Teri Terry im Interview
Beitrag von Janett Cernohuby | 11. November 2016
Mit ihrem Buch "Gelöscht" hat Teri Terry einen großartigen Auftakt zu ihrer dystopischen Trilogie "Slated" geschrieben. Doch auch ihre nachfolgenden Romane begeisterten die Leser. Auf der Frankfurter Buchmesse nutzen wir die Gelengenheit, mit ihr über ihr aktuelles Buch "Book of Lies" zu sprechen.
Janett Cernohuby
Sie kommen gerade von einer Signierstunde. Was ist das für ein Gefühl?
Teri Terry
Es war großartig. Wenn ich schreibe, bin ich meistens alleine und habe keinen Kontakt zu anderen. Es ist so toll, hier meine Fans zu treffen.
Janett Cernohuby
Sie sind nicht zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse.
Teri Terry
Zum dritten Mal.
Janett Cernohuby
Was bedeuten Ihnen die Treffen mit Ihren Lesern und Fans?
Teri Terry
Ich bin in Facebook und Instagram aktiv, doch hier in Frankfurt kann ich die Leute persönlich treffen. Es ist toll Menschen zu sehen, die meine Bücher lesen. Ich komme sehr gerne hier her.
Janett Cernohuby
Wie ist das Feedback Ihrer Fans, welches Ihrer Bücher mögen sie am meisten?
Teri Terry
Ich habe nie auf die Verkaufszahlen geschaut. Aber wenn man sie heranziehen würde, wäre "Gelöscht" das am meisten gekaufte Buch, denn es ist der erste Band der Trilogie. Wie sich "Book of Lies" entwickeln wird, ist noch schwer zu sagen. Hoffentlich gut.
Janett Cernohuby
Und was sagen die Fans?
Teri Terry
Viele Leser mögen "Mind Games", aber ich denke "Book of Lies" ist noch zu jung, um hierzu ausreichend Feedback zu haben. Auch ist die Handlung ganz anders, als in dem anderen Buch.
Janett Cernohuby
Nach Dystopie und Cyberroman haben Sie mit "Book of Lies" wieder das Genre gewechselt. Wollen Sie sich nicht einschränken lassen oder macht es Ihnen Spaß, verschiedene Genres auszuprobieren?
Teri Terry
Ja, definitiv. Es macht Spaß, sich Verschiedenes anzusehen und auszuprobieren. Zudem denke ich, wenn man als Autor über lange Zeit nur Bücher in einem Genre schreibt, werden die Leute irgendwann denken, dass man nichts anderes kann. Daher ist es wichtig zu beweisen, dass man sehr wohl auch in anderen Bereichen schreiben kann. Zudem erreicht man andere Leser, die die anderen Bücher nicht lesen würden.
Janett Cernohuby
Welchen Autor mögen Sie am meisten?
Teri Terry
Ich habe immer schon gerne und viel gelesen, insbesondere als ich noch jünger war. Damals habe ich alles gelesen. Aber mir sagen die Science Fiction/Fantasy Bücher mehr zu.
Ich mag die meisten Bücher, die ich lese. Sie müssen auch nicht in einem bestimmten Genre spielen. Ich mag es, wenn mich etwas überrascht, wenn ich am Ende sagen kann, ich habe es zwar geahnt, aber nicht kommen sehen. Diese Bücher finde ich toll. Etwas Ungewöhnliches. Weniger interessieren mich Gegenwartsromane, das ist nicht mein Genre. Ich mag die verrückten Sachen.
Janett Cernohuby
Ihr aktueller Roman "Book of Lies" dreht sich um das Thema Lügen. Wie ist es dazu gekommen?
Teri Terry
Es ist interessant, denn ich weiß gar nicht, woher die Idee dafür kam. Der Titel "Book of Lies" stand schon lange fest und wuchs mit der Story. Bei einem anderen Interview fragte mich der Journalist, ob ich besessen wäre von Lügen und Wahrheiten. Es stellte sich heraus, dass alles, worüber ich geschrieben habe, einen Bezug dazu hat. Aber ich denke, es kommt aus Sicht der Charaktere. Man kann anhand von ihnen sehen, woher sie kommen und was ihre Motivation ist. Das ist spannend.
Janett Cernohuby
Die Protagonistin Quinn hatte keine leichte Kindheit. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf und erfährt erst als junges Mädchen, dass sie eine Zwillingsschwester hat. Obwohl ihre Großmutter viel Wert auf Ehrlichkeit gelegt hat, ist Quinns Welt auf Lügen aufgebaut. Welche Bedeutung hat das für die Handlung?
Teri Terry
Es ist der Kern der ganzen Handlung, denn beiden wurden ganz unterschiedliche Sachen erzählt. Es ist spannend, wie sich die Dinge entwickeln. Mir gefiel die Idee Personen zu haben, die sich treffen, die bereits zuvor eine Beziehung zueinander hatten, es aber nicht wussten. Bei Zwillingen funktioniert so etwas großartig. Ich brauchte einen Grund, warum sie voneinander getrennt wurden. Einen wichtigen, bedeutenden Grund - und darauf baut alles weitere auf. Ich denke, man muss das Thema Lügen aus der Sicht von Quinns Großmutter betrachten. Sie hat nie wirklich gelogen, sie hat nie die Fähigkeiten trainiert, sie hat sie nie benutzt und sie war nie ein Teil der Dunkelheit. Das ist das Wesentliche der Story.
Janett Cernohuby
"Book of Lies" spielt zum Teil auch im Dartmoor - einer Gegend, die schon in so manchem Werk der Literatur aufgegriffen wurde. Was faszinierte Sie an dem Moor und welche Bedeutung hat es für den Roman?
Teri Terry
Ich mag Dartmoor und ich verwende in meinen Büchern gerne Orte, die ich selbst schon besucht habe. Ich denke, es ist eher etwas Persönliches, als die Suche nach dem perfekten Handlungsort. Bevor ich "Book of Lies" geschrieben habe, war ich drei- oder viermal in Dartmoor. Ich kannte es also schon recht gut. Ebenso wollte ich Winchester verwenden, denn auch hier bin ich schon einige Male gewesen. Und ich fahre jedes Jahr wieder hin. Es war toll, beide Orte miteinander zu verbinden, ebenso der Umstand, dass sie nicht zu nah beieinander, aber auch nicht zu weit voneinander entfernt liegen. So konnten sich die Personen nicht über den Weg laufen. Ihre Mutter konnte von Zeit zu Zeit dorthin zurückkehren, ohne gleich ein paar Tage wegbleiben zu müssen. Das Setting passte also. Nachdem klar war, dass ich einen Bezug zu Hexen wollte, habe ich angefangen, online zu recherchieren. Ich wollte Bäume, möglichst unheimlich. Ich habe mir verschiedene Plätze angesehen, bis ich schließlich diese Bilder von Wistmans Wood gefunden habe. Da war mir klar, das ist der perfekte Ort. Den wollte ich. Danach habe ich mir Legenden durchgelesen, über die Wilde Jagd und alles drum herum. Dartmoor hat einfach perfekt gepasst.
Janett Cernohuby
Gab es während des Schreibens von "Book of Lies" irgendwann einen Punkt, an dem einer der Charaktere verselbstständigt hat? Oder in eine völlig andere Richtung, als Sie es ursprünglich geplant haben?
Teri Terry
Allgemein passiert dies sehr oft, wenn ich schreibe. Für "Book of Lies" kann ich kein spezielles Beispiel geben. Ich plane nicht alles bis ins kleinste Detail, daher wird man manchmal ziemlich überrascht von Dingen, die passieren. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Sehr oft merkt man, dass sich die Dinge in eine völlig falsche Richtung entwickeln und dann muss man alles löschen. An anderen Tagen ist es das genaue Gegenteil.
Es passiert also sehr oft.
Janett Cernohuby
Wie viel Zeit für Recherche investieren Sie in einen Roman?
Teri Terry
Für meine neue Trilogie musste ich sehr viel Recherche betreiben, denn diese wird etwas anders.
Bei Büchern wie "Mind Games" könnte man glauben, ich habe unheimlich viel über virtuelle Technik recherchiert, aber dem ist nicht so. Mir macht es unglaublich viel Spaß über etwas zu schreiben, das lange nach unsere Zeit spielt. Wenn man etwas in der Gegenwart platziert, muss man recherchieren, um keine falschen Eckdaten zu verwenden. Doch selbst in der "Slated"-Trilogie ist mir ein Fehler im dritten Buch unterlaufen. In einer Szene in Oxford passiert etwas Schlimmes, das man von einem Turm aus hätte beobachten sollen. Einige Tage vor dem Abgabetermin war ich in Oxford und überprüfte diese Szene. Es stellte sich heraus, dass ein Gebäude im Weg ist und man gar nicht vom Turm aus die Ereignisse hätte sehen können. Ich hatte mich geirrt. Also änderte ich das Setting in letzter Minute.
Ich mache nicht immer alles in der richtigen Reihenfolge. Manchmal fange ich von hinten an. Ebenso bin ich kein großer Freund von Recherche, aber ich versichere mich, dass alles passt, was ich schreibe.
Janett Cernohuby
Viele Autoren lassen ihre Charaktere gerne mal in anderen Werken vorkommen - als Nebenfigur, die zwischendurch mal die Handlung kreuzt. Können Sie sich vorstellen, einen ihrer Charaktere noch einmal irgendwo einzubauen? Und wenn ja, wen?
Teri Terry
Das habe ich bisher noch nicht gemacht.
In den Szenen von "Mind Games" ist ein wenig von "Slated" eingeflossen, nicht in spezielle Orte oder Situationen, denn "Mind Games" spielt in einer virtuellen Welt. Ich wollte unbedingt, dass man eine fiktionale, virtuelle Welt besuchen kann und ich habe unterschiedliche Herangehensweisen durchgespielt. Auch habe ich mir überlegt, wenn ich etwas einbinden will, das die Leser mögen, dann sollte es eine virtuelle Welt sein. Daher habe ich letztendlich eine Welt ähnlich der von "Slated" verwendet. Einige Leser mochten es und fanden es großartig. Anderen gefiel es gar nicht.
Aber ich habe das noch nicht mit einem Charakter gemacht. Das soll nicht heißen, dass ich es nicht würde. Doch alles, was ich bisher geschrieben habe, war sehr unterscheidlich.
Janett Cernohuby
Wann haben Sie das Schreiben für sich entdeckt?
Teri Terry
Ich habe mit ungefähr zwölf oder dreizehn angefangen zu schreiben. Ich habe immer geschrieben, seit ich ein Teenager war, es aber nie ernsthaft verfolgt. Ich denke, das Schreiben liegt mir im Blut, aber einen Roman zu verfassen dauert eine lange Zeit. Mit Lyrik und Kurzgeschichten kann man spielen und ausprobieren. Das habe ich viel gemacht. Damit kann man testen, wie man die Sprache und Schreibstile am besten einsetzt.
Bis ich meinen ersten Roman geschrieben habe, habe ich nicht genau gewusst, was mir am besten liegt.
Ich glaube, mit ungefähr 17 Jahren habe ich angefangen, hier und da etwas zu schreiben.
Janett Cernohuby
Bisher haben Sie für Jugendliche geschrieben. Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal einen Roman für Erwachsene Leser zu schreiben?
Teri Terry
Bevor ich "Gelöscht" geschrieben habe, habe ich ganz unterschiedliche Sachen probiert. "Gelöscht" ist aktuell mein neunter, fertiger Roman. Aber er ist der, der veröffentlicht wurde. Ich habe zwei, vier Romane für Erwachsene geschrieben, einiges für Kinder, aber ich glaube, Romane für Jugendliche liegen mir am besten. Das ist das richtige für mich. Ich kann mir aber gut vorstellen, irgendwann ma Bücher für Erwachsene zu schreiben, doch momentan fehlt mir die Zeit dafür. Ich möchte es auf jeden Fall, denn ich bin gerne vielseitig aktiv. Das macht das Leben interessanter.
Janett Cernohuby
Können oder dürfen Sie schon verraten, was das nächste Buch werden wird?
Teri Terry
Ich arbeite gerade an einer neuen Trilogie. Coppenrath hat bereits die Verträge für die Veröffentlichung unterschrieben. Das erste Buch wird nächstes Jahr erscheinen, vermutlich im Juli. Aber noch ist nichts sicher. Die Trilogie heißt "The Dark Matter" und das erste Buch trägt den Titel "Contagion". Es spielt in Großbritannien, ich bin mir aber nicht sicher, ob auch der dritte Band noch dort oder anderswo spielen wird. Auf jeden Fall beginnt es in Schottland und wird sehr interessant. Es passt in kein Genre. Man kann es nicht als Dystopie oder Post-apokalyptisch bezeichnen, auch wenn es sich danach liest. Es beginnt in der Gegenwart, daher ist es auch kein Science Fiction. Ich bin sehr angetan von der Story und es macht viel Spaß, daran zu schreiben.
Janett Cernohuby
Liebe Teri, vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß auf der Messe.