Mit großen Ohren - Ludwig van Beethoven

von Deborah Einspieler
Rezension von Janett Cernohuby | 27. Januar 2009

Mit großen Ohren - Ludwig van Beethoven

Klassische Komponisten stellen für uns oftmals nur einen Namen dar, der hinter Sinfonien oder musikalischen Werken steht. Es handelt sich um nichts anderes als große Meister, die etwas Bedeutendes im Bereich Musik geschaffen haben. In der Schule quält man sich damit, ihre Lebensstationen zu lernen und danach hat man sie eigentlich auch schon wieder vergessen. Die Dramaturgin Deborah Einspieler will Kindern nun einen großen Künstler näher bringen und veröffentlichte die etwas andere Biographie "Mit großen Ohren - Ludwig van Beethoven".

Eines Tages begleitet das Mädchen Therese ihre Mutter zu dessen Arbeitsstelle. Diese ist Köchin im Hause Ludwig van Beethovens. Obwohl Therese ermahnt wird, sich still zu verhalten, schleicht sie sich heimlich durchs Haus. Dabei wird sie natürlich von dem Komponisten entdeckt. Doch dieser ist nicht erzürnt über die Anwesenheit des jungen Mädchens, sondern vielmehr erfreut. Denn ihr Name erinnert ihn an eine alte Schülerin, Therese, die er einst sehr mochte. Er erzählt dem kleinen Mädchen von dieser Schülerin und dass er ihr das Stück "Für Therese" widmete, das fälschlicherweise unter dem Namen "Für Elise" Berühmtheit erlangte. Ludwig und die kleine Therese freunden sich bereits in diesem ersten kurzen Gespräch eng miteinander an und der Komponist schenkt ihr eines seiner Konversationshefte. In diesem erzählt er ausführlich von seiner Kindheit. Neugierig beginnt Therese in dem Heft zu lesen und findet sich bereits am nächsten Tag wieder bei dem großen Komponisten ein. Sie ist neugierig geworden, will mehr über ihn, seine Eltern und seine Geschwister erfahren. Ludwig erkennt in der jungen Freundin einen Menschen, der zum ersten Mal nicht an seiner Musik sondern an im als Mensch interessiert ist und so erzählt er Therese von seinem bewegten und aufregenden Leben.

"Mit großen Ohren - Ludwig van Beethoven" ist das Stöbern in einem fremden Tagebuch. Hier wird nicht trocken und nüchtern die Lebensgeschichte eines großen Komponisten wiedergegeben, hier erzählt ein Mensch über sein ereignisreiches Leben voller Freude und Leid, Glück und Trauer. Deborah Einspieler ist es gelungen, auf ergreifende und spannende Art das Leben einer großen Persönlichkeit zu schildern, die für uns oftmals nur ein Name hinter Noten ist. Dieses Buch zeigt nicht den Komponisten, sondern den Menschen. Ludwig van Beethoven erzählt seiner neuen Freundin und somit den Lesern von seiner Kindheit, die durch die strenge Erziehung seines Vaters gezeichnet war. Er berichtet von seinen Lehrjahren bei Christian Gottlob Neefe und seiner ersten Anstellung bei Hofe. Er erzählt von seinen Reisen nach Wien, von seiner Arbeit als Komponist und Musiklehrer ebenso, wie von seinen persönlichen familiären Angelegenheiten. Gerade letztere verleihen ihm sehr viel Sympathie. Man trauert mit ihm über den frühen Tod seiner Mutter und sorgt sich um seinen Vater und Bruder. So wird er für den Leser immer mehr zu einem Menschen mit starken Gefühlen und weniger zu einem bedeutenden Künstler.
Doch das Buch unterhält nicht nur, es vermittelt auch Wissen. Denn die in ihm enthaltenen Fakten über Beethovens Leben sind sehr genau wiedergegeben. Durch die Art der Umsetzung als Geschichte werden sich junge Leser diese leicht merken, was ihnen im Hinblick auf die schulischen Leistungen sehr zugute kommen wird.
Sprachlich richtet sich das Buch eindeutig an einen jungen Leserkreis. Mit einfachen Worten und Sätzen gibt die Autorin die Lebensgeschichte Beethovens wieder. Erzählt wird durchgehend in der Ich-Perspektive, was sich jedoch stellenweise als sehr verwirrend herausstellt. Besonders im einleitenden Kapitel wird von den jungen Lesern einiges gefordert, was selbst wir Erwachsene nicht erfüllen können. Dort erzählt die Autorin nämlich ebenfalls in der Ich-Perspektive, doch wechselt sie ohne jegliche grafische Hervorhebung die Person! So beginnt Therese zu erzählen und wechselt dann nahtlos in die Person Beethovens. Man wundert sich, da der Sinn nicht mehr zu den vorhergehenden Worten passt und erkennt schließlich, woran es liegt. So ähnlich setzt es sich auch im weiteren Verlauf des Buches fort. Während Therese die Konversationshefte liest, erfährt der Leser die Ereignisse aus der Ich-Perspektive geschildert, was aber durchaus noch nachvollziehbar ist. Spricht Therese mit dem Komponisten, wird die Ich-Perspektive aus des Mädchens Sicht beibehalten. Hinzu kommt auch ein ständiger Wechsel der Zeiten. Erfährt man die Stationen aus Beethovens Leben, wird natürlich in der Vergangenheit erzählt. Kommt Therese mit aktuellen Ereignissen zu Wort, wechselt die Sprache jedoch wieder ins Präsens. Das ist bereits für Erwachsene sehr anstrengend zu lesen, für Kinder wird dies daher sicherlich noch schwieriger.
Dem Buch liegt ein ganz besonderes Extra bei. Eine Musik-CD mit Stücken des großen Komponisten. Diese enthält eine schöne Auswahl bekannter Stücke, die auch im Buch angesprochen werden. Natürlich darf dabei die Klaviersonate "Für Elise", welche die Freundschaft zwischen Beethoven und der jungen Therese begründet, nicht fehlen. Daneben finden sich weitere Stücke, wie etwa die "Mondscheinsonate" oder die "Mondscheinsonate".

Insgesamt ist "Mit großen Ohren - Ludwig van Beethoven" ein wunderschönes Kinderbuch, welches allen Eltern nur empfohlen werden kann. Auf einzigartige Weise gelingt es Deborah Einspieler, das Leben des großen Komponisten als spannende Geschichte wiederzugeben und dabei diesen auch als fühlenden Menschen darzustellen. Die beiliegende Musik-CD enthält eine sehr schöne Auswahl bekannter Stücke, welche helfen, in Beethovens Leben einzutauchen.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2008
  • Umfang:
    128 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    8 Jahre
  • ISBN 13:
    9783833926013
  • Preis (D):
    14,9 €

Bewertung

  • Gesamt:
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  • Anspruch:
  • Humor:
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