Das unsichtbare Mädchen

von Charis Cotter
Rezension von Janett Cernohuby | 21. Dezember 2014

Das unsichtbare Mädchen

Schwalben sind gern gesehene Vögel und so mancher freut sich, wenn sie ihr Nest auf dem eigenen Grund bauen. Denn Schwalben gelten als Symbol der Hoffnung und als Glücksboten. Sie künden von glücklichem Wandel und sind in vielen Märchen Helfer in der Not. In Charis Cotters Debütroman "Das unsichtbare Mädchen" spielt die Schwalbe daher eine wichtige Rolle.

Rose ist einsam. Als Einzelkind in einer gutsituierten Familie aufgewachsen, findet sie dennoch keinen Anschluss. Die Eltern verbringen mehr Zeit in der Firma und auf Dienstreisen als mit ihrer Tochter. Auch in der Schule findet Rose keine Freunde. Dafür besitzt sie etwas anderes, worauf sie jedoch gerne verzichten würde. Sie kann Geister sehen. Geister die manchmal ganz schön anhänglich sind und die sie gerne loswerden möchte.
Polly geht es ähnlich. Zwar lebt sie in einer Großfamilie, doch scheint auch sie keinen Platz in dieser zu haben. Mit dem Einzug des jüngsten Pflegekinds scheint sie unsichtbar für den Rest der Familie geworden zu sein. Die Eltern übergehen sie, die jüngeren Zwillingsbrüder spielen ihr einen Streich nach dem anderen. Um Ruhe vor ihnen zu finden, flieht sie auf dem Dachboden. Dort oben hat sie ihre Ruhe, kann sich in ihre Bücher vertiefen und - stellt eines Tages fest, dass auf dem Dachboden des Nachbarhauses Rose wohnt. Beide Mädchen freunden sich an, treffen sich und kommen einem alten Familiengeheimnis von Rose auf den Grund. Doch damit kommt eine weitere Wahrheit zutage, mit der beide nicht gerechnet haben...

"Das unsichtbare Mädchen" ist eine gefühlvolle und warme Geschichte, die von Freundschaft erzählt; vom Finden selbiger aber auch vom Loslassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Mit viel Feingefühl zeichnet die Autorin ein Bild zweier Mädchen. Beide wachsen in unterschiedlichen Familienverhältnissen auf und sind durch ihre Einsamkeit miteinander verbunden. Obwohl die Mädchen Nachbarn sind, haben sie sich bisher noch nie gesehen oder sind sich gar über den Weg gelaufen. Erst durch den Rückzug auf den Dachboden kommen sie in Kontakt. Sie vereinbaren ein erstes gemeinsames Treffen, bei dem sie auf ein Familiengeheimnis von Rose aufmerksam werden. Diesem wollen sie auf den Grund gehen. Und noch etwas verbindet die beiden Mädchen: Geister. Doch während Rose seit frühester Kindheit Geister sehen kann und ständig von ihnen begleitet wird, träumt Polly davon, einmal einem zu begegnen. Zusammen erleben die beiden Mädchen ein schaurig-schönes Abenteuer, das sie verbindet und ein starkes Band der Freundschaft zwischen ihnen entstehen lässt. Doch es ist eine Freundschaft, die nicht sein darf - warum, das wollen wir an dieser Stelle weder verraten, noch andeuten.
Diese Geschichte ist nicht nur sehr warm und gefühlvoll geschrieben, sie ist vor allem auch sehr fesselnd und packend. Neugierig liest man Seite um Seite, kann das Buch kaum aus der Hand legen. Und dann, kurz vor dem Ende offenbart uns die Autorin einen Umstand, der den Leser völlig überrascht, fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Und plötzlich muss man - genau wie die beiden Mädchen Rose und Polly - sich mit dieser Tatsache auseinandersetzen. Loslassen. Etwas, das sehr schwer fällt, weil man Personen, Figuren und Charaktere ins Herz geschlossen hat.

Zusammengefasst ist "Das unsichtbare Mädchen" ein wunderschöner Geisterroman. Warmherzig, einfühlsam und mit einer kleinen Portion Grusel versehen erzählt er die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft. Er erzählt aber auch vom Loslassen und Abschiednehmen und versteht es, seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und zu unterhalten.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    11/2014
  • Umfang:
    352 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570163467
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl: