Der Tod eines Elternteils stürzt Kinder und Jugendliche in ein schwarzes Loch. Die Welt ist für sie aus den Fugen geraten, ihre Seelen haben den wohl denkbar schlimmsten Schmerz erfahren. In solchen Situationen sind sie besonders anfällig. Da ist die Gefahr auf die schiefe Bahn zu geraten, sie sind anfällig für falsche Werte und sogar für Okkultes, wie in Nicole C. Vosselers Roman "In dieser ganz besonderen Nacht".
Plötzlich und ohne jede Vorwarnung ist Ambers Mutter an Krebs erkrankt und schon wenige Monate später gestorben. Ihren Vater kennt Amber kaum, lebte sie bisher mit ihrer Mutter in einer deutschen Kleinstadt, ihr Vater hingegen in San Francisco. Dennoch muss sie nun mit ihm in die amerikanische Großstadt ziehen. Dort fühlt sie sich einsam, fremd und verloren. Bald findet sie einen Ort, an dem sie sich versteckt; wo sie Zuflucht und ein Stück Geborgenheit findet. Es ist ein altes Herrenhaus, das anscheinend niemand kaufen will. Dort lernt sie einen seltsam gekleideten Jungen kennen. Nathaniel. In ihm findet sie einen neuen Freund, er spendet ihr Trost und gibt ihr Kraft. Doch Nathaniel umgibt ein dunkles Geheimnis. Er ist ein Geist; eine verstorbene Seele, der aufgrund schlechter Taten der Eintritt in die andere Welt verwehrt bleibt. Beide entwickeln starke Gefühle füreinander, doch können sie niemals zusammenkommen. Außer in dieser einen, ganz besonderen Nacht. Doch beide ahnen nicht, welche furchtbaren Ereignisse sie damit ins Rollen bringen...
"In dieser ganz besonderen Nacht" ist eine besondere Liebesgeschichte. Voller Gefühl, Trauer, Freundschaft und Einsamkeit. Es ist eine sensible Geschichte, nur scheinbar fragil und dennoch kräftig und stark. Wortgewandt lässt die Autorin ihre Leserinnen an einem einschneidenden Abschnitt von Ambers Leben teilhaben. Hautnah erlebt man den Schmerz, die Trauer und die Wut mit, die Amber in sich trägt. Sehr schnell kam man sich in ihre Gefühlswelt hineinversetzen, versteht sie und fühlt mit ihr. Doch nicht nur Ambers Charakter besitzt Tiefe und Lebendigkeit, auch die Nebencharaktere sind hervorragend ausgearbeitet und man fühlt sich als Leser mit ihnen verbunden.
Die Liebesgeschichte des Romans ist stark von okkulten und phantastischen Elementen geprägt. Jedoch erfindet die Autorin das Rad nicht neu, sondern greift bekannte Dinge auf und bindet sie in den Roman ein. Etwa die Erklärung, warum Geister unter uns weilen oder wie sie auf die andere Seite hinübertreten können. Und noch etwas Erwähnenswertes hat die Autorin geschafft: Trotz der phantastischen Elemente wirkt die Handlung absolut glaubhaft und realistisch. Sofern man das über eine Geistergeschichte sagen kann, bleibt Nicole C. Vosseler mit ihren Schilderungen über Geister, deren Umgang mit den Menschen, aber auch der Beziehung zwischen Amber und Nathaniel auf dem Boden der Tatsachen. Die beiden können nicht zusammenkommen, es gibt keine versteckten Zauber, geheime Rituale oder sonst etwas. Bis auf eine besondere Nacht - und selbst hier übertreibt die Autorin nicht. Wir wollen nicht zu sehr auf eben jene Nacht eingehen, aber wer sich nur ein klein wenig mit den Bräuchen rund um spezielle Feiertage beschäftigt und auskennt, weiß um welche Nacht es geht und warum die normalen Gesetze in dieser Nacht nicht gelten.
Besagte Nacht stellt aber noch nicht das Ende des Romans dar. Denn damit werden Ereignisse losgetreten, mit denen weder Amber noch Nathaniel gerechnet haben - oder rechnen wollten. Für beide beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit, der in kein Happy End mündet, aber auch nicht komplett unglücklich ausgeht.
Kurz gefasst ist "In dieser ganz besonderen Nacht" eine ganz besondere Liebesgeschichte. Gepaart mit okkulten und phantastischen Elementen weist die Handlung aufgrund der einfühlsamen und wortgewandten Erzählweise Glaubwürdigkeit auf. Fesselndes und mitreißendes Lesevergnügen ist auf jeden Fall garantiert, ebenso wie eine leichte Gänsehaut.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:02/2013
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Umfang:576 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:12 Jahre
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ISBN 13:9783570155349
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Preis (D):18,99 €