Das Orakel von Oonagh

von Flavia Bujor
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Das Orakel von Oonagh

Flavia Bujor wird als literarisches Wunderkind des 21. Jahrhunderts gefeiert. Das ist nicht erstaunlich, schrieb die junge Französin ihren ersten Roman mit dreizehn Jahren. Nachdem dieser in seiner Heimat groß gefeiert wurde, auch wenn er es dabei nicht in den Bestsellerlisten schaffte, wurde das Buch in 23 Sprachen übersetzt. In Deutschland erfreute sich der Fantasyroman ebenfalls großer Beliebtheit, so dass nun auch das dazugehörige Audiobuch im Verlag Hörbuch Hamburg erschien.

An ihrem vierzehnten Geburtstag bekommen drei Mädchen ein geheimnisvolles Säckchen überreicht. Jedoch dürfen sie dieses nur an einem ganz bestimmten Ort und zu einer festgeschriebenen Stunde öffnen. Dort lernen sich Opale, Ambre und Jade auch zum ersten Mal kennen. In jedem Säckchen befindet sich ein Stein, der genau zu ihren Namen passt. Noch wissen die Mädchen nicht, was sie mit dem Stein tun soll und was von ihnen erwartet wird. Ihnen wurde lediglich gesagt, dass viele Gefahren vor ihnen liegen und viele Feinde versuchen werden, sie auf ihrem Weg aufzuhalten. Bald schon hören die drei von dem legendären Reich Mär, einem magischen Land, in dem jeder frei leben und träumen darf. Doch der Rat der Zwölf hält jeden auf, der dorthin zu gelangen versucht. So wird es auch für die drei nicht leicht, die Grenzen zur Mär zu überschreiten. Dort angekommen, finden sie bei Adrien de Rivebel Zuflucht. Dieser weiß, wer die drei Mädchen sind und worin ihre Aufgabe besteht. So schickt er sie zum Orakel von Oonagh, welches den Mädchen als einziges von ihrer bevorstehenden Aufgabe unterrichten kann. Sofort begeben sie sich auf den Weg dorthin, der jedoch viele Gefahren bereithält. Denn der Rat der Zwölf hat auch in der Mär seine Anhänger, die versuchen, die Mädchen zu stoppen. Beim Orakel von Oonagh angekommen, erfahren sie, dass es eine Schlacht gegen den Rat der Zwölf geben wird, den nur die drei Steine der Prophezeiung, also Jade, Opale und Ambre, zum Sieg führen können. Doch bevor es soweit ist, müssen sie noch einige Aufgaben bestehen und den Auserwählten finden. Wird dies Ambre, Opale und Jade gelingen oder wird der Rat der Zwölf den Sieg davontragen?

"Das Orakel von Oonagh" ist ein Roman von einer Jugendlichen für Jugendliche. Er ist einfach aufgebaut und daher für erwachsene Leser an einigen Stellen sehr vorhersehbar. Trotzdem ist der jungen Schriftstellerin wirklich ein Meisterwerk gelungen. Hervorragend baut sie verschiedene Handlungsstränge auf, die nach und nach ineinander fließen und auf einen Höhepunkt zusteuern. Auch der Spannungsfaktor ist - für jugendliche Leser - sehr hoch gehalten. Immer wieder macht die Autorin versteckte Andeutungen über die Bedeutung der drei Mädchen und deren Steine, ohne aber das Geheimnis um sie und die Prophezeiung zu früh zu lüften. So gewinnt die Geschichte nicht nur an Spannung, sondern der Leser gleichzeitig auch Respekt vor dem Können Flavia Bujors. Natürlich ist die Geschichte für ein erwachsenes Lesepublikum zu simpel und vorhersehbar gestrickt. Auch die Trennung zwischen Gut und Böse ist zu deutlich gezogen, doch für Jugendliche ist es genau die richtige Literatur. Ihr Lesespaß wird nicht durch viele Erklärungen über Vorgeschichten und Hintergründe gebremst. Auch komplizierte Verbindungen und Zusammenhänge sind nicht in dem Roman zu finden. Stattdessen können sie einer fesselnden und fantastischen Geschichte lauschen.
Das vorliegende Hörbuch umfasst vier CDs, die in einer schön gestalteten Klappbox geliefert werden. Zwar handelt es sich hierbei um eine gekürzte Fassung, jedoch wurden diese Kürzungen sehr geschickt durchgeführt, so dass sie gar nicht auffallen. Problemlos kann man dem Handlungsverlauf folgen, lernt die wichtigen Personen und besonders die drei Mädchen sehr gut kennen, kann sich in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen. Zu keiner Zeit treten Ungereimtheiten auf oder lassen Zusammenhänge unklar erscheinen.
Gesprochen wird das Audiobuch von Kornelia Boje. Meisterhaft gelingt es ihr, die Geschichte spannend vorzutragen. Dabei kann die Sprecherin ihre Stimme geheimnisvoll, bedrohlich, fröhlich oder bekümmert klingen lassen. Stets so, wie es die jeweilige Situation erfordert.

Zusammengefasst liegt mit dieser Hörbuchproduktion ein spannender und fantastischer Jugendroman vor, der hervorragend vertont wurde. Auch wenn die Geschichte für Erwachsene eher vorhersehbar und simpel aufgebaut ist, sollte man das Talent der jungen Autorin keineswegs ungewürdigt lassen. Flavia Bujor - ein Name, den man in Zukunft sicherlich noch öfter hören beziehungsweise lesen wird.

Details

Bewertung

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