T.R.O.J.A. Komplott

von Ortwin Ramadan
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Februar 2015

T.R.O.J.A. Komplott

Neue Technologien sind oft von Vorteil, bieten sie doch viele Möglichkeiten. Gleichzeitig steigt aber auch die Gefahr, dass jene Erfindungen vorbei am eigentlichen Zweck für andere Ziele eingesetzt werden. Von einem derartigen Missbrauch handelt auch der Jugendroman "T.R.O.J.A. Komplott" von Ortwin Ramadan. Ob es sich jedoch um ein glaubwürdiges Szenario handelt oder nur dystopische Science-Fiction, wollten wir uns näher ansehen.

Obwohl sein eigener Vater im Dienst für die Regierung ums Leben gekommen ist, durchläuft Nico Stiller aus eigenem Wusch die Ausbildung zum FBI-Agenten. Nur um am Tag seines Abschlusses unsanft aus dem Programm entfernt zu werden, zumindest offiziell. Inoffiziell wird er zu einer geheimen Tochterorganisation versetzt, die sich der Überwachung von Verbrechern widmet. Da jeder offiziell in den USA lebende Mensch Nanobots im Blut tragen muss, können diese gewissermaßen ferngesteuert werden und auch das Gesichtsfeld jeder Person an die Ermittler übertragen. Das sogenannte TROJA-Projekt nutzt dies, um gefährliche Individuen zu überwachen, das organisierte Verbrechen auszuforschen gegebenenfalls einzugreifen. Nico wird sofort einer Überwachung zugeteilt und verfolgt dabei im Schichtbetrieb das Leben eines jungen Mädchens namens Beta, die sich nach der Ermordung ihrer Mitbewohnerin auf der Flucht befindet - obwohl sie mit dem Verbrechen selbst offenbar nichts zu tun hatte. Nico stellt dabei fest, dass es sich bei ihr um keine gefährliche Person handelt. Missbraucht jemand Technologie um eigene Ziele zu verfolgen? Sein Leben wird noch um einiges komplizierter, als er Beta treffen soll und ihre kriminellen Ziele herausfinden, die sich als gänzlich anders erweisen als gedacht. Für welche Seite wird er sich entscheiden?

Überwachung ist immer ein aktuelles Thema. Der Roman 1984 war zu seiner Zeit Science Fiction und hat Maßstäbe gesetzt, aber das war Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts. Mittlerweile sind wir im Jahr 2015 angelangt und der gläserne Mensch ist Stück für Stück näher gerückt, unter anderem weil eine ganze Menge denken, dass "Big Brother" eine Fernsehshow wäre. Der vorliegende Roman will noch einen Schritt weiter gehen und weitere Zukunftstechnologien als Möglichkeit totaler Überwachung und unbekannte Gefahr mit ins Spiel bringen. Dabei ist die Handlung durchaus spannend und die Charaktere sind glaubwürdig. Leider kann man das für die Umgebungsparameter der Handlung nur eingeschränkt behaupten. Denn wer heutzutage jemanden total überwachen will, ist eigentlich nicht auf futuristische Nanobots angewiesen. Und auch die Einschränkung, dass nur die Sehnerven der Menschen überwacht werden können und dafür Echtzeitübertragung möglich ist, ist ein wenig fragwürdig. Wenn Nanobots überall im Körper gesteuert und kommandiert werden können, ist eine Abtastung der Vibrationen des Trommelfells ebenfalls kein Problem. Somit steht eine eigentlich gelungene Dramaturgie einer vom technischen Hintergrund her eher schwachen Umsetzung gegenüber. Insgesamt erhalten wir ein durchschnittliches Ergebnis.

"T.R.O.J.A. Komplott", ein neuer Jugendroman von Ortwin Ramadan, hat sowohl Licht als auch Schatten zu bieten. Überzeugende Charaktere und eine spannende Handlung können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass das angedachte Überwachungsszenario bereits weit einfacher möglich wäre. Dementsprechend ist das Buch für uns leider nicht außergewöhnlich gelungen. Um ein wirklich glaubwürdiges Zukunftsszenario zu schaffen fehlt leider noch einiges.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2015
  • Umfang:
    384 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ASIN:
    3649618656
  • ISBN 13:
    9783649618652
  • Preis (D):
    16,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
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