Fremde Länder, Auslandspraktika und das Meer können eine interessante Kombination darstellen, aus der sich das eine oder andere Abenteuer ergibt. Besonders für Jugendromane klingen diese Begriffe zusammen sehr vielversprechend. Julia Dibbern hat für ihren Roman „Wolkendämmerung“ jedoch noch zahlreiche weitere Elemente einfließen lassen, die ebenfalls viel Spannung versprechen.
Kalifornien ist schon immer ein heißes Pflaster gewesen. Doch aktuell spielt das Wetter dem US-Bundesland übel mit. Hitze und ausbleibender Regen lassen das Land vertrocknen. Auch Santa Ana, wo Nicholas „Nick“ Hansen mit seinem Vater lebt, leidet unter Wasserknappheit. So sehr, dass dieser von Bewohnern aus ärmeren Regionen der Stadt verprügelt wird, weil man ihm vorwirft ihnen das Wasser zu stehlen. Etwas, das er ihnen nach einem Blick auf die eigene Villa und den Tesla Model S nicht wirklich übelnehmen kann. Tatsächlich sieht es für seine Familie aber auch nicht allzu rosig aus. Denn seine Eltern sind getrennt und sein Vater hat schon seit längerem kein Drehbuch verkauft. Der siebzehnjährige Fotograf verdient das Geld für sich und seinen Vater. Da kommt es ihm schon beinahe wie ein Wunder vor, als er plötzlich einen lukrativen Auftrag als Fotograf erhält, bei dem er die Mission eines Forschungsschiffs in Bildern festhalten soll. Genauso wie es wohl ein Wink des Schicksals ist, dass er Elin, eine junge Deutsche, die nur für einige Wochen in Amerika ist, kennenlernt. Denn schnell stellt sich heraus, dass weit mehr hinter dem Forschungsschiff steckt, als sein neuer Chef Joe – in gewisser Weise sein Stiefvater – offenbaren will. Die dort getestete Technologie soll derartig brisant sein, dass man weder vor Spionage, noch vor Mord zurückschreckt, um an Informationen darüber zu kommen oder deren Diebstahl zu verhindern.
Klimawandel und Geoengineering sind Begriffe, die bereits jetzt bekannt sind, in Zukunft aber vermutlich noch größere Rollen spielen werden. Insofern ist der Kern der Handlung nicht nur spannend gewählt, sondern tatsächlich ein mögliches konfliktreiches Thema für Privatpersonen, Konzerne, Forschungsinstitute und die Politik. Dass vor diesem Hintergrund ein Jugendroman angesiedelt ist, kann man nur als mutig bezeichnen. Doch das Risiko geht auf, denn im Mittelpunkt steht der junge Nicholas, der den ganzen Roman ziemlich unter Druck steht und sich gezwungen sieht, das richtige zu tun, obwohl das nicht nur ihn selbst in Gefahr bringt. Die technische Komponente im Buch, also wie man durch die Umverteilung von Wasser in der Atmosphäre und die Bildung künstlichen Wolken zu einer Abkühlung des Klimas gelangen kann, wird klar, einfach und nie zu detailliert dargestellt. Etwas, das in einem Jugendroman vermutlich ohnehin gestört hätte. Die Wandlung des Protagonisten, die Sorge seiner Freunde und das langsame aufkeimen einer Liebesgeschichte zwischen ihm und Elin machen das Werk gefühlvoll, gleichzeitig durch Spionage, Parcours- und Kletteraktionen auch wieder spannend. Wer nach einem Jugendroman sucht, in dem zu guter Letzt sogar Delfine vorkommen, macht mit „Wolkendämmerung“ sicher keinen Fehler.
Julia Dibbern hat mit „Wolkendämmerung“ einen Jugendroman verfasst, der mutig genug ist, ein spannendes Thema der nahen Zukunft aufzugreifen und die Handlung rund um dieses Konstrukt aufzubauen. Erfreulicherweise ist das sehr gut gelungen. Man fühlt mit den Charakteren, genießt die Spannung und hat die fast 500 Seiten schneller ausgelesen als man vorher gedacht hat. Wir können das im Amrûn Verlag erschienene Werk nur empfehlen.
Details
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Erschienen:07/2017
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Umfang:488 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:14 Jahre
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ISBN 13:9783958692909
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Preis (D):14,90 €