Ärgere niemals einen Elefanten

von Stefanie Gerstenberger, Susanne Göhlich (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 04. Dezember 2019

Ärgere niemals einen Elefanten

Elefanten haben ein sehr gutes Gedächtnis. Sie merken sich ein Leben lang einen bestimmten Weg oder wenn ihrer Herde an einem bestimmten Ort etwas Negatives zugestoßen ist. Wenn also eine Kinderbuchautorin ein Bilderbuch mit dem Titel „Ärgere niemals einen Elefanten“ schreibt, will sie uns damit eine besondere Botschaft mitgeben?

Paul hat Spaß daran, andere zu ärgern

Es ist Sonntag und Paul hat sein schönstes Gewand angezogen, den weißen Matrosenanzug. Zusammen mit seiner Mama will er an diesem Nachmittag in den Zoo gehen. Doch anstatt brav zu sein, ärgert er sämtliche Tiere. Dem Elefanten zieht er das Futter weg, die Giraffe pikst er mit einem Stock und mit Steinen wirft er nach den Lamas. Doch die Tiere lassen sich solche Gemeinheiten nicht gefallen und wehren sich. Sie spucken Paul an, kauen auf seiner Mütze herum und verpassen ihm eine Wasserdusche. Und so stellt sich Paul die Frage, ob andere zu ärgern wirklich lustig ist.

Ärgere neimals einen Elefanten

Vom Ärgern und geärgert werden

Zurück zu unserer Eingangsfrage, ob der Titel des Bilderbuchs eine bestimmte Botschaft enthält. Ja und nein lautet die Antwort. Nein, es geht nicht speziell um das gute Gedächtnis von Elefanten. Es geht auch gar nicht konkret um die grauen Dickhäuter. Denn auch wenn ein solcher in der Geschichte vorkommt, so geschieht dies lediglich in einer Szene und hat für den Rest der Handlung keine Bedeutung.
Trotzdem aber auch ja. Ersetzen wir im Buchtitel den Elefanten mit Tieren, kann man durchaus sagen, ja, im Titel steckt bereits eine Botschaft. Ärgere keine Tiere, denn sie merken sich das. Sie spüren, wenn ihnen jemand gegenübersteht, der großen Spaß daran hat, ihnen Streiche zu spielen. Diesen jemand strafen sie dann auf ihre Art ab.
So passiert es Paul im Buch. Jedes Mal, wenn er mit einem Tier Schabernack treibt, rächt sich dieses. Die Lamas spucken ihn an, die Affen bewerfen ihn mit Bananenschalen, die Elefanten spritzen ihn nass. So zeigt die Geschichte, dass andere ärgern zu Konsequenzen für einen selbst führt. Allerdings vermittelt die Autorin diese Botschaft nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf sehr verspielte Weise. Sie zeigt uns einen kleinen Jungen, der eine Gemeinheit nach der nächsten macht, dessen Mutter offenbar stillschweigend zusieht und das ganze unkommentiert lässt. Doch dann kommt der Wandel. Der Junge beobachtet, wie viel Spaß die anderen Kinder im Zoo haben. Wie sie einige Tiere streicheln, ohne dass ihnen etwas passiert. Das stimmt Paul traurig und bewegt ihn zum Umdenken.
Insofern erzählt die Autorin hier eine Geschichte, die einen engen Bezug zu häufigen Alltagsproblem hat. Denn so manches Kind hat seinen Spaß dabei, andere zu necken und gezielt zu provozieren. Vielleicht sollte man beim nächsten Mal statt einer Belehrung lieber dieses Bilderbuch vorlesen? Die versteckte Botschaft kommt sicherlich gut an und die witzigen Illustrationen von Susanne Göhlich tragen ihren Teil dazu bei. Auch setzt die Geschichte selbst viel auf Wiederholungen. Etwa die Mutter, die stillschweigend ihr Taschentuch hervorholt und versucht, das Sonntagsgewand ihres Sohnes zu reinigen (bis sie am Ende doch aufgibt). Oder die Aufzählung am Ende jeder Szene, wie schmutzig Paul mittlerweile ist, und dabei immer eines mehr dazu zählt.

Ärgere neimals einen Elefanten

Was jedoch nicht schlüssig ist, ist die Eingangsszene. Hier wird von einem nicht näher beschriebenem Mädchens erzählt, das in ihrer Kindheit Sonntagmorgens zu ihrem Opa Herbert ins Bett schlüpfte, um sich von ihm eine Gute-Morgen-Geschichte erzählen zu lassen. Pauls Geschichte quasi. Der Hintergrund dieser Szene ist nicht ganz nachvollziehbar. Erzählt der Opa von sich selbst? Ist das besagte Mädchen vielleicht auch so ein kleiner Teufelsbraten? Man weiß es nicht, da es keinen weiteren Bezug zu Opa Herbert oder dem Mädchen gibt. Das Buch selbst hätte auf diese Doppelseite verzichten können, denn Pauls Ausflug in den Zoo funktioniert auch ohne sie und vermittelt seine Aussage auf unterhaltsame.

„Ärgere niemals einen Elefanten“ erzählt von einem kleinen Jungen, der großen Spaß daran hat, die Tiere im Zoo zu ärgern. Die lassen sich das jedoch nicht gefallen, sondern wehren sich. So greift Stefanie Gerstenberger auf verspielte und unterhaltsame Art das typisches Familienthema „andere ärgern“ auf und regt mit ihrer Geschichte zum Nachdenken an.

Details

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