich für so einiges entschieden, das komplett anders ist als in anderen Familien - unter anderem sind sie strikte Impfgegner. Daher sind ihre drei Kinder alle ungeimpft, nur zu ihrem Besten und wegen ihrer Gesundheit versteht sich. Doch eine schwere Krankheit führt zu einem tragischen Unglück und Juniper beschließt alles dafür zu tun, damit genau das nie wieder geschieht.
Junipers Traum wäre es ein bisschen mehr zu sein wie die anderen Teenager ihren Alters. Gemeinsam mit ihren jüngeren Geschwistern wird die sechzehnjährige Juniper zu Hause von ihren Eltern unterrichtet. Dabei gehen die Eltern sehr gewissenhaft vor. Sie lernen nicht nur den Schulstoff, sondern auch fürs Leben. Junipers Eltern sind ziemlich alternativ und das in allen Bereichen. Es wird zum Beispiel nur gesund gegessen, Zucker ist verboten, ebenso wie ein eigenes Mobiltelefon, vom Fernsehen ganz zu schweigen. Auch ganz normale Standard-Impfungen sind im Hause Jade verpönt.
Juniper respektiert das Denken ihrer Eltern und stimmt mit vielem überein. Doch sie wünscht sich sehnlichst, endlich in eine normale Schule gehen zu können. Dort könnte sie Kontakte knüpfen, Freunde finden, vielleicht sogar einen süßen Jungen kennenlernen. Doch erstens erlauben es ihre Eltern ohnehin nicht und zweitens würde Juniper ohne Impfungen gar nicht an der Schule angenommen.
Ein tragisches Ereignis trifft die Familie völlig unerwartet. Juniper erkrankt schwer an den Masern, einer Krankheit, die schon als ausgestorben galt. Ganz ungewollt hat Juniper nicht nur ihre Geschwister angesteckt, sondern auch jemand anderen. Im Gegensatz zu Juniper hat der andere es nicht überlebt. Junipers Herz bricht entzwei als sie davon hört und sie versinkt in Schuldgefühlen. Aber sie ist auch voller Wut, denn das wäre absolut vermeidbar gewesen, hätten ihre Eltern sie einfach impfen lassen. Für Juniper ist nun der Punkt gekommen, um für ihre Überzeugung, ihre Gesundheit und die Sicherheit anderer einzustehen. Als Sechzehnjährige hat sie keinerlei Vollmacht und darf nicht selbst über ihren Körper und ihre Gesundheit entscheiden. Doch Juniper wird darum kämpfen, wenn es sein muss.
Aber nicht alles ist düster in Junipers Leben, denn sie lernt Nico kennen - einen ausgesprochen sympathischen und humorvollen Teenager, der gemeinsam mit seiner Film AG seiner Leidenschaft den Filmen frönt. Schnell zeigt sich, dass die beiden perfekt miteinander harmonieren. Doch kann aus den beiden überhaupt etwas werden? Wo sie doch aus komplett verschiedenen Welten stammen und bei allem, was um die beiden herum geschieht.
Marisa Reichhardt greift hier ein überaus aktuelles und heikles Thema auf. In "Immunity" geht es zwar um die Masernimpfung und alle Impfungen generell, doch angesichts der aktuellen Pandemie bleibt es nicht umhin, bei der Lektüre auch an Covid19 zu denken.
Dass die Masern als ausgestorben galten und jetzt wieder auftauchen ist nichts, was die Autorin erfunden hat. Es entspricht den Tatsachen, dass genau wegen solcher Eltern wie Junipers die - dank falscher Informationen oder dem Glauben mehr zu wissen als die Medizin - nicht bereit sind ihre Kinder impfen zu lassen. Und wie im echten Leben trifft so eine Entscheidung eben auch unschuldige Ungeschützte, die sich dank einer Impfung auf die Herdenimmunität hätten verlassen können. Wir müssen der Autorin hier eindeutig Respekt zollen, dass sie zu so einem brisanten Thema greift. Denn es ist überaus wichtig anzusprechen. Marisa Reichhardt hat es außerordentlich gut geschafft, darzustellen wie es ist, innerhalb einer Familie unterschiedlicher Meinung zu sein.
Gerade bei diesem Thema sind auch im echten Leben die Gemüter schnell erhitzt und so steht es auch in Junipers Familie schlecht als sie erfahren, dass eine Anwältin dafür kämpft, dass Juniper zu ihrem Recht auf Impfungen kommt.
Juniper ist ein sympathisches Mädchen, das für ihr Alter ziemlich klug und besonnen ist. Und ist es nicht eine spannende Tatsache, dass Juniper vermutlich gerade deshalb ihre Überzeugung so zielstrebig verteidigt, weil ihre Eltern sie zu dem (selbst)bewussten Menschen herangezogen haben, der sie ist?
Bisher nicht erwähnt haben wir die Reaktion der doch relativ kleinen Stadt, in der die Familie Jade lebt. Natürlich kann in einer Kleinstadt eine Maserninfektion nicht lange ein Geheimnis bleiben und der viel zu frühe Tod eines unschuldigen Menschen, der durch diese verursacht wurde. Es sind schockierend und heftige Szenen, die sich da abspielen.
Nicht zu vergessen Nico, der ein ganz wunderbarer Junge ist. Nicht oft liest man eine Liebesgeschichte, die so leicht und authentisch um die Ecke kommt wie diese. Nico zeigt Juniper einiges, das sie in ihrem bisherigen Leben nicht kennengelernt hat. Das ist eine spannende neue Erfahrung für das Mädchen. Aber vor allem nimmt er Juniper so wie sie ist, ohne zu Verurteilen.
"Immunity" ist ein außerordentlich spannendes und wichtiges Buch, das.wir Jugendlichen und Erwachsenen sehr ans Herz legen möchten. Es zeigt, dass man an sich selbst glauben und für seine Sache einstehen soll. Und dass das, in diesem Fall zumindest, nicht bedeuten muss, seine Familie dadurch zu verlieren. Denn man kann auch verschiedener Meinung sein und sich trotzdem lieben. ie Liebesgeschichte in diesem Buch ist einfach wunderbar geschrieben.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:11/2021
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Umfang:352 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:14 Jahre
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ISBN 13:9783969760239
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Preis (D):15 €