---

Wenn man etwas wirklich will, dann findet sich immer ein Weg. Dann ist kein Ziel zu weit, keine Hürde unüberwindbar. Man muss nur wollen. Das erfordert einen eisernen Willen und die Bereitschaft, Opfer zu bringen. Doch wer tut das nicht gerne, wenn am Ende eine große Sehnsucht gestillt wird, ein Herzenswunsch in Erfüllung geht. Der elfjährige Carlo steht genau vor solch einer Herausforderung und lässt sich durch nichts von seinem Ziel abbringen. Davon erzählt Oliver Scherz in seinem Kinderbuch "Keiner hält Don Carlo auf".

Seit fünf Monaten und zwei Wochen wartet der elfjährige Carlo darauf, dass sein Papa wieder zurück nach Bochum kommt. Fünf lange Monate und zwei Wochen lebt dieser nun schon in seiner Heimat Palermo. Nachdem er sich zuvor furchtbar mit Mama zerstritten hat. Immer wieder hat Papa Carlo versprochen, dass er ihn besuchen kommt. Das sie gemeinsam etwas unternehmen. Doch bisher hat er sich einfach nicht blicken lassen. Da fasst Carlo einen Entschluss. Er zieht seinen Anzug an, bindet seine Krawatte um, nimmt alle seine Ersparnisse zusammen und macht sich einfach auf den Weg zu Papa. Nach Palermo. Seine Mama weiß nichts davon, die glaubt, Carlo übernachtet bei einem Freund. Na, und Sonntagabend will er sowieso wieder pünktlich zurücksein. Mit Papa.
Doch schon am Bahnhof in Bochum kommt alles ganz anders. Nicht nur, dass die Fahrkarte nach Palermo viel teurer ist, als Carlo geglaubt hat, die Dame am Schalter macht obendrein auch noch einen Zirkus wegen Carlos Alter. Doch "Keiner hält Don Carlo auf" - und so macht sich der Junge als blinder Passagier auf den Weg. Erst im Nachtzug, dann im Taxi und schließlich auf der Fähre. Auf nach Italien, wo sein Papa lebt…

Mit diesem Kinderbuch schuf Oliver Scherz eine wunderbare Geschichte, die sich auf den Bahngleisen zwischen Deutschland und Italien abspielt; in italienischen Taxis und auf italienischen Fähren. Es ist ein Abenteuerroman, ein Roadmovie, der für den elfjährigen Protagonisten zu einer Suche nach der eigenen Identität wird. Es die Geschichte einer wahnwitzigen Reise, die Carlo antritt. Ohne Fahrkarte, ohne einer Ahnung von Land, Leute und den Gefahren, denen er begegnen könnte. Doch mit dieser tollkühnen Aktion wird deutlich, wie sehr Carlo seinen Vater vermisst, wie groß seine Sehnsucht nach ihm ist und der Wunsch, ihn unbedingt wiederzusehen. Auf seiner Reise stößt er natürlich auf viele Hürden. Doch Carlo kämpft, gibt nicht auf und lässt sich nicht unterkriegen. Er weiß, dass es für alles eine Lösung gibt. Selbst als er mitten in Italien auf einer verlassenen Straße steht, überlistet und bestohlen vom Taxifahrer, glaubt er noch immer daran, seinen Vater zu treffen. Er behält Recht damit und auch in dieser ausweglosen Situation findet er wieder unverhofft Hilfe von ganz außergewöhnlichen Menschen. Davon begegnet er auf seiner Reise zahlreichen und sie alle hinterlassen ihren Eindruck bei dem Jungen.
Wenngleich das Buch von der Suche nach Antworten, nach dem verlorenen Teil Carlos Identität erzählt, ist es ein tolles Kinderbuch für Leser ab acht Jahren. Herrlich amüsant und witzig erzählt Oliver Scherz in der Ich-Form von Carlo. Das entfernt eine Barriere zwischen Leser und Protagonist, wodurch das Abenteuer greifbarer, lebendiger, erfahrbarer wird. Kinder können sich gut mit dem elfjährigen Carlo identifizieren, erkennen ähnliche Sorgen und Nöte in ihm wieder und verstehen seinen Wunsch nur zu gut. Vermischt mit einer Prise Witz und kindlicher Naivität ist das Buch absolut lesenswert.

Könnte Ihnen auch gefallen: