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Menschen sammeln bisweilen die seltsamsten Dinge, teils weil diese sie faszinieren und ihr Interesse wecken, teils weil sie mit den Sammlerstücken bestimmte Erinnerungen verbinden. Kirsten Reinhardts Kinderbuchprotagonist hat ebenfalls eine sehr ungewöhnliche Sammelleidenschaft. Er bewahrt alte, gekaute Kaugummis in kleinen Schächtelchen auf. Sie werden zu einem wesentlichen Bestandteil des Kinderbuchs "Der Kaugummigraf", von dem uns die Hörspielfassung des WDR vorliegt.

Ein seltsamer Kauz mit Geheimnissen

Verlassen, still und einsam liegt er da, der alte Bahnhof. In seinem Häuschen hat sich schon vor Jahren ein Mann einquartiert, der mittlerweile zum verschrobenen Kauz geworden ist. Sein Alltag baut auf Routine und einem strengen Tagesplan auf, der reglementiert, was wann zu tun ist. Bis zu jenem Tag, an dem Eli in das Leben des alten Herrn tritt. Das quirlige, etwas freche Mädchen wirbelt ganz viel Staub auf und bringt Unruhe in die sonst stille Bahnhofsanlage. Schnell hat der alte Mann - der von Eli liebevoll Kaugummigraf genannt wird - sie in sein Herz geschlossen. Er zeigt ihr nicht nur seinen Bahnhof, sondern erzählt auch von seinem Leben. Doch ihr Zusammensein wird schon bald bedroht, denn der alte Bahnhof soll abgerissen und der Graf in ein Altenheim gesteckt werden. Ein Rettungsplan muss her...

Ungewöhnlich, außergewöhnlich, atmosphärisch

"Der Kaugummigraf" ist eine sehr außergewöhnliche Geschichte, mit einer ganz eigenen Stimmung. Sie spielt überwiegend auf einem alten Bahnhofsgelände, das schon seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wird und in dessen Mauern sich ein alter Mann einquartiert hat. Ruhe und Routine sind die hauptsächlichen Merkmale des Grundstücks und vom Hörer deutlich spürbar. Bis zu jenem Moment, als das Leben in Form eines kleinen Mädchens einkehrt. Eli, eine Ausreißerin, die jedoch nicht sonderlich gut lügen kann - wie der Graf selbst feststellt. Ein gutes Benehmen kann sie allerdings auch nicht an den Tag legen und bekommt dieses erst noch vom Grafen erklärt. Eli ist fasziniert von dem alten Grundstück und möchte den Bahnhof unbedingt erkunden. Der Graf erfüllt ihr diesen Wunsch und zeigt ihr gleichzeitig mit der Anlage auch ein Stück seiner Vergangenheit.
Dass Eli etwas verbirgt, ist sowohl dem Hörer als auch dem Grafen sofort klar. Dennoch drängt er sie nicht, ihr Geheimnis zu verraten. Als er es dann jedoch durch eine Verkettung unglücklicher Umstände erfährt, ist er zutiefst enttäuscht. Er fühlt sich verraten, hintergangen und ausgenutzt. Doch damit tut er dem Mädchen Unrecht, denn ihre Geschichte ist wahrlich nicht schön. Beständigkeit, Geborgenheit und vor allem Zugehörigkeit hat sie niemals erfahren. Ihre Mutter war ständig unterwegs, auf der Flucht vor ihren eigenen Taten. Das alles schlägt sich natürlich in Elis Charakter nieder. Doch das Mädchen hat genug davon, will aus diesem ewigen Kreis ausbrechen und endlich ein normales Leben führen. Der alte Graf stellt dafür - zunächst unfreiwillig, später bewusst - die Weichen.
Die Hörspielinszenierung ist großartig gelungen. Geheimnisvoll, atmosphärisch, mit entsprechender Geräuschkulisse untermalt und natürlich perfekt mit Sprechern besetzt, begeistert sie, fängt die Aufmerksamkeit des Hörers ein und trägt ihn davon. Hin zu einem Bahnhof, der verlassen, halb zerfallen und mit zugenagelten Brettern vor den Fenstern daliegt. Auf seinen verrosteten Gleisen wächst das Gras hüfthoch und schon lange hat kein Zug mehr durch sein Pfeifen und Rattern die Gegend aufgeschreckt. - Es ist genau dieses Bild, das sich beim Hörer im Kopf bildet, während der dem Hörspiel lauscht.

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