Jeder große Schriftsteller hat einmal klein begonnen. Aber bei einigen trifft das nicht nur im Sinne von kürzeren Geschichten oder mit niedrigem Bekanntheitsgrad zu. Manche haben auch zuerst Geschichten für Kinder verfasst, bevor sie sich an Romane für Erwachsene wagten. Auch der große amerikanische Schriftsteller Samuel Langhorne Clemens hatte so begonnen. Allerdings ist der Verfasser von „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ eher unter dem Namen Mark Twain bekannt.
Der junge Tom Sawyer ist mit Sicherheit kein einfaches Kind. Ständig heckt er Streiche aus, erzählt kleine Lügengeschichten und treibt seine Tante Polly zur Weißglut. Allerdings vermag er es wie kein anderer, sich immer wieder aus dem Schlamassel, den er angerichtet hat, herauszuwinden. Dabei erlebt er immer wieder kleine Abenteuer in der kleinen Ortschaft St. Petersburg, am Ufer des Mississippi. So bekommt er andere Kinder dazu, den Zaun seiner Tante zu streichen, die ihn dafür noch bezahlen. Er prügelt sich oft und schwänzt auch die Schule – wobei ihn sein Halbbruder Sid immer wieder an die Tante verrät. Doch die Zeit der unbeschwerten Abenteuer ist vorbei, als er bei einem versuchten Ritual mit einer toten Katze gemeinsam mit seinem Freund Huckleberry Finn einen Mord auf einem Friedhof beobachtet. Da der gefährliche Indianer-Joe ein bekannter Gewalttäter ist, wagen die beiden vorerst nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Als der unschuldige Muff Potter jedoch ins Gefängnis geworfen wird und seiner Hinrichtung entgegensieht, verrät Tom Sawyer die Wahrheit. Er macht sich dadurch aber einen gefährlichen Mann zum Feind. Und zwischen kleinen Jugendabenteuern, wie mit der von ihm angebeteten Betty sowie einer kleinen unerlaubten Floßfahrt, kreuzen sich seine Wege mit jenen des Schurken immer wieder. Bis zum bitteren Ende...
Der Schriftsteller Mark Twain war der Vertreter der Literaturrichtung „amerikanischer Realismus“. So brachte er in seine Werke viel eigene Erfahrung, Ortskenntnis und für die Umgebung typischen Sprachelemente ein. Mit den Augen eines Kindes entlarvt er schon in „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ die fragwürdige Doppelmoral der Leute und spricht das Thema Rassismus offen an. Er zeigt auch, wie sich ein Junge, der keineswegs ein Musterbeispiel für Tugendhaftigkeit ist, in der Gesellschaft zurechtfindet. Dennoch ist er derjenige, der wenn es hart auf hart kommt, moralisch korrekt handelt – selbst wenn er sich dabei nicht an den gängigen Konventionen orientiert.
Dieses Gegenkonzept zu den sonst üblichen Geschichten über tugendhafte jugendliche Helden führte in der Anfangsphase in Amerika zu vielen Debatten. Das Verwenden von Flüchen, Lügen und das völlige ignorieren der Grenzen der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten führten sogar zu einem zeitweisen Verbot des Buches. Heute wird es als ein wichtiges Werk von Mark Twain angesehen, wenngleich man ihm nicht so viel Bedeutung zumisst wie der Fortsetzung „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“. Dennoch ist das Werk ein Klassiker der Jugendliteratur, den jede Familie sein Eigen nennen sollte. Insofern kann man das Werk, das bei Dressler neu aufgelegt wurde, und auch die Illustrationen von Walter Trier aus dem frühen 20. Jahrhundert nur genießen – auch ohne zeitgenössische und verzerrende Wortkorrekturen.
„Die Abenteuer des Tom Sawyer“ ist der zweite Roman von Mark Twain, der in Amerika eine neue Richtung der Literatur salonfähig machte. Auch wenn das Werk nicht den gleichen Einfluss hatte wie das nachfolgende Abenteuer von Huckleberry Finn, sollte man einen derartigen Klassiker seinen Kindern keinesfalls vorenthalten. Dementsprechend ist das Werk schon beinahe ein Pflichtkauf für Eltern - angesichts des Preises überhaupt.
Details
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Erschienen:09/2015
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Umfang:304 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:10 Jahre
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ISBN 13:9783791520056
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Preis (D):9,99 €