Vertauscht

von Fiona Rempt
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Oktober 2014

Vertauscht

Die Pubertät ist eine Zeit, die für Kinder sehr viele Veränderungen mit sich bringt. Nicht nur körperlich, auch die Persönlichkeit der Kinder verändert sich. Sie bauen eine eigene Identität auf, was natürlich häufig zu Konflikten mit den Eltern führt. Gerade in dieser Zeit sind Jugendliche sehr empfindlich und schicksalsträchtige Ereignisse können zu wahren Identitätskrisen führen. Von einer solchen Situation erzählt auch Fiona Rempts Jugendbuch "Vertauscht".

An ihrem dreizehnten Geburtstag ändert sich für die beiden Mädchen Pum und Yannik alles. Sie kennen einander nicht - noch nicht - doch das, was ihre Eltern ihnen an diesem Tag erzählen, wirft ihr bisheriges Leben komplett über den Haufen. Denn beide wurden bei der Geburt vertauscht. Nun wollen beide Eltern es den Mädchen überlassen, wo sie zukünftig leben sollen.
Doch kann man diese Frage so einfach beantworten?
Denn während Yannik sich wie in einem Hollywood Film vorkommt und die Nachricht recht gelassen hinnimmt, bricht für Pum eine Welt zusammen. Sie zweifelt an allem und vor allem an sich selbst. Wer ist sie? Wo kommt sie her? Wo gehört sie hin? Ihre Hoffnungslosigkeit schlägt in Wut und Zorn um. Zorn auf die Krankenschwester, die sie damals vertauschte. Zorn auf die Eltern, die sie ihr Leben lang belogen haben. Die ihr etwas vorgespielt haben, was nicht war. Pum und Yannik nehmen Kontakt miteinander auf, lernen sich kennen und erleben, wie jede anders mit der Situation umgeht. Sie tauschen sich miteinander aus, denn wer würde die eigene Situation besser verstehen können, als das ebenfalls vertauschte Gegenstück? Da kommt ihnen eine Idee, wie sie herausfinden können, wer sie sind und wohin sie gehören: Ein Ferientausch. Sie beschließen, jeweils mit der anderen Familie in den Sommerurlaub zu fahren, um so sich selbst zu finden, aber auch eine Antwort auf die Frage, wohin sie gehören wollen.

Doch kann man so etwas wirklich beantworten? Kann man in einer derartigen Situation sagen, ich gehöre zu dieser oder jener Familie? Genau diese und ähnliche Fragen werden zum zentralen Thema des Romans. Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Und vor allem was wäre wenn? Fiona Rempt kreierte mit ihrem Jugendbuch nicht nur ein bewegendes Familienschicksal, sondern auch einen fesselnden Roman in Tagebuchform. In dessen Mittelpunkt stehen zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch so viel gemeinsam haben. Während Yannik die stillere der beiden ist und ganz in ihren Zeichnungen aufgeht, ist Pum extrovertiert, ergreift die Initiative und reagiert oft auch sehr impulsiv. So ist es auch nicht verwunderlich, dass beide Mädchen die Nachricht vertauscht worden zu sein, ganz unterschiedlich aufnehmen. Yannick reagiert relativ ruhig und gelassen. Sie will diese Neuigkeit erst einmal für sich behalten und überlegen, was dies für ihr bisheriges aber auch zukünftiges Leben bedeutet. Pum dagegen reagiert mit Wut und Zorn. Gleichzeitig ist sie auch auf der Suche nach einem Ventil, durch welches sie ihren Zorn hinauslassen kann. Sie ergreift die Initiative, tritt mit Yannick in Kontakt und plant mit ihr ein Treffen und Unternehmungen. So lernen sich zwei Mädchen kennen, die einerseits nicht unterschiedlicher hätten sein können und andererseits sich sonst vermutlich auch niemals kennengelernt hätten.
Diese witzige, aber dennoch dramatische Familiengeschichte erzählt Fiona Rempt auf eine sehr lockere, unterhaltsame Weise. Damit gelingt es ihr, nicht nur die Leser von der ersten Seite an das Buch zu fesseln, sondern auch, dass man versucht sich mit den beiden Mädchen zu identifizieren. Genau wie sie fragt man sich, was würde man selbst tun, wie würde man sich entscheiden, zu welcher Familie würde man gehen? Die Entscheidung, welche Yannick und Pum am Ende treffen, ist sicherlich die vernünftigste und beste - zumindest ist sie glaubwürdig und als Leser denkt man während des letzten Kapitels, ja, so ist es richtig.

Kurz gefasst ist "Vertauscht" ein unterhaltsamer und fesselnder Jugendroman, in dem es um die Frage nach der eigenen Identität geht. Das ist keine einfache Frage, insbesondere dann nicht, wenn man erfahren muss, dass man als Baby vertauscht worden ist. Dennoch zeigen in diesem Buch zwei dreizehnjährige Mädchen, dass es immer einen Ort gibt, an den man gehört, an dem Menschen leben, die einen lieben. Selbst wenn es nicht die leiblichen Eltern sind.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2014
  • Umfang:
    200 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783825179083
  • Preis (D):
    14,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl: