Auf Wiedersehen, kleiner Vogel!

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Eine Geschichte über das Abschiednehmen und den Tod
von Maja Bach, Günther Jakobs (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 23. Juli 2020

Auf Wiedersehen, kleiner Vogel!

Uns Erwachsenen fällt es schwer, mit Kindern über das Sterben und den Tod zu sprechen. Zu emotional sind diese Themen, zu schwer erscheinen sie uns, um damit unsere Kinder zu belasten. Doch gerade in diesem Punkt liegen wir falsch. Obendrein ist es bei einem Todesfall in der Familie oder im Freundeskreis noch schwieriger, offen zu sprechen, da uns dann die Trauer selbst niederdrückt. Maja Bach hat bereits vor einigen Jahren ein zauberhaftes Kinderbuch zum Thema geschrieben, das nun mit Illustrationen von Günther Jakobs neu aufgelegt wurde.

Ein toter Vogel im Garten

Es ist Herbst geworden und das bunte Laub der Bäume fliegt durch die Luft. Ausgelassen tollen die drei Freunde Lotta, Ole und Paul herum, spielen Herbstindianer. Plötzlich findet Ole einen kleinen Vogel unter dem Laub. Der Vogel bewegt sich nicht mehr. Nüchtern stellt Lotta fest, dass er tot ist. Doch was bedeutet das, tot sein? Wie ist das? Was macht man, wenn man tot ist? Wo kommt man dann hin? Zum Glück weiß Paul, der Älteste von ihnen, auf einige Fragen eine Antwort. Auch Lotta erinnert sich daran, als ihre Oma starb und sie bei der "Vergrabung" dabei war. Zusammen beschließen die Kinder, den kleinen Vogel zu beerdigen. Dafür wickeln sie ihn in ein Tuch, graben ein Loch, um das sie sich stellen und dem Vogel zum Abschied ein kleines Lied singen.

Auf Wiedersehen, kleiner Vogel!

Leichter Zugang zu einem schweren Thema

Der Tod gehört zum Leben dazu, und dennoch fällt es Erwachsenen schwer, mit Kindern darüber zu sprechen. Aus verschiedensten Gründen: Es ist ein trauriges und bedrückendes Thema, mit dem wir uns nicht auseinander setzen wollen. Weil es fälschlicherweise ein Tabuthema ist. Oder weil wir glauben, Kinder wären nicht stark genug, ein so emotionales Thema verarbeiten zu können. Oft sind es aber die unschuldigen Kinderantworten, die uns selbst die Sprache nehmen. Sätze wie „Tot sein ist toll, da brauche ich mir nicht die Zähne zu putzen" wirken im ersten Moment wie ein Schlag in die Magengegend. Doch Kinder meinen das nicht böse, ebenso können sie die Bedeutung dessen gar nicht erfassen. Es sind einfach nur Gedanken, die ihnen spontan durch den Kopf gehen. Doch mit genau dieser kindlichen Unbefangenheit hat Autorin Maja Bach das vorliegende Bilderbuch geschrieben. Sie hat alle Erwachsenen aus der Handlung herausgehalten und lässt drei Kinder die Gespräche über das Sterben und den Tod führen. Dabei nehmen die Kinder ganz spezielle Rollen ein: Ole, der jüngste von ihnen, hatte bisher noch keine Berührung mit dem Thema Tod. Daher versteht er nicht, was mit dem kleinen Vogel los ist und hat viele Frage. Lotta und Paul können diese Fragen beantworten, natürlich auf kindliche Weise. Sie sind beide schon einmal mit dem Thema in Berührung gekommen. Bei Lotta ist vor einiger Zeit die Oma gestorben und auch Paul, als Ältester der drei, hat seinen Eltern schon manche Frage gestellt. So entwickelt sich zwischen diesen drei unterschiedlichen Figuren ein Gespräch über das Sterben, über den Tod und über Beerdigung. Es werden Kinderfragen gestellt und auch Rückschlüsse aus kindlicher Sicht gestellt. Durch diese Herangehensweise bewegt sich die Handlung auf Augenhöhe der Kinder. Sie bekommen die Gedanken und Fragen präsentiert, die auch ihnen durch den Kopf gehen. Unsere Bilderbuchhelden sprechen für sie aus, was sie sich vielleicht nicht zu fragen trauen. Gleichzeiten ermöglicht das Buch Eltern auch einen leichteren Zugang zum Thema. Hier finden sie gute Einstiegsmöglichkeiten in Gespräche mit ihren Kindern über den Tod.

Auf Wiedersehen, kleiner Vogel!

Die Geschichte ist nicht neu, sondern erschien bereits vor einigen Jahren als Bilderbuch. Neu daran sind die Illustrationen, die dieses Mal von Günther Jakobs stammen. Waren sie in der älteren Ausgabe noch sehr verspielt und kindlich, sind sie jetzt viel stimmungsvoller. Allein der herbstlichen Farbgebung - Günther Jakobs setzte viele Brauntöne ein - wohnt ein Abschiednehmen inne. Gleichzeitig spüren wir aber auch Trost und Zuversicht, wenn die bunten Herbstblätter durch den Wind tanzen und am Ende der rot-weiß gepunktete Ballon seine Botschaft davonträgt. Günther Jakobs setzt Details und Kulisse gezielt ein, um Traurigkeit und Abschiedsstimmung zu betonen.  Die Bilder sind lebendig, still und kraftvoll zugleich. Mit wenigen, ganz einfachen Strichen drückt er die Gefühle in den Kindergesichtern aus.  Gleichzeitig steckt hinter all der Traurigkeit auch ein Lächeln, das uns Hoffnungsvoll nach vorne blicken lässt.

„Auf Wiedersehen, kleiner Vogel“ ist ein altersgerechtes Bilderbuch zum Thema Tod, Sterben und Abschied. Einfühlsam, unbefangen und aus kindlicher Sicht erzählt Maja Bach von drei Kindern, die einen toten Vogel im Garten finden und darüber ein Gespräch über den Tod beginnen. Ein Gespräch, in dem typische Kinderfragen gestellt und Kindergedanken ausgesprochen werden. Die Autorin spendet Kraft und Trost, gibt aber gleichzeitig Eltern eine gute Möglichkeit, mit ihren Kindern selbst ins Gespräch zu kommen. Die gefühlvollen Illustrationen von Günther Jakobs runden das Buch gekonnt ab und lassen uns die Traurigkeit, aber auch den Trost spüren.

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