So wie Kupfer und Gold

von Jane Nickerson
Rezension von Janett Cernohuby | 14. September 2013

So wie Kupfer und Gold

Gold und Kupfer - zwei Metalle, die zu Schmuck verarbeitet werden und mit denen sich Frauen gerne schmücken. Auch Männer trachten nach Gold und Kupfer, meist in ihrer Börse. Nicht immer ist jedoch das Edelmetall gemeint. Manche Männer schmücken sich auch mit Frauen, deren Haare "So wie Kupfer und Gold" leuchten - so lautet auch der Titel von Jane Nickersons Jugendroman.

Für Sophia scheint nach dem tragischen Verlust ihrer Eltern eine glänzende Zukunft zu beginnen. Denn ihr Patenonkel Bernard de Cressac nimmt sie bei sich auf und gibt ihr ein neues Zuhause. Anfangs kann Sophia ihr Glück kaum fassen. Ihr Onkel überhäuft sie mit wertvollen und erlesenen Geschenken, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und verwöhnt sie den ganzen Tag. Schon bald schlagen Sophias Gefühle für ihren Patenonkel von Freundschaft in Schwärmerei und schließlich in Liebe um. Doch damit beginnt eine Abwärtsspirale. Bereits viermal verheiratet, ist offenbar nur noch die erste Ehefrau de Cressacs am Leben - wenn man den Erzählungen der Haushälterin trauen darf. Alle anderen scheinen auf tragische Weise ums Leben gekommen zu sein. Ist das der Grund, warum ihr Patenonkel oft melancholisch ist? Warum seine Gefühle von einer Sekunde auf die nächste komplett umschlagen können und warum eine Kleinigkeit in ihm einen Jähzorn wecken kann, vor dem Sophia sich regelrecht fürchtet? Die junge Frau muss schon bald erkennen, dass ihr Patenonkel keineswegs die schillernde Gestalt ihrer Kindheitsträume ist. Auch erkennt sie, dass sie eine Gefangene im goldenen Käfig ist. De Cressac verbietet ihr jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Als sie nach langem Bitten und Drängen ihres Patenonkels endlich einwilligt, seine Frau zu werden, zieht sich die Schlinge zu und plötzlich ist Sophias Leben in Gefahr...

Was wie ein wundervolles Märchen beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem furchtbaren Alptraum. Anfangs ist man, genau wie die Protagonistin, fasziniert vom geheimnisvollen, weltgewandten und großzügigen Bernard de Cressac. Doch mit der Zeit wird aus dieser schillernden Figur erst ein Choleriker, dann ein Psychopath. Sehr schnell wird dem Leser klar, worauf die Handlung hinauslaufen wird. Doch damit wird das Buch nur bedingt vorhersehbar, denn so manche Entwicklung hat man dann doch nicht erwartet.
Auch wenn natürlich das Schicksal Sophies und ihre Beziehung zu de Cressac im Vordergrund stehen, bringt die Autorin einige gesellschafts-politische Themen jener Zeit mit ein. Die Handlung spielt zu einer Zeit, in der Sklavenarbeit den Südstaatenbewohnern Amerikas zu Reichtum und Luxus verhalf. Sophie, die aus dem Norden kommt und Gegner der Sklavenhaltung ist, versucht diesen zu helfen - in ständiger Angst, dabei von de Cressac erwischt und bestraft zu werden.
Der Autorin Jane Nickerson ist es sehr gut gelungen, den Leser in die Handlung und das Leben von Sophie eintauchen zu lassen. Nicht immer besticht das Buch durch Spannung, tatsächlich kommt diese erst am Ende in Fahrt, als sich die Schlinge immer mehr zuzieht. Dennoch fesselt die Handlung. Obendrein hat man so manches Mal das Gefühl, während des Lesens neben Sophie in Wyndriven Abbey - dem Anwesen de Cressacs am Mississippi - zu stehen und es mit all seinen Räumen, seinem Garten und den geheimnisvollen Zierbauten vor dem inneren Auge zu sehen.
Doch so fesselnd und mitreißend die Handlung sein mag, die Idee dazu ist nicht neu. Tatsächlich bediente sich die Autorin an Elementen aus dem französischen Märchen "Blaubart" von Charles Perrault (welches auch die Brüder Grimm übernahmen). Viele Elemente des Märchens trifft man im Roman wieder. Etwa den reichen, gönnerhaften Lebemann, der seiner jungen Braut die Schlüssel des Hauses anvertraut, bis auf eine Ausnahme. Anders jedoch als die Braut im Buch wird Sophie nicht von der Neugier übermannt. Dennoch gibt es viele weitere Ähnlichkeiten: die verstorbenen, nicht bestatteten Ehefrauen, die wichtigen Geschäftsreisen, das Abschotten von der Außenwelt und letztendlich der Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Bösen und der Unschuld.

Trotzdem ist "So wie Kupfer und Gold" ein unterhaltsamer, düsterer Liebesroman. Ein Märchen, welches man mit wachsender Faszination liest, das einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Auch wenn der Spannungsbogen nicht gleichmäßig aufgebaut ist, liest man neugierig weiter und möchte den Ausgang der Ereignisse erfahren. Ein durchaus zu empfehlendes Buch, welches aufgrund seiner Geschichte sehr gut zu der nun kommenden grauen, nebligen Jahreszeit passt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    09/2013
  • Umfang:
    448 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570162682
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl: