Der eine Kuss von dir

von Patrycja Spychalski
Rezension von Janett Cernohuby | 02. Juni 2014

Der eine Kuss von dir

Sich mit der eigenen Band in einen Tourbus zu setzen, durch das Land zu fahren und anderen Menschen Musik vorzuspielen, dazwischen jede Menge Partys und Spaß - so stellen sich manche das Leben als Musikstars - als Rockband - vor. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Nicht so unbeschwert, nicht so frei. Diese Erfahrung und so manch andere macht auch die 17jährige Frieda in Patrycja Spychalskis neuem Jugendroman "Der eine Kuss von dir".

Frieda kann ihr Glück kaum fassen. Die angesagte Rockband BlackBirds haben sie als Kamerafrau für ihre Sommertour eingeladen. Sie soll eine Dokumentation über die Band erstellen und dafür die schönsten und wildesten Momente eben jener Reise festhalten. Frieda erklärt sich nur zu gern bereit dazu, schwärmt sie doch für den Sänger Milo. Doch die Tour beginnt etwas holprig, muss Frieda aufgrund des Platzmangels die erste Etappe mit dem Zug zurücklegen. Mit etwas Verspätung trifft sie an der ersten Tourstation ein, einer verrauchten Kneipe, und kann gerade noch den zweiten Teil des Auftritts filmen. Doch schon am nächsten Tag ändert sich alles. Frieda bekommt eine Mitfahrgelegenheit im Auto und auch mit den anderen Reisegefährten beginnt sie freundschaftliche Bande zu knüpfen. Die nächste Station führt die Gruppe nach Brandenburg, in einen Jugendclub. Dort spielen die BlackBirds vor einem begeisterten Publikum und Frieda bekommt so manche interessante Szene und witzige Interviews vor ihre Kamera. Und noch etwas bekommt sie: Milo. Der charismatische Sänger scheint sich für sie zu interessieren und flirtet heftig mit ihr. Frieda überlegt nicht lange und lässt sich auf Milo ein. Schon bald kommen ihr jedoch Zweifel, ob das die richtige Entscheidung war. Denn Milo bittet sie um Verschwiegenheit, besonders Linda gegenüber, einer Freundin, die die Band ebenfalls begleitet. Was verheimlicht Milo Frieda? Warum will er Linda nicht die Wahrheit sagen, wenn die beiden angeblich nicht zusammen sind? Frieda wird immer misstrauischer und bald kommt es zur Konfrontation zwischen ihr und Linda...

"Der eine Kuss von dir" erzählt eine Geschichte voller Liebe, Musik und Freundschaft. Gleichzeitig ist das Werk auch die Fortsetzung von "Ich würde dich so gerne küssen", ein Umstand, den man durchaus wissen sollte. Denn man wird sich nur schwer in die Handlung hineinlesen, vor allem in die Protagonistin hineinversetzen können, wenn man den Vorgänger nicht kennt. Nicht allein weil man ihre Vorgeschichte nicht kennt, sondern auch, weil man Friedas Persönlichkeit und Charakter nicht kennt. Stattdessen wird einem ein junges Mädchen präsentiert, von dem man weder Alter noch Aussehen oder irgendeine Charakterbeschreibung erhält. Das macht es für den Leser besonders schwer, eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Warum begleitet sie die Band? Natürlich erfährt man, dass sie für den Sänger Milo schwärmt, doch ist das gleich ein Grund um als Kamerafrau mitzureisen? Zumal ein solcher Job auch gewisses Können voraussetzt. Hier treten Fragen auf, die vermutlich im ersten Band bereits behandelt worden sind. Das gleiche gilt auch für Friedas gescheiterte Beziehung mit Jeffer. Es werden Andeutungen gemacht, etwa wird über die Vertrauensbasis seitens der Eltern gesprochen, auf die jedoch nicht weiter eingegangen wird. So muss man sich als Quereinsteiger manches zusammenreimen, tappt aber größtenteils im Dunkeln. Das hat natürlich auch zur Folge, dass die vorliegende Handlung kein stimmiges, harmonisches Gesamtbild ergibt. Zu viele graue Flecken stören dieses. Das ist schade, da man sich dadurch auch nicht auf die Handlung einlassen und sich von ihr mitreißen lassen kann.
Wer jedoch den Vorgänger kennt, der darf sich über eine bunte, lebendige Geschichte freuen, in deren Vordergrund nicht nur die Liebe zweier junger Menschen steht, sondern auch die Liebe zur Rockmusik. Ein bunter Haufen Heranwachsender findet sich zusammen, um mit ihrer Band auf eine kleine Tour zu gehen. Spaß und Party, aber auch Neid, Eifersucht und Streitereien stehen dabei auf der Tagesordnung. Kein Tag, kein Auftritt gleicht dem anderen und am Ende ist man als Leser fast ein wenig traurig darüber, dass es den erwähnten Dokumentarfilm über die BlackBirds nur auf Papier und in diesem Buch gibt.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Frieda und Milo ist sehr gut und vor allem glaubwürdig gelungen. Natürlich bedient sich die Autorin hierbei einiger romantisch-schöner Elemente, jedoch bleibt sie bei allem auf dem Boden der Tatsache. Als am Ende - so viel sei verraten - plötzlich Jeffer wieder vor Friedas Tür steht, möchte man fast ausrufen, das sei so typisch. Entweder interessiert sich keiner für einen oder alle auf einmal. - Es ist eben alles wie im richtigen Leben. Selbst Friedas letzte Entscheidung bezüglich Milo.

Insgesamt ist "Der eine Kuss von dir" ein netter Jugendroman über Sommerliebe und Rockmusik. Wer Patrycja Spychalskis ersten Roman über Frieda gelesen hat, der wird an diesem zweiten Buch viel Freude haben. Für Quereinsteiger könnte das Werk allerdings eher enttäuschend sein. Der Einstieg erweist sich ohne Kenntnis der Personen als schwer, was sich letztendlich auch auf die weiteren Ereignisse und den Handlungsverlauf überträgt. Daher sei letzteren vom Kauf eher abzuraten.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2014
  • Umfang:
    256 Seiten
  • Typ:
    Taschenbuch
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570308950
  • Preis (D):
    7,99 €

Bewertung

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