Kinder, wenn Euch ein Kleiner Prinz begegnet...

von Isabel Pin, Antoine de Saint-Exupéry
Rezension von Stefan Cernohuby | 12. Mai 2018

Kinder, wenn Euch ein Kleiner Prinz begegnet...

Klassiker der Literatur sind natürlich auch für Kinder ein Quell des Wissens – sich mit ihnen zu beschäftigen kann auch sehr spannend sein, wenn man die Werke für die Zielgruppe richtig aufbereitet. Isabel Pin hat das nun auch für den Kinderbuchklassiker „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry versucht, um ihn einer noch jüngeren Leserschaft eben auch noch früher zugänglich zu machen. Ein Experiment, das man im Vorfeld durchaus skeptisch sehen kann. Das Ergebnis dieses Versuchs trägt den Titel: „Kinder, wenn Euch ein Kleiner Prinz begegnet...“.

Der Pilot ist mit seinem Flugzeug abgestützt und versucht es zu reparieren. Da begegnet ihm mitten in der Wüste ein kleiner Junge. Dieser errät sofort sein Schlangen-Elefantenrätsel und lässt sich dann auch noch ein Schäfchen zeichnen. Und er erzählt von dem Planeten, von dem er stammt. Von den drei Vulkanen, den Affenbrotbäumen und besonders der Rose. Und wie ihn diese letztendlich dazu gebracht hat, eine Reise zu unternehmen und andere Planeten zu besuchen. Doch diese waren nicht immer schön und unterhaltsam. Ein König, ein Trinker und auch ein Geschäftsmann waren keine angenehmen Zeitgenossen. Nun ist der Kleine Prinz auf der Erde angelangt. Er möchte noch vieles lernen und tut dies auch durch den Fuchs und letztendlich durch den Piloten. Die beiden haben viel Spaß miteinander, bis der Prinz beschließt, dass es Zeit zur Rückkehr auf seinen Planeten wird. Etwas, wobei ihm die Schlange helfen möchte…

Wie ist es mit Texten? Kann man diese nur mit den Augen betrachten oder muss man das ebenfalls mit dem Herzen tun? Diesem Buch würde das sicher entgegenkommen, denn jemandem, der das Original des „Kleinen Prinzen“ kennt – egal ob in der deutschen Übersetzung oder in der französischen Originalausgabe. Leider wird klar, dass man sich hier auf einige bestimmte Aspekte konzentriert, um die Handlung zu straffen und einfacher zu gestalten. Leider aber auch, um bestimmte negativ interpretierbare Ereignisse zu entschärfen. Das ist sehr schade, denn das sind die Punkte, an denen sich Kinder eigene Gedanken machen können. Das ist generell ein wenig schade, denn die Schlussfolgerungen aus den einzelnen Begegnungen werden vorgestellt, ohne die Chance, dass junge Zuhörer ihre eigenen Schlüsse ziehen können. Die Illustrationen sind die gleichen wie im Original und verwirren nur an einer oder zwei Stellen mit der Aufforderung, das Bild doch lieber selbst auszumalen. Insgesamt ist das Buch in dieser Form eine gute Idee, die vermutlich bei der Zielgruppe auch gut ankommt. Allerdings nimmt das Werk auch viel von jenem Zauber vorweg, den es bedeutet, die Inhalte selbst zu begreifen. Und vielleicht könnte das Werk den jungen Lesern und Zuhörern später sogar das Original ein wenig verleiden.

„Kinder, wenn Euch ein Kleiner Prinz begegnet…“ ist ein Versuch von Isabel Pin, den Kinderbuch-Klassiker von Antione de Saint-Exupéry für eine (noch) jüngere Leserschaft aufzubereiten. Leider ist das Experiment nicht völlig überzeugend. Neben der aufgrund des beschränkten Umfangs notwendigen Kürzungen sind es vor allem die vorgekauten Schlussfolgerungen und die entschärften Stellen, die erwachsene Leser skeptisch machen könnten. Daher können wir das Werk nur eingeschränkt empfehlen, selbst wenn es eine gute Idee ist, Kinder früh mit Klassikern der Literatur zu konfrontieren.

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