Absturzgefahr

von Waltraut Egitz
Rezension von Stefan Cernohuby | 03. Oktober 2017

Absturzgefahr

Der Grat zwischen Gut und Böse ist manchmal sehr schmal. Eine falsche Entscheidung kann dazu führen, dass man sich urplötzlich mit der ganzen Härte des Gesetzes konfrontiert sieht. Darüber, dass Jugendliche besonders in bildungsfernen Schichten, leicht auf Einflüsterungen von außen reagieren können, wurde schon öfter thematisiert. Waltraud Egitz hat in ihrem kurzen Jugendroman „Absturzgefahr“ einen solchen Fall beleuchtet.

Jacqueline ist für alle nur „Schacki“, und ziemlich schlecht in der Schule. Ihre arbeitslose Mutter hat allerdings kein Interesse daran, zu wütend sind die Streits mit Jack Günther, zu groß die Sorgen um das tägliche Auskommen in immer schlechteren Gegenden, für eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. Jacqueline ist wütend und verzweifelt. Als eine Schulkollegin ihre Geldbörse mit über 100 Euro in ihrem Bankfach liegen lässt, greift sie einfach zu. Endlich kann sie sich auch einmal etwas gönnen. Gleichzeitig kommen zwei unterschiedliche Einflüsse in ihr Leben. Da ist Benjamin, dem es ähnlich wie ihr geht und offensichtlich in seiner Familie nichts zu sagen hat und der sich mit kleineren Diebstählen über Wasser hält. Und da ist ihre ehemalige Nachbarin Angelika, eine Lehrerin, die vom Zeichentalent Jacquelines schwärmt. Diese beiden sehr unterschiedlichen Strömungen sind im Wettstreit miteinander, als Benjamin beschließt einen größeren Coup zu landen, bei dem es um mehr geht als nur Handtaschendiebstahl. Die Zukunft eines jungen Mädchens steht auf der Kippe...

Manchmal gehen kritische Situationen im Leben glimpflich aus, manchmal treffen sie wie ein Hammerschlag und zerstören alles, was die bisherige Existenz ausgemacht hat. Eine Jugendvorstrafe oder ein Schulverweis, ja selbst eine schwere Erkrankung zum falschen Zeitpunkt können ein Leben nachhaltig beeinflussen. Auch hier gibt es eine Grenzerfahrung. Es wird bereits Schaden angerichtet, es werden Verbrechen begangen, auch durch Mithilfe der Protagonistin. Aber hier gibt es immer noch Hoffnung, immer noch die Möglichkeit, alles auszuradieren als wäre nichts passiert.
In Realität geht das meist nicht. Und hier stellt sich dem Leser die Frage, worauf soll die Handlung hinzielen? Will man Leute zu besserer Schulbildung ermahnen, Eltern dazu, mehr auf die eigenen Kinder achtzugeben und Lehrer, nicht pauschal zu verurteilen? Möglich. Von all dem klingt einiges durch, man kommt trotz des rosafarbenen Einbandes und der marmorierten Seiten nicht wirklich auf einen roten Faden. Dementsprechend ist das Werk letztendlich zwar unterhaltsam, auch spannend, kann aber mit seiner Grundaussage nicht punkten. Und ob sich das Werk sich tatsächlich erfolgreich an Jugendliche richtet, kann man auch nicht mit Sicherheit sagen.

„Absturzgefahr“ ist ein Kurzroman für Jugendliche, der unter anderem zeigt, wie schnell man durch eine falsche Handlung in eine Abwärtsspirale gerät, bei der man irgendwo als Krimineller landen könnte. Zwar weiß das Werk durch seinen Stil über große Teile der Handlung zu fesseln, mit der Auflösung und dem Ausblick kann man jedoch nicht zufrieden sein. Besonders, wenn man vorhat, dass Jugendliche das Werk lesen und aus dem Ende eigene Schlüsse ziehen. Dementsprechend ist das Buch insgesamt leider nur solides Mittelmaß.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    04/2016
  • Umfang:
    92 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783850933520
  • Preis (D):
    14,50 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl: