Shutter

von Laurie Faria Stolarz
Rezension von Emilia Engel | 29. Januar 2018

Shutter

Day betrachtet die Dinge gerne durch die Linse ihrer Kamera. Das bietet ihr die Möglichkeit, diese aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und Stimmungen fotografisch festzuhalten. Damit unterscheidet sie von anderen Menschen. So betrachtet sie auch Menschen und Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln. Als ihr eines Tages Julian über den Weg läuft, sieht Day in ihm sofort mehr als den geflohenen Insassen einer Jugendstrafanstalt, der wegen mutmaßlichen Mordes angeklagt wird.

Day ist eine ganz besondere Jugendliche. Ihr Gespür für Momentaufnahmen und Details lebt sie in ihrer Leidenschaft der Fotografie aus. Von ihren Eltern, beides Weltverbesserer,  hat sie zudem noch einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Unvoreingenommenheit mitbekommen, mit dem sie als soziales Schulprojekt versucht, anderen zu helfen. Das sind genau die richtigen Voraussetzungen für die Aufgaben, die ihr bevorstehen.
Eine Begegnung, die sie ganz und gar unvorbereitet trifft, ist die mit dem jungen Flüchtigen aus der Jugendstrafanstalt, der angeblich seinen eigenen Vater getötet haben soll. Day spürt sofort eine Anziehungskraft, die sie nicht mehr loslässt. Als sie zu Julians Fall recherchiert, wird ihr klar wie lückenhaft die Anklage ist und will ihm helfen, seine Unschuld zu beweisen. Bei der nächsten Begegnung bietet ihm Day ihre Hilfe an und der zufluchtsuchende Julian nimmt an. Durch Befragungen und Gespräche mit Julian taucht Day immer tiefer in Julians tragische Geschichte und seine schreckliche Kindheit ein. Julian nimmt immer mehr Raum in Days Herz ein und schließlich ist für sie es mehr, als nur einem Fremden zu helfen.
Die detektivische Arbeit ist zudem auch eine gute Ablenkung von Days eigenen Problemen. Erst vor kurzen haben sich ihre Eltern getrennt und Day wohnt nun allein mit ihrer Mutter. Die vergräbt sich allerdings so in ihre eigene Arbeit, dass die junge Frau sich zu Hause immer einsamer fühlt. Da kommt die Sache mit Julian gerade recht. Doch kein Problem verschwindet, indem man es verdrängt. Die Emotionen zu beiden Probleme schlagen hohe Wellen.
Kann ein Teenager wie sie wirklich etwas herausfinden, was die Polizei nicht geschafft hat? Ist Julian wirklich unschuldig? Was verheimlicht er vor ihr? Wird Days Familie vollends auseinanderbrechen?

Laurie Faria Stolarz hat mit “Shutter” einen wunderbaren und emotionsgeladenen Roman geschrieben, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht.  Die Protagonistin Sandra Day ist eine herausragende Persönlichkeit, die auf den ersten, flüchtigen Blick wie ein normales Mädchen im Teenageralter scheint. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man in ihr eine charakterstarke junge Frau, das sich nicht scheut, in die Abgründe der menschlichen Seele zu blicken und durch ihre Offenheit und Unvoreingenommenheit anderen gegenüber besticht. Mit ihrem Drang zu helfen und ihrem Glauben an die Unschuld von Julian, schafft sie es in seiner verlorenen, kaputten Seele einen Funken der Hoffnung zu entzünden. Es ist rührend zu lesen, wie sie einander näher kommen, durch Blicke, kleine Gesten - alles etwas zaghaft und mit Vorsicht. Jeder ist für sich bedacht, sein Herz nicht zu verlieren. Doch gegen solche Gefühle hat man nur wenig Chance.
“Shutter” liest sich wunderbar leicht und schnell. Man wird sofort in die Handlung  hineingezogen bis die Geschichte einen am Ende mit zweierlei Gefühlen zurücklässt. Das über eine  etwas ungewöhnliche und herrliche Liebesgeschichte und das Erstaunen ob der Entwicklungen am Ende des Buches. Es ist ein spannender Roman, der neben der Liebesgeschichte auch zu einem guten Teil ein Krimi sein könnte. Garniert ist das Ganze mit der Tragik eines Trennungskindes und anderen Problemen des Teenagerdaseins.

“Shutter” ist ein Jugendroman, der tief eintaucht in das tragische Leben eines Jugendlichen, der die Spuren einer grauenhaften Kindheit in sich trägt. Es ist auch die Geschichte von einem mutigen Mädchen, das mit seiner Fürsorge und ehrlichen Offenheit versucht, das Leben ihres Schützlings wieder in sichere Bahnen zu lenken.
Rundum ist dieses Buch ein voller Erfolg und der Leser kann sich auf ein berührendes und mitreißendes Lesevergnügen einstellen, das das Herz ganz sicher nicht kalt lassen wird

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