Mit seiner geheimnisvollen Kultur und exotisch anmutenden stolzen Kriegerkaste, übt Japan schon seit jeher seinen Reiz auf uns aus. Zahlreiche Autoren fielen diesem zum Opfer und verfassten nicht minder viele Romane, die im Reich der aufgehenden Sonne spielen. So auch Gederica de Cescos neuestes Werk "Die goldene Kriegerin", für das sie sich zusätzlich einer besonderen historischen Figur bediente.
'
Eines Nachts werden Tomoe und ihre Geschwister durch geschäftiges Treiben im Hof geweckt. Sie schleichen sich hinaus und beobachten die Ankunft einer geheimnisvollen Reiterin. Am kommenden Tag erfahren sie von ihren Eltern, dass von nun an ein weiteres Kind im Hause lebt - ihr Ziehbruder Komao-Maru. Die Kinder verleben eine glückliche und unbeschwerte Kindheit. Doch der Eintritt ins Erwachsenenalter bringt eine große Veränderung mit sich. Bei dem Mannbarkeitsritus enthüllen Tomoes Eltern die wahre Identität Komao-Marus. Sein richtiger Name lautet Minamoto Yoshinaka und seinem Clan wurde großes Unrecht angetan. Yoshinaka besucht seine Mutter, die zurückgezogen in einem Kloster lebt. Trotz seiner Jugend spürt er, dass die Zeit gekommen ist, sein Erbe zurückzufordern. So nimmt er den Kampf gegen seinen Cousin Yoshihira auf, der wiederum durch den mächtigen Haike-Clan unterstützt wird. An Yoshinakas Seite stehen Tomoe und ihre Geschwister, die alle durch einen in der Kindheit gegebenen Eid aneinander gebunden sind. Tomoe macht sich einen Namen als große Kriegerin, die auch keine Furcht vor stärkeren Männern zeigt. Doch sie muss auch einen hohen Preis zahlen. Nicht nur, dass sie ihre Gefühle gegenüber Yoshinaka zurückstellen muss, da dieser sich zu ihrer Schwester hingezogen fühlt, sie verliert auch diese Schwester während der Schlacht. Doch dies sind nicht die einzigen Niederlagen. Denn bald schon müssen sie erkennen, dass ihre Verbündeten nicht gänzlich hinter ihnen stehen, sondern ihre ganz eigenen Pläne verfolgen.
Federica de Cescos schuf mit ihrem Roman ein beeindruckendes Werk vor dem schillernden Hintergrund des mittelalterlichen Japans. Dabei liegt ihr Augenmerk aber nicht auf Action, Gewalt und Schlachtgetümmel, sondern auf der beeindruckenden Sprache sowie der Darstellung von Kultur und Gesellschaft des Handlungsortes. Mit überzeugenden Schilderungen der einzelnen Szenen und Abschnitte zieht sie ihre Leser rasch in den Bann des Buches. Gefühlvoll schildert sie Abschiedsszenen, imposant werden Schlachten dargestellt. Auch das Land und seine Kultur selbst werden in schillernden Farben dargestellt, wodurch der Leser sich nicht nur in das Japan des Mittelalters hineinversetzt fühlt sondern sich dieses auch sehr gut bildlich vorstellen kann.
Doch es ist die Hauptfigur, welche diesem Roman die besondere Note gibt. Denn mit Tomoe Gozen bediente sich die Autorin einer historischen Figur, die zwar umstritten ist, deren Existenz aber in verschiedenen Epen Erwähnung findet. So schildert sie die Kindheit und den Werdegang Tomoes anhand der existierenden Quellen und füllt die Lücken durch dichterische Freiheiten auf. Dabei entspricht das vorbildliche Verhalten Tomoes einem Ideal, welches es eigentlich nicht gibt. Gleichzeitig gelang es der Autorin, dieses fast perfekte Wesen trotzdem nicht unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Tomoe ist eine liebende Schwester, die sich hinter die Wünsche und Gefühle ihrer Geschwister stellt. Schon früh lernt sie zu verzichten, ebenso zu verzeihen. Denn stets ordnet sie ihr Wohl dem der Menschen unter, die ihr Nahe stehen. Bis zum Schluss erfüllt sie ihre Pflicht und bleibt sich selbst treu.
Zusammengefasst ist "Die goldene Kriegerin" ein wunderschöner Japan-Roman um eine umstrittene, aber dennoch belegte historische Gestalt. Wortgewaltig zeichnet die Autorin das Bild Japans jener Zeit und lässt den Leser in diese Epoche eintauchen. Somit ist der Roman nicht nur für jugendliche sondern auch für erwachsene Leser ein großer Genuss.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:03/2009
-
Umfang:320 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
Altersempfehlung:14 Jahre
-
ISBN 13:9783570132203
-
Preis (D):14,95 €