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Weihnachten ist nicht nur die Zeit der Freude und Besinnlichkeit, es ist auch die Zeit der Wunder. Manchmal sind diese Wunder sehr klein, berühren unser Herz aber dennoch viel stärker, als so manch anderes Wunder. Von einem solchen erzählen Erhard Dietl und Andrea Stegmaier.

Eine kleine Eule erlebt Weihnachten

Tief verschneit liegt der Winterwald da. Unter der weißen Schneedecke schlafen Pflanzen und Tiere und warten auf den Frühling. Die kleine Eule hat es sich in der höchsten Tanne gemütlich gemacht. Von hier aus kann sie ihren Blick über den Wald schweifen lassen. Still liegt der See da und nur das Mondlicht spiegelt sich in seiner Oberfläche. Doch eines Tages wird diese Ruhe von lautem Motorengeräusch durchbrochen. Forstarbeiter sind gekommen, um die höchste und schönste Tanne zu fällen und sie mit in die Stadt zu nehmen. Dort soll sie mit Lichtern aufgeputzt werden und den Weihnachtsmarkt schmücken. Völlig verschreckt bleibt die kleine Eule in ihrem Baum sitzen, versteckt sich sogar noch tiefer in den Zweigen. So passiert es, dass sie die lange Reise in die Stadt antritt. Dort wird sie völlig verschreckt und erschöpft von einem der Arbeiter gefunden. Der zögert nicht lange, sondern nimmt die kleine Eule mit nach Hause. Hier kümmert sich seine Tochter rührend um das Tier. Bei all der Liebe und Fürsorge spüren beide aber, dass die Eule wieder zurück in den Wald gehört. Und eines Tages ist es dann soweit. Die drei fahren in den tief verschneiten Wald.

Manche Wunder sind wahr

Die Geschichte geht ans Herz. Sie berührt, stimmt wehmütig und bringt Hoffnung zugleich. Sie regt aber auch zum Nachdenken an. Wie viele Tiere verlieren wohl Jahr für Jahr im Winter ihr Zuhause, nur damit wir uns einen Baum auf den Marktplatz stellen können?
Doch das ist gar nicht die Botschaft, die Erhard Dietl und Andrea Stegmaier mitbringen wollen. Vielmehr wollen sie auf die kleinen Wunder hinweisen, die um uns herum passieren, wenn wir unsere Augen für sie öffnen. Das Beschriebene ist nicht etwa nur erfunden, extra für dieses Buch ausgedacht. Es beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich vor einigen Jahren tatsächlich so zugetragen hat. Im größten Weihnachtsbaum New Yorks vor dem Rockefeller Center wurde 2020 ein verschrecktes Käuzchen entdeckt und gerettet. Ein kleines Weihnachtswunder also. Und von eben dieser Geschichte erzählen Erhard Dietl und Andrea Stegmaier in ihrem Bilderbuch. Dabei schlägt der Autor einen sehr einfühlsamen und berührenden Ton an. Mit klaren Worten beschreibt er das winterlich-weihnachtliche Treiben. Fast meint man, die Motorengeräusche der Kettensägen zu hören, glaubt die Angst des kleinen Käuzchens während der Fahrt zu spüren. Die grellen Lichter um sie herum, die fremden Geräusche. Versteck dich gut, möchte man dem kleinen Kauz zurufen. So ängstigend diese Eingangsszenen beschrieben werden, folgt nun aber die rettende, erleichterte Wendung, wenn das Käuzchen gefunden und versorgt wird. Da fällt am Ende auch der Abschied leicht und man freut sich, als es endlich wieder auf dem höchsten Baum im Wald sitzen kann. Nicht mehr seinem Baum von früher, aber einem neuen, der hoffentlich noch lange im Wald stehen bleiben darf.
Andrea Stegmaier schuf ganz wunderbare Bilder zu dieser Geschichte. Mit den winterlich-weihnachtlichen Farben greifen sie die beschriebene Stimmung gekonnt auf. Mal plakativ, dann wieder weiter herausgezoomt erzählen die Bilder die Geschichte der kleinen Eule nach. Der moderne Zeichenstil steckt voller Wärme und Zuversicht und berührt genauso, wie es der Text vermag.

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