Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer

Antolin Quiz
von Judith Burger
Rezension von Janett Cernohuby | 15. Juni 2021

Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer

Sommerferien sind ein Versprechen und die Verheißung, dass mehrere Wochen Freiheit und Abenteuer vor einem liegen. Jedes Kind verbindet etwas Anderes mit den Sommerferien, doch für alle bedeuten sie, Abschalten vom stressigen Schulalltag. Asta reist seit Jahren mit ihren Eltern in einen kleinen Ort am Ende der Welt, wo die Eltern ein Theaterstück auf der Waldbühne inszenieren. Auch in diesem Sommer geht die Reise nach Geschrey, auch in diesem Sommer wird wieder geprobt und dennoch wird alles anders werden.

Zwischen Waldbühne und Waldsee

Asta ist überglücklich. Endlich haben die Sommerferien begonnen, endlich sitzt sie im Zug in das kleine Örtchen Geschrey am Ende der Welt. Hier bereiten ihre Eltern bereits das diesjährige Theaterstück vor, in dem auch Asta zum ersten Mal eine kleine Rolle spielen wird. Aber noch etwas wartet in Geschrey auf Asta, oder besser gesagt, jemand: Ringo, ihr bester Freund. Mit ihm verbringt sie endlose Stunden am Waldsee, geht Eis essen, macht Blödsinn und spricht über die großen und kleinen Fragen des Lebens. Alles das liegt also vor Asta und sie kann es kaum noch erwarten.
Doch dann kommt alles ganz anders: Ringo hat kaum Zeit für sie, da er entweder auf seine kleine Schwester aufpassen oder für die Schule lernen muss. Das Theater spielen ist viel schwieriger, als sie dachte und plötzlich ist es Ringo, der ihre Rolle übernimmt. Geblieben ist Asta nur mehr der Waldsee und ihre Liebe zum Tauchen und Schwimmen. Bedeutet das das Ende ihrer Freundschaft mit Ringo?

Auf der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend

Judith Burger erzählt hier eine ganz besondere Sommergeschichte von Freundschaft und der Herausforderung des Erwachsenwerdens. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Asta, das wie viele Jahre vorher, mit ihren Eltern in einen kleinen, idyllischen Ort fährt, um dort ganz besondere und einzigartige Sommerferien zu verbringen. Die Eltern inszenieren dort jährlich ein Theaterstück auf der Waldbühne, haben ihr festes Schauspieler-Ensemble. Mittendrin steht das Mädchen, das Teil dieser Theaterwelt ist, dann aber auch einfach nur Kind ist und eine unbeschwerte Zeit genießt. Doch in diesem Sommer wird alles anders. Asta beginnt langsam die Kindheit hinter sich zu lassen. Das bringt natürlich viele Veränderungen mit sich. Die Freundschaft zu Ringo empfindet sie auf einmal anders, wenngleich sie es noch nicht zuordnen kann. Ihre Gefühle fahren Achterbahn, nicht nur die zu Ringo, sondern auch zu ihren Eltern und dem kleinen Ensemble. Asta beschäftigt sich mit sich selbst, mit ihren Wünschen, mit ihren Träumen. Dabei kristallisiert sich heraus, dass ihr Traum, Theater zu spielen, nicht das richtige für sie zu sein scheint. Denn auf der Bühne ist sie plötzlich wie erstarrt, kennt ihren Text nicht mehr und bringt kaum einen Ton heraus. Das macht Asta unglaublich zu schaffen. Sie versteht es nicht, wodurch sie sich selbst stark unter Druck setzt. Als dann Ringo ihre Rolle mit einer ungeahnten Leichtigkeit übernimmt, bricht für Asta eine Welt zusammen. Sie ist todunglücklich, fühlt sich ausgeschlossen, hintergangen und als Versagerin. Das belastet natürlich die Freundschaft zu Ringo stark, aber auch die Beziehung zu ihren Eltern. Asta versucht mit sich selbst ins Reine zu kommen, macht sich viele Gedanken über diesen so anderen Sommer und wünscht sich, die Zeit einfach zurückdrehen zu können. Sie fragt, was passiert ist, dass in diesem Jahr alles so falsch läuft. Doch läuft wirklich alles falsch oder ist es nur der Beginn von Veränderungen, wie sie das Leben oft für uns bereithält?
Judith Burger erzählt diese Sommergeschichte sehr locker und leicht. Sie trifft den jugendlichen Ton, den Mädchen in diesem Alter haben, mit dem sie ihr Tagebuch schreiben. Junge Leserinnen tauchen sofort in die Geschichte ein, verstehen Asta und können sich gut mit ihr identifizieren. Was ebenfalls dabei hilft, ist die Tatsache, dass die Geschichte in der Ich-Perspektive von Asta selbst erzählt wird. So wird alles noch mal emotionaler und authentischer. Immer wieder gibt es Stellen, die zum Nachdenken anregen, an denen man sich fragt, wie man wohl selbst reagieren würde. Dann gibt es aber auch Stellen, in denen man einfach nur den Sommer genießt, am Waldsee liegt und Asta beim Schwimmen zusieht.

„Ringo, ich und ein komplett ahnungsloser Sommer“ ist ein sehr stimmungsvolles und unaufgeregt erzähltes Buch über ein Mädchen, das an der Schwelle zur Jugendzeit steht und langsam beginnt, sich von der Kindheit zu verabschieden. Das geht natürlich nicht ohne große Gefühle, ohne Fragen und natürlich ohne die Suche nach dem eigenen Ich und seinen Wünschen. Judith Burger bringt alles das wunderbar in diese Sommergeschichte hinein, die leicht und unkompliziert erzählt ist.

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