Partials

Aufbruch

von Dan Wells
Rezension von Stefan Cernohuby | 30. Mai 2013

Aufbruch

Was könnte schlimmer sein, als in einer postapokalyptischen Welt zu leben? Vermutlich in einer solchen Welt dahinzuvegetieren, ohne jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Auch in Dan Wells` neuem Roman "Aufbruch", Band eins der Reihe "Partials", scheint man in ein solches Szenario geworfen zu werden. Man darf gespannt sein wie erfolgreich der Autor, der bisher hauptsächlich durch seine Thriller-Fantasy-Crossovers bekannt war, mit düsterer Science-Fiction inmitten der Endzeit punkten kann.

Kira hat sich von ihrem Praktikum in der Kinderklinik weit mehr versprochen. Schon nach kurzer Zeit ist sie psychisch völlig am Ende. Denn jedes neugeborene Baby stirbt nach maximal drei Tagen. Grund dafür ist ein immer noch vorhandener Virus, der vor Jahren im Kampf zwischen den Menschen und den Partials freigesetzt wurde, und potenziell über 95 Prozent der Weltbevölkerung ausgelöscht hat. Während die letzten Überlebenden immun gegen das Virus sind, sind es die neugeborenen Kinder leider nicht. Auch ein ins Leben gerufenes Programm, bei dem Frauen so viel Nachwuchs wie möglich bekommen, um die Seuche durch Statistik in die Knie zu zwingen, sorgt für keinen Erfolg, nur für Unzufriedenheit. Also beschließt Kira, auf eingene Faust einige Forschungen durchzuführen. Und schlussendlich kommt sie zu einem Schluss. Da das Virus offenbar nur Menschen befällt, jedoch keine Partials, kann eine Lösung nur dadurch gefunden werden, einen Partial zu beschaffen und zu untersuchen. Nur so kann sie das noch ungeborene Baby ihrer Freundin retten. Keine einfache Aufgabe, berücksichtig man die Tatsache, dass ein Partial es problemlos mit einer ganzen Kompanie Menschen aufnehmen kann.
Doch wider Erwarten gelingt es Kira mit einigen Freiwilligen, einen Partial gefangen zu nehmen. Dadurch wird sie jedoch einerseits zu einem politischen Spielball der unterschiedlichen Fraktionen und macht andererseits neben einem möglichen Heilmittel noch mehrere schockierende Entdeckungen - die allerdings hier nicht verraten werden sollen.

Dan Wells hat sich bis dato einen Namen damit gemacht, amüsante Geschichten über junge (Nicht-)Serienmörder zu schreiben, die einen Hang zum Übernatürlichen besitzen. So ist eine Welt, in der es wie Menschen aussehende Maschinen gibt, welche die Menschheit beinahe ausgerottet haben, nicht einmal so weit von seinen bisherigen Themen entfernt.
Tatsächlich beginnt der Roman für ein Jugendbuch mit einer ziemlich belastenden Szene, nämlich auf der Entbindungsstation des Krankenhauses mit der Schilderung, wie keines der Neugeborenen überlebt. Doch für den Fortlauf der Handlung ist dieser Schockeffekt wichtig, wird doch die Motivation der Protagonistin nachvollziehbarer: Eine Welt, in der es keinen Nachwuchs mehr gibt und ihre beste Freundin, die gerade schwanger ist. Es gibt zwar trotzdem einige Logiklücken, beispielsweise wenn es um die tatsächliche Herkunft von Kira geht, aber die Handlung wird bis zum Ende nicht langweilig. Und es ist auch nicht so, dass sich ein Teenager einfach aufmacht und etwas schafft, was anderen nicht gelungen ist - der unüberlegte Aufbruch und die abenteuerliche Suche nach einem Partial fordern einen hohen Preis. Etwas unklar ist auch noch die Motivation einer militanten Gegenbewegung, die sich Die Stimme" nennt. Aber insgesamt ist das Buch trotz düsterer Stimmung spannend, unterhaltsam und stellenweise sogar ziemlich witzig. Lediglich am Ende macht es sich der Autor vielleicht ein wenig zu leicht. Allen Kennern von Dan Wells kann man das Werk trotzdem bedenkenlos ans Herz legen, aber auch Quereinsteiger und Liebhaber von Science-Fiction und Endzeit-Szenarien dürfen gerne zugreifen.

"Aufbruch" ist der erste Roman der neuen Reihe "Partials" von Dan Wells, das bei ivi erscheint. Obwohl es der Verlag suggeriert ist das Werk kein reines Jugendbuch, denn zu deutlich werden gewisse Aspekte der Begleitumstände des Endzeitszenarios dargestellt. Da aber auf Gewaltexzesse komplett verzichtet wird und die Heldin ein waschechter Teenager ist, kann das spannende Werk dennoch einer jugendlichen Leserschaft empfohlen werden. Aber auch Fans von Dan Wells und postapokalyptischen Szenarien werden bestimmt auf ihre Kosten kommen.

Details

  • Autor*in:
  • Serie:
  • Band:
    1
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2013
  • Umfang:
    512 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ASIN:
    3492702775
  • ISBN 13:
    9783492702775
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:

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