Die zwölf Kasten von Sabor

Knochendiebin

von Margaret Owen
Rezension von Emilia Engel | 04. Januar 2020

Knochendiebin

Die Kaste der Krähe ist die niedrigste im Königreich Sabor. Während andere Kasten die Gabe des Feuers, des Heilens oder anderes haben, haben die Krähen keine eigenen Gaben. Doch mit Hilfe von Knochen können sie die Gaben anderer für kurze Zeit für sich in Anspruch nehmen. Die Aufgabe der Krähen besteht darin die Opfer der Sündenseuche von ihren Qualen zu erlösen und zu verbrennen, damit die Seuche nicht um sich greift. Die Krähen sind die einzigen in Sabor, die immun sind. Eigentlich eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe und dennoch werden die Krähen gejagt und getötet, wenn es den anderen beliebt. Doch das soll sich nun ändern…

Stur ist ein sechzehnjähriges Mädchen aus der Kaste der Krähen. Gemeinsam mit ihrer Rotte, so nennt man eine Gruppe Krähen, zieht sie durchs Land und lässt Barmherzigkeit bei den Opfern der Sündenseuche walten. Der Dank dafür ist nennenswert gering und oft müssen sie ihren Lohn sogar einfordern. Stur und ihre Rotte müssen sich nächtens oft durch ihre Knochenmagie verbergen, denn da reiten die Oleander-Junker durchs Land, um die Krähen zu jagen und zu töten. Das zählt in Sabor nicht als Verbrechen. Dennoch erledigen Stur, ihr Pah,ihre Familie und Freunde ihre Arbeit gewissenhaft. Stur will sogar weiter aufsteigen und eines Tages nach Pah “Flügelherrin” werden. Ein Flügelherr leitet und sorgt für seine Rotte. Das oberste Gebot für diesen lautet: Sorge und beschütze die Deinen.
Auch als sie in den Palast gerufen werden, folgen Sie dem Ruf und finden sich dort ein, um zwei Opfer abzuholen. Weit außerhalb der Palastmauern wollen sie wie üblich die Opfer verbrennen. Doch es stellt sich heraus, dass diese gar nicht tot sind. Der totgeglaubte  Kronprinz selbst und sein Leibwächter Tavin stehen plötzlich vor ihr. Jasimir und Tavin bitten die Krähen um Hilfe. Sie müssen dringend sicher zu ihren Verbündeten geleitet werden. Die beiden Jungen müssen unbedingt ein Komplott gegen den König verhindern und das Land vor großem Unheil bewahren. Schon beim ersten Kennenlernen würde Stur den beiden am liebsten den Hals umdrehen. Mit ihnen scheint Ärger vorprogrammiert und das Benehmen von Tavin und Jasimir lässt zu wünschen übrig. Zu ihrem aller Wohl raufen sie sich zusammen und machen sich auf den Weg. Doch kann man Tavin und Jasimir wirklich über den Weg trauen? Können sie das Reich wirklich zum Positiven verändern?

“Knochendiebin” ist ein Fantasy-Debüt aus Amerika. Margaret Owen hat eine Fantasy-Welt erschaffen, in der es verschiedene Kasten gibt. Die höheren Kasten gelten natürlich mehr und haben tollere magische Fähigkeiten. Nur die letzte Kaste hat keine eigenen Fähigkeiten - heißt es - doch letztlich sind sie im Gegensatz zu allen anderen immun gegen die verheerende Sündenseuche und sie können die Magie der anderen für sich nutzen. Wie immer werden die niedrigsten Mitglieder der Gesellschaft mit den Füßen getreten, obwohl sie allen eigentlich einen großen Dienst erweisen. Der Leser fragt sich, warum sie sich das wohl so lange gefallen lassen, wenn sie mit ihrem Knochenzauber doch eigentlich eine relativ große Macht haben.
In der Geschichte trifft die unterste Kaste auf die oberste, was natürlich für Spannungen und Misstrauen sorgt. Dass einer der Jungen jedoch auch charmante Seiten aufweist, ist sicher keine Überraschung. Denn ein bisschen Knistern und Geplänkel ohne Kitsch hat sicher noch keinem Buch geschadet.
Die Protagonistin Stur ist eine starke Persönlichkeit, die durch Verluste und Entbehrung geprägt ist. Sie ist ein sehr loyaler Charakter, die zu ihrer Rotte steht, doch umso schwieriger sind da manche Entscheidungen, die sie treffen muss. Denn manchmal muss man zum Wohle aller Entscheidungen treffen, die einem schwer fallen und Personen Vertrauen schenken, die es vielleicht nicht verdient haben. Doch Verrat lauert nicht immer nur den bei den anderen. Die Zeiten sind hart, doch Stur hat ein Ziel für das sie einsteht und dafür muss sie vieles opfern. Die Frage ist nur, wie viel man bereit ist zu opfern. Muss Stur auch ihr eigenes Glück aufgeben, muss sie der Liebe entsagen?
Der Schreibstil und die Geschichte ist wirklich spannend und fesselt von Beginn an. Das Buch liest sich fast ein bisschen wie ein Roadmovie. Die Protagonisten kommen kaum zum verschnaufen und so will man als Leser auch nicht aufhören, sondern der Geschichte bis zum Ende zu folgen.

Im Großen und Ganzen ist das Buch eine runde Sache, die von Anfang bis Ende überzeugt. Toll geschrieben, wirklich gut umsetzt und mit vielen Details, mangelt es dem Buch an nichts. Dieses Buch wird nicht nur Jugendlichen gefallen, sondern auch den erwachsenen Fantasyleser in den Bann ziehen. Jetzt heißt es bis zum nächstes Jahr warten, bis  der zweite und letzte Band dieser Jugendbuchreihe erscheint.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

Könnte Ihnen auch gefallen: