Lore


Die Spiele haben begonnen. Sie kämpft um ihr Leben
von Alexandra Bracken
Rezension von Emilia Engel | 12. Oktober 2022

Lore

Manche haben Glück damit, in welche Familie sie hineingeboren wurden. Jedoch nicht Lore. Denn sie wurde in die Blutlinie der Perseiden hineingeboren und somit in einen Jahrtausende alten Kampf, der seine Wurzeln bei den griechischen Göttern hat. Trotz ihres Versuchs sich von ihrer Herkunft zu entfernen, wird sie immer wieder in einen Kampf um Leben und Tod hineingezogen .

Alle sieben Jahre gibt es eine Woche, in der die griechischen Götter sterblich werden. Sieben Tage, in denen die Jäger der griechischen Blutlinien alles daran setzen, dieser Götter habhaft zu werden und sie zu töten. Es winkt nichts anderes als dass derjenige, der einen Gott oder eine Göttin tötet, dessen Kräfte übernimmt und selbst ein Gott wird. Es gibt nicht mehr viele alte Götter, die meisten wurden bereits getötet und durch neue Götter aus den Reihen der Jäger ersetzt.
Lore entstammt dem Jägergeschlecht der Perseiden, ein ehrbares Geschlecht mit guten Kriegern. Sie lernte kämpfen und Beleidigungen zu ertragen, denn davon hatten die anderen Jägerkinder viele zu verteilen. Aber irgendwann wollte Lore nur noch aussteigen aus diesem Leben, das nur aus Kampf und Verlust besteht. Sie versuchte sich an einem ganz normalen Leben und das klappte gut. Doch beim beginnenden neuen Agon - der Anfang einer Woche des Jagens und Tötens - klopft das Schicksal sprichwörtlich an Lores Tür. Ihr bleibt keine andere Wahl ,als sich gemeinsam mit einer ziemlich nervigen Göttin zusammenzutun. Sie müssen nicht nur versuchen diese Woche zu überleben, sondern auch ihre Feinde aufspüren. Denn einer ist ein besonderes Übel, das nicht nur die Göttin gern beseitigt sieht.
Und schließlich haben es ziemlich viele auf Lore abgesehen, deren plötzliches Auftauchen für Aufregung sorgt. Auch Lores ehemals bester Freund Castor taucht wieder auf, nachdem sie ihn jahrelang tot geglaubt hatte. Freude und Erleichterung, aber auch Erstaunen darüber, in welcher Form er erscheint, schwappen über Lore hinweg. Doch in einer Welt wie ihrer, kann es da überhaupt etwas anderes geben, außer Intrigen, Rachen, Verschwörung und Tod? Kann es überhaupt für irgendjemanden ein gutes Ende geben?

Alexandra Bracken ist eine amerikanische Autorin, deren Bücher schon öfters New York Times Bestseller waren. Mit "Lore" hat sie ein gewaltiges Werk geschaffen, das viele begeisterte Leser und Leserinnen finden wird. Urban Fantasy ist ein Genre, das eine breite Leserschaft anspricht.  Gemischt mit griechischer Mythologie ist es noch eine Spur aufregender. Die Autorin dürfte einiges an Zeit in Recherchearbeit investiert haben bei ihrer ausgefeilten Geschichte - eine Arbeit, die die Leserschaft zu schätzen weiß.
Wie es in der griechischen Mythologie und bei den Heldensagen erzählt wird, geht es hier natürlich nicht zimperlich zu. Ein empfindsamer Leser oder Leserin sollte man eher nicht sein. Denn es gibt einige gewaltsame Szenen. Das Mindestalter von vierzehn Jahren könnte man eventuell für manche Leser*innen auf sechzehn Jahre hochsetzen. Das liegt natürlich im Ermessen der Eltern oder der Leser und Leserin.
Die Idee der Geschichte ist eine ganz spannende. Dass Götter alle sieben Jahre für eine Woche sterblich und zu Gejagten werden, birgt große Faszination. Wer würde nicht darüber fantasieren, selbst zu versuchen, ein Gott zu sein. Die verschiedenen Blutlinien bzw. Familien, die alle ihren Ursprung in der griechischen Götterwelt haben, geben alles darum, die stärksten und mutigsten Jäger und Jägerinnen zu haben. Es ist ein hartes Training und ein hartes Leben. Sie würden es selbst so sehen, dass sie für dieses Leben geboren wurde. Lore allerdings, ein fantastischer Charakter, will sich nicht von irgendwelchen Schicksalgöttinnen in ein bestimmtes Leben drängen lassen. Sie ist eine mutige junge Frau, die keine Scheu hat zu tun, was getan werden muss. Dabei tut sie aber stets das, was sie für richtig hält und nicht das, was andere von ihr möchten. Lore will Herrin ihres eigenen Lebens sein, umso mehr ist es nicht leicht für sie, wieder Teil dieser Welt sein zu müssen. Doch es hat auch sein Gutes. Ihr bester Freund Castor taucht wieder auf. Ihr alter Trainingspartner, der eine schwere Krankheit hatte und von dem es hieß, er wäre tot. Doch er ist jetzt ein Gott und alles andere als geschwächt, im Gegenteil. Er strotzt vor Kraft und Leben und wie Lore zugeben muss, steht ihm das ziemlich gut.
Alexandra Bracken versteht es, ihre Geschichten spannend aufzubauen und im Fluss zu halten. Gleich zu Beginn des Buches steigt die Leserschaft tief ins Geschehen ein. Nach und nach erklärt die Autorin diese Welt, in der die Blutlinien im Geheimen leben, unerkannt vor normalsterblichen Menschen. Es gibt so einige griechische Fachbegriffe, die anfangs etwas überfordernd wirken könnten, doch das gibt sich schnell. Zudem hat die Autorin auch daran gedacht, ein kleines Lexikon am Ende des Buches anzuhängen, in dem man jederzeit nachschlagen kann.

Alles in allem ist "Lore" ein außergewöhnlich spannender Jugendroman, der jede Menge Action bereithält. Doch neben der gelegentlichen Gewalt gibt es auch eine schöne Liebesgeschichte, die dem Buch die Schärfe nimmt und es der Protagonistin erlaubt, neben dem toughen Äußeren auch einen weichen Kern zu zeigen. Wer spannende Lektüre sucht, ist mit diesem Fantasy Buch also bestens beraten.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gewalt:
  • Gefühl:

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