Fürchte die Nacht

von Claudia Puhlfürst
Rezension von Daniela Steinbach | 25. April 2017

Fürchte die Nacht

Man stelle sich einen Schulausflug der 10. Klasse in einen Wald vor, begleitet von zwei nicht sonderlich beliebten Lehrpersonen. Beim nächtlichen, natürlich unerlaubten Streifzug durch die Gegend, darf man als hipper Teenager natürlich nicht fehlen. Doch was passiert, wenn plötzlich einer dieser Teenager nicht mehr zu finden ist? Wie gehen Mitschüler, Eltern und Lehrer damit um? Davon und über die erste große Verliebtheit berichtet Claudia Puhlfürst in ihrem neuen Jugendthriller „Fürchte die Nacht“.

Lena und Anne sind beste Freundinnen und teilen sich bei der Klassenfahrt natürlich ein Zimmer. Die beiden machen logischerweise beim nächtlichen Ausgang mit, von dem die Klassenlehrer keine Ahnung haben. Da Anne und Luca jeweils ein Auge auf den anderen geworfen haben, ist es unvermeidlich, dass es zu später Stunde zu einem heimlichen Kuss abseits der Gruppe kommt. Doch vorerst kommt nur Luca aus dem Waldstück zurück, etwas verärgert, wie es scheint. Alle machen sich Sorgen um Anne und als diese wieder auffindbar ist, hat sie Würgemale am Hals. Nicht nur Anne ist geschockt von ihrem Erlebnis, von dem sie leider keine detaillierten Angaben machen kann. Trotz der Sorgen und Ängste beschließt die Mehrheit der Klasse, diesen Abend zu wiederholen und sich heimlich auf die Socken zu machen. Anne bleibt schlafend zurück und wird erst mit der grausamen Tatsache geweckt, dass Luca und Lena ihre Mitschülerin Michelle tot in einem Waldsee gefunden haben.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler von deren Eltern abgeholt wurden, geht die Geschichte wieder in den normalen Schulalltag über und wird durch den zweiten Teil, der mit „Juni“ betitelt wird, fortgesetzt. Zu Beginn erfährt man wenig darüber, wie es den Beteiligten und Angehörigen nach den Geschehnissen im Wald geht, was etwas verstörend wirkt, da berechtigterweise eine Schilderung der Auseinandersetzung mit dem Tod Michelles erwartet wird. Zumindest auch ein wenig Betroffenheit. Der Einstieg in den Jugendthriller ist dennoch gut geglückt und fesselt einen, zumal dann doch Geduld belohnt wird, denn einige Seiten später wird die Sache wieder aufgerollt und Anne steigert sich in Recherchen hinein. Mit fortschreitender Seitenanzahl werden auch die psychischen Folgen der Ereignisse näher beleuchtet und mithilfe einer Psychologin erfährt Lena Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit, die sie gekonnt verdrängt hat. Hier geht Claudia Puhlfürst in die Tiefe und bedient sich der Hypnose-Technik, um die LeserInnen an Lenas Problemen teilhaben zu lassen. Leider fehlt stellenweise die Tiefgründigkeit beziehungsweise das nähere Eingehen auf Themen wie die erste Liebe oder Eltern-Kind-Konflikte. Auf der zeitlichen Ebene dauert der Roman vier Monate, wobei die ersten drei (Mai, Juni und Juli) vom Umfang her um einiges mehr hergeben als Teil 4. Die Seiten fliegen nur so dahin, einzig die Häufung von Personen gleich zu Beginn des Buches sowie die Ähnlichkeit zweier Namen (Luca und Jacob) erfordert einiges an Konzentration.

„Fürchte die Nacht“ ist ein Thriller, der nicht nur Spannung aufbaut, sondern auch vorsichtig mit dem Thema erste Liebe umzugehen versucht. Die zu Beginn etwas verwirrenden wechselnden Perspektiven (Lena, Anne und das Unbekannte) werden gegen Ende weniger. Hier wäre ein Epilog wünschenswert gewesen, um etwaigen Spekulationen oder fehlenden Erklärungen nachzukommen. Nichtsdestotrotz ein spannender Jugendroman, bei dem die Freundschaftskomponente stark in den Vordergrund tritt, während die charakterlichen Züge der Protagonisten eher schwach ausgearbeitet wurden.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2017
  • Umfang:
    368 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783649671275
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:

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