Kiki Strike

Die Schattenstadt

von Kristen Miller
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2009

Die Schattenstadt

Die Bezeichnung "Die Ungebetenen" klingt nach einem Name für eine Gruppe von Personen, deren Anwesenheit eigentlich nicht erwünscht ist. Sie stören durch ihren unpassenden Charakter und ihr Auftreten. Womöglich beeinträchtigen sie auch den Verlauf bestimmter Aktionen. Solche Menschen sind unbeliebt und niemand hat sie gerne um sich. Doch bei einer ganz bestimmten Detektivgruppe ist dieser Name eigentlich nur eine Warnung an die Verbrecher, denen sie auf die Pelle rücken wollen. Die Rede ist von den Mädchen, die sich um "Kiki Strike" im Abenteuer "Die Schattenstadt" scharen.

Bisher führte Ananka Fishbein ein ruhiges und eher langweiliges Leben. Doch das ändert sich, als sie eines Tages ein seltsames Loch im Park vor ihrem Elternhaus sieht. Neugierig sieht sie sich dieses näher an und scheut auch nicht davor, hinabzusteigen. Dort unten findet sie einen seltsamen Raum mit einer Falltür. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass sie sich vor einem Eingang in die sagenumwobene Schattenstadt befindet. Diese wurde im 19. Jahrhundert unter den U-Bahnschächten und Versorgungskanälen New Yorks gegründet. Hier trieben Verbrecher und Ganoven ihr Unwesen und versteckten ihre Waren vor dem Auge des Gesetzes.
Kurze Zeit nach dieser Entdeckung taucht ein neues Mädchen in Anankas Klasse auf: Kiki Strike. Eine seltsame Aura umgibt diese Fremde, die scheinbar niemand zu kennen scheint. Zusammen mit vier weiteren Mädchen, Oona Wong, Luz Lopez, Deedee Morlock und Betty Bent, gründen Ananka und Kiki Strike ihre Detektiv-Gang, Die Ungebetenen. Kiki erzählt ihnen vom Geheimnis der Schattenstadt und offenbart ihnen, dass sie eine Karte selbiger anlegen möchte, um alle Zugänge zu kennen und zu verschließen. Denn wenn Verbrecher die verborgene Stadt wiederentdecken würden, wäre es für sie das reinste Schlaraffenland. Doch geht es Kiki Strike wirklich nur darum? Was verheimlicht sie ihren neuen Freundinnen? Und wieso interessiert sie sich so sehr für Prinzessin Sidonia? Bald wird den Ungebetenen klar, dass mehr hinter der Sache steckt, als nur die vergessene Schattenstadt zu ergründen. Doch Kiki gibt ihre Geheimnisse nur stückweise preis und so droht die Detektivgruppe schon bald auseinanderzubrechen...

Dieses anfangs erst einfach und gewöhnlich erscheinende Hörbuch entpuppt sich schon bald als rasante und actionreiche Detektivgeschichte für Hörer ab zehn Jahren. Nach einem etwas faden und eintönig wirkenden Einstieg überschlagen sich die Ereignisse förmlich. Eine verborgene Stadt unter der Stadt, geheimnisvolle Gänge, lang vergessene Schätze, Explosionen, Entführungen, spannende Verfolgungsjagden und Geheimnisse über Geheimnisse reißen die jungen Hörer förmlich vom Hocker. Gebannt verfolgt man die Ereignisse um die "Ungebetenen", fiebert mit ihnen mit und versucht hinter die Geheimnisse von Kiki Strike zu kommen. Und die weiß die Autorin bis zum Ende sehr gut zu verheimlichen. Immer wieder gewährt sie dem Hörer einen kleinen Einblick, nur um dann einen weiteren Schleier über die Dinge zu legen. Lange Zeit ist man sich nicht sicher, ob es nun wirklich nur um die Erkundung der Schattenstadt, um die persönliche Rache Kiki Strikes oder einen Riesencoup einer gemeinen Gaunerbande geht. Stellenweise befürchtet man sogar, dass den Mädchen die Ereignisse über den Kopf wachsen. Doch dann kommt Licht ins Dunkel und am Ende werden die Hörer endlich in die Geheimnisse Kiki Strikes eingeweiht. Zurück bleibt die Erfahrung einer überaus spannenden und rasanten Geschichte, die man sich ganz bestimmt ein weiteres Mal anhören möchte.
Sowohl die Handlung als auch die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Die sechs Freundinnen sind sehr unterschiedlich und jede ist auf einem anderen Spezialgebiet eine Expertin. So gehören unter anderem eine Chemikerin und eine Verkleidungskünstlerin zum Team. Alle Mädchen sind sehr intelligent und lassen sich nicht so leicht hinters Licht führen. Skeptisch betrachten sie ihre Aufträge und hinterfragen jede noch so zweifelhafte Handlung. Dies mag für eine erfolgreiche Detektivgruppe keineswegs ungewöhnlich sein, doch die in dieser Geschichte handelnden Personen sind zwischen zwölf und vierzehn Jahren alt. Genau das macht diese Mädchen so ungewöhnlich und herausragend.
Gesprochen wird das Abenteuer von Linda Olsansky. Mit ihrer unverkennbaren Stimme reißt sie nicht nur den Hörer in den Bann der Erzählung, sondern verleiht ihr einen unverwechselbaren Klang. Mal kindlich, mal reif und erwachsen schlüpft sie in die Rolle Ananka Fishbeins und erzählt die Ereignisse um die Erkundung der Schattenstadt. Dabei passt sich ihre Stimme immer der jeweiligen Situation an, klingt drohend, unsicher, anglichst, geheimnisvoll oder gefährlich. Somit erweist sich die Sprecherwahl als Volltreffer für die Produktion und die Geschichte.
Einziger Wermutstropfen des Hörbuchs ist die Qualität der letzten Audio-CD. Diese weist auf den Spuren der letzten Tracks Fehler auf und das Hörvergnügen wird durch Sprünge und lückenhafte Sequenzen stark beeinträchtigt. Hoffen wir, dass es sich hierbei jedoch nur um einen Fehler des Rezensionsmusters und nicht der kompletten Produktpalette handelt.

Insgesamt ist "Kiki Strike. Die Schattenstadt" ein rasantes, spannendes und mitreißend Hörbuch der Autorin Kirsten Miller. Die Hörer werden mit auf eine abenteuerliche Reise in eine längst vergessene Ganovenstadt unterhalb New Yorks genommen. Eine hervorragende Geschichte, die nicht minder gut als Hörbuch umgesetzt wurde begeistert hier nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene.

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