Quendel

Über die Schattengrenze

Antolin Quiz
von Caroline Ronnefeldt
Rezension von Emilia Engel | 07. Dezember 2022

Über die Schattengrenze

Die friedfertigen Bewohner des Hügellandes stehen vor großen Herausforderungen. Nach den Schrecken beim Bäumelburger Maskenfest, bei dem so einige Verluste zu beklagen waren, sind die Quendel vorsichtiger denn je. Die Raunächte nahen in großen Schritten und das bedeutet, dass die Schleier zur Anderswelt erneut fallen werden. Die Scharen der Anderswelt werden durch die Schleier hervorbrechen und über das Hügelland herfallen. Wie können die Quendel dem entgegentreten?

Bullrich Schattenbart, mutiger Kartenschreiber von Grühenlohe, und seine treue und resolute Nachbarin Hortensia laden die Quendel zu einer Versammlung in Bullrichs Haus ein. Die Zukunft der Quendel soll hier besprochen werden. Alles was Rang und Namen hat, aber auch altbekannte Gefährten, reisen zu dem Quendel, der schon zwei Mal aus dem Finster entkommen konnte. Eine außergewöhnliche Karte, die die Grenzen zur Anderswelt zeigen, wird entrollt und düstere Prophezeiungen werden ausgesprochen.
Die Quendel, obwohl sie nicht gerade für ihren Mut bekannt sind, fassen einen Plan, wie ihn das Hügelland bisher noch nicht hervorgebracht hat. Drei verschiedene Gruppen wollen sich bewaffnen und in der Zeit der Raunächte in die Anderswelt hinübergehen, um dort ihre geraubten Familien und Freunde wiederzufinden. Bullrich Schattenbart bricht gemeinsam mit seinen Freunden auf. Begleitet von zwei treuen Katzen und einem mutigen Pony,  steigen sie tapfer durch die glitzernden Nebel und betreten die Anderswelt. Viele Gefahren lauern hier: Wege, die sich länger machen, Zeit, die nicht vergeht. Düster und unwirtlich ist die Gegend und die Hoffnung auf ein Gelingen ihres Vorhabens gering. Der Draugenfürst und die Wilde Jagd drohen unheilvoll über die Anderswelt und bald vielleicht auch über die wirkliche Welt zu kommen, wenn es niemanden gibt, der sich ihnen in den Weg stellt. Doch auch in dieser unheilvollen Gegend gibt es Verbündete, mit denen sie nicht gerechnet haben. So kommen Bullrich und seine Freunde Schritt für Schritt auf ihrem Wege voran und erfahren immer mehr über den Schrecken der Anderswelt.
Können sie ihre Freunde, die verloren geglaubt waren, retten? Und selbst wenn, wie kann man diesem drohenden Unheil begegnen, das sich bald vollends ihre Welt zu Eigen machen wird.

Mit “Quendel - Über die Schattengrenze” ist die Trilogie der Autorin Caroline Ronnefeldt nun komplett. Es ist ein würdiger und gelungener Abschluss dieser außergewöhnlichen und fantastischen Buchreihe. In diesem Band wird dem Volk der Quendel noch einmal alles abverlangt. Sie riskieren alles, um ihre Lieben und das Hügelland zu retten. Die Charaktere können sich unter diesen extremen Bedingungen noch mal von einer ganz anderen Seite zeigen. Wie zum Beispiel die gute Hortensia, die man sich bisher nicht mit Armbrust hätte vorstellen können. Doch mit den Samtfuß-Kremplingen war noch nie zu spaßen.
Der sympathische Kartenschreiber Bullrich, mit dem diese ganze Geschichte begonnen hat, setzt sein Wissen und Können in der Anderswelt für eine genaue Karte selbiger ein. Diese findet die Leserschaft am Anfang des Buchs und kann mit ihr den genauen Weg der Quendel verfolgen. Die tapferen Quendel, die im Grunde doch eher ängstliche Personen sind, gehen hier wortwörtlich an ihre Grenzen und darüber hinaus. Es ist wunderbar mitzuerleben, wie sie daran wachsen und die Gemeinschaft immer fester zusammenhält. Dennoch scheint ihr Unterfangen unmöglich. Ihre Fortschritte gehen nur langsam voran. Sie erleben Verluste, sie trauern und sind fast am Verzweifeln, doch aufgeben tun sie nicht.
Die detailreiche und etwas altbacken anmutende Sprache zaubert auch dieses Mal wieder schaurige und mystische Bilder in die Köpfe der Leserschaft. Tendenziell würden wir meinen, dass die Sprache eher erwachsener Leser*innen anspricht und vermutlich nur die wenigsten jugendlichen Leser und Leserinnen. Obwohl das Abenteuer in der Anderswelt für die tapferen Quendel sich durch das gesamte Buch zieht, gibt es dennoch phasenweise Stellen, an denen man etwas den Schwung verliert beim Lesen und das Gefühl hat, es geht nichts weiter. Es lohnt sich allemal, dranzubleiben,  denn dieses Ende möchte man nicht verpassen. Auch wenn man es sich möglicherweise ganz anders vorgestellt hat.

Perfekt zur kalten, dunklen Jahreszeit ist der letzte und düsterste Band der Quendel-Trilogie erschienen und wir können nur sagen, es ist eine tolle Reihe. Man kann herauslesen, wie viel Herzblut und Liebe die Autorin in diese Geschichte hineingesteckt hat. Caroline Ronnefeldt hat eine Welt erschaffen, die ihre Leserschaft in den Bann ziehen wird und noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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