Es ist schwer von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Besonders wenn er verstorben ist. Doch manchmal ist dies nicht nur schwer, sondern fast unmöglich. Weil es vielleicht noch ungesagte Worte und nicht erledigte Dinge gibt. Genau darum geht es auch in dem Roman "Love Letters to the Dead", dem auch wir uns gewidmet haben.
Im Englischunterricht sollen die Schüler einer verstorbenen Persönlichkeit einen Brief schreiben. Laurel adressiert ihren Brief an Kurt Cobain. Dieser war der Lieblingssänger ihrer verstorben Schwester May. May, die auch viel zu früh starb, genau wie Kurt Cobain. May, die immer für Laurel da war, die der Grund war, dass ihre Eltern beschlossen eine Familie zu gründen. Eine Familie, die nun zerbrochen ist. Aus dieser Schulübung einen Brief zu verfassen, wird für Laurel eine lange Unterhaltung. Dabei ist es nicht nur Kurt Cobain, dem sie schreibt und aus ihrem Leben erzählt, sondern sie wendet sich auch an Amelia Earhart, Janis Joplin, John Keats, River Phoenix, Amy Winehouse und einige andere. Ihnen schüttet sie ihr Herz aus, vertraut sich ihnen an. Und auch wenn die Toten ihre Briefe nicht beantworten, helfen sie Laurel, die Wahrheit über sich und ihre Schwester zu erkennen. Nun endlich kann Laurel mit der Vergangenheit abschließen und einen letzten Brief an ihre Schwester May schreiben.
"Love Letters to the Dead" ist ein emotionaler Jugendroman. Laurel, die junge Protagonistin, steht vor den Trümmern ihrer zerrütteten Familie. Die Eltern haben sich getrennt, ihre Schwester ist tödlich verunglückt. Zurück bleibt ein junger Teenager, der nicht weiß wo er hingehört, was er mit sich anfangen soll. Doch am schwersten lastet die Schuld auf Laurels Gemüt. Sie glaubt, für den Tod ihrer Schwester verantwortlich zu sein, glaubt, dass sie ihr das Leben hätte retten können, wenn sie reagiert hätte. Wenn sie eingegriffen hätte. Von diesen Zweifeln an sich selbst, der Wut auf ihre Eltern, auf ihre Schwester, ebenso der Liebe zu den dreien schreibt sie in ihren Briefen. Dabei bleibt Kurt Cobain nicht der einzige Empfänger. Auch andere verstorbene Persönlichkeiten spricht sie an, tritt mit ihren Sorgen an diese heran. Unter ihnen Musiker, Schauspieler, Dichter und die verschollene Flugpionierin Amelia Earhart. Diese Personen sind bei weitem nicht ohne Grund gewählt. Sie alle haben eine wichtige Bedeutung für Laurel. Sie bewundert sie, ihre Werke und empfindet Mitleid mit ihren Schicksalen. Vielleicht sind es genau diese Schicksale, die Werke, durch die Laurel den Mut findet, sich ihnen anzuvertrauen.
Der Roman besteht nur aus diesen Briefen. Daher wirkt er fast wie ein Tagebuch. Aber eben nur fast, denn die Art, wie Laurel schreibt, wann sie wen anspricht und vor allem in welchem Ton, macht den Unterschied zwischen beiden Medien aus. Gleich ist allerdings, dass sie in den Briefen ihre Empfindungen verarbeitet und es wagt, ihre Gefühle offen auszudrücken. Sie lässt ihre Wut darin genauso zu, wie sie Verzweiflung, Angst und Einsamkeit hineinschreibt. Es scheint fast so, als hätte sie zu den Verstorbenen mehr Vertrauen als zu den Lebenden. Würde von ihnen besser verstanden werden. Doch da irrt sie sich. Denn die Menschen um sie herum - ihre Freundinnen, Sky, ihre Tante, ihre Eltern - sie alle sorgen sich um Laurel, wissen nur nicht, wie sie auf sie zugehen sollen.
"Love Letters to the Dead" ist zusammengefasst ein ergreifender und berührender Roman. Er geht unter die Haut, was nicht zuletzt an dem einfühlsamen Schreibstil der Autorin Ava Dellaira liegt. Es ist ein Buch, das man einfach nur empfehlen kann, nicht zuletzt, weil er auch eine Hommage an das Leben ist.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:02/2015
-
Umfang:416 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
Altersempfehlung:14 Jahre
-
ISBN 13:9783570163146
-
Preis (D):17,99 €