Mein Papa ist kein Mörder

von Christine Hubka, Lukas Vogl (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 28. Oktober 2024

Mein Papa ist kein Mörder

Für uns alle ist es unvorstellbar, gegen das Gesetz zu handeln, straffällig zu werden und deswegen eine Gefängnisstrafe zu bekommen. Auch der Vater als Busfahrer hatte das nie vor und doch wird er aufgrund einer Unachtsamkeit zu drei Jahren Haft verurteilt. Was das mit ihm und seiner Familie macht, beleuchten Christine Hubka und Lukas Vogel in der bewegenden Graphic Novel „Mein Papa ist kein Mörder“.

Plötzlich ist nichts mehr wie früher

Ein unachtsamer Moment, ein Griff zum Handy, der eigentlich verboten ist, und Busfahrer Bernd Petermann überfährt ein Kind auf seinem Fahrrad. Er muss dafür ins Gefängnis und das verändert nicht nur sein Leben nachhaltig, sondern auch das seiner Familie. Plötzlich sehen sie sich die Kinder Anfeindungen in der Schule ausgesetzt, werden ausgegrenzt und obendrein hat die Mutter finanzielle Sorgen. Auch Vater Bernd sieht sich im Gefängnis einer Extremsituation gegenüber. Eingesperrt mit fremden Menschen, belegt mit Einschränkungen und einem strengen Tagesablauf, findet er in Gesprächen mit einem Seelsorger Halt. Er erlernt einen neuen Beruf und beginnt irgendwann wieder mit der Rückkehr in die Freiheit. Aber nicht in sein altes Leben, denn das gibt es nicht mehr. Nach der Haft ist alles anders. Menschen zeigen auf ihn und das Zusammenleben mit seiner Familie muss neu erlernt werden.

Mein Papa ist kein Mörder

Graphic Novel mit Sachtexten

Autorin Christina Hubka hat viele Jahre selbst als Gefängnisseelsorge gearbeitet und daher sehr gute Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt von Inhaftierten, aber auch deren Angehörigen. Es ist ein Thema, über das wir nie nachdenken. Wozu auch? Weder haben wir Berührungspunkte, noch kann sich irgendjemand vorstellen, einmal in eine solche Situation zu geraten. Wie schnell das gehen kann, sieht man aber hier am Beispiel des Vaters als Busfahrer.
Einfühlsam und bewegend gibt die Autorin Einblicke in eine uns unbekannte Welt. Als Mischung aus erzählender Geschichte und informativen Sachtexten zeigt sie, wie der Alltag im Gefängnis aussieht. Von der Gerichtsverhandlung über die Inhaftierung bis zur Entlassung und der Zeit darüber hinaus beschreibt sie, mit welchen Problemen, Vorurteilen und Schwierigkeiten alle Beteiligten konfrontiert werden. Aufgebaut ist das Werk als Graphic Novel, als Roman mit Bildern, die von Lukas Vogl stammen. Der Innsbrucker Illustrator verwendet eine sehr klare Bildsprache. Einfache Linien, Schattierungen und eine Begrenzung der Farbwahl auf Grün- und Rottöne transportieren die beklemmende Stimmung an die Leserschaft. Es ist kein Buch mit einem Happy End, doch es ist ein Buch, dass Betroffene, vor allem Kinder und Jugendliche, begleiten und auffangen will. Dass ihnen Kraft und Mut gibt. Doch auch für Nicht-Betroffene ist es ein sehr wertvolles Werk, da es uns hilft, eine Welt kennenzulernen, die sonst hinter verschlossenen Türen liegt und mit der wir uns nicht beschäftigen.

Mein Papa ist kein Mörder

Eindrücklich und nicht beschönigend gibt uns Autorin Chrstine Hubka einen Einblick in das Leben von Inhaftierten, ebenso von deren Angehörigen. Bewegend setzt Lukas Vogl diese konkrete Familiengeschichte in seinen farbfokussierten Bildern um und schuf damit eine starke und bewegende Graphic Novel. Ein Buch, dass nicht nur für Kinder und Jugendliche von Inhaftierten gedacht ist, sondern uns allen mit etwas in Kontakt bringt, was sonst ein ausgeklammerter Teil unserer Gesellschaft ist. Ein wichtiges und dringend benötigtes Buch.

Details

  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    09/2024
  • Umfang:
    120 Seiten
  • Typ:
    Flexcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783702241988
  • Preis (D):
    18,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration: