Emmi & Einschwein

Einhorn kann jeder!

Antolin Quiz
von Anna Böhm, Susanne Göhlich (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2018

Einhorn kann jeder!

Einhörner sind voll im Trend. Mädchen, egal welchen Alters, mögen sie, wollen Einhornmotive auf ihrer Kleidung und auf Accessoires sehen. Auch in ihren Kinderzimmern kann man das Einhornfieber klar erkennen. Da dürfen natürlich auch Bücher mit entsprechenden Geschichten nicht fehlen. Wer Einhörner aber nicht mehr sehen kann, wer genug von den vornehmen trabenden Huftieren hat, der wird sich über Anna Böhms neue Mädchenbuchreihe "Emmi & Einschwein" freuen. Denn schon der Titel des ersten Bandes sagt alles: "Einhorn kann jeder!".

Wenn aus einem Einhorn ein Einschwein wird

Wichtelstadt ist ein ganz besonderer Ort. Denn hier bekommt jedes Kind zu seinem 10. Geburtstag ein Fabelwesen. Dieses begleitet es fortan durchs Leben. In zwei Tagen feiert auch Emmi ihren 10. Geburtstag. Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie ein Einhorn bekommen wird. Nichts wünscht sie sich mehr. Denn mit einem Einhorn würde sie in der Schule endlich nicht mehr gemobbt werden. Doch dann kommt alles anders. Emmi tritt kein weißes Ross mit goldenem Horn entgegen, sondern ein kleines rosa Schwein mit Horn. Einschwein. Emmi ist entsetzt! Damit kann sie sich doch nicht in der Schule blicken lassen. Doch dann hat sie eine Idee. Sie steckt ihr Einschwein in einen Babystrampler, malt es weiß an und behauptet einfach, es wäre ein Baby-Einhorn. Fürs erste kaufen ihre Mitschüler ihr den Schwindel ab. Doch dann geraten Emmi und Einschwein in Gefahr, denn der fiese Herr Bockel hat es auf das vermeintliche Einhorn abgesehen...

Saukomisch und Fabelhaft

Anna Böhm hat mit der Geschichte über Emmi und Einschwein eine wirklich fabelhafte und saukomische Mädchenbuchreihe gestartet. Einhörner sind derzeit so beliebt, liegen so sehr im Trend, dass man sie fast schon nicht mehr sehen kann. Umso witziger die Idee, einem anderen Tier - einem Schwein - ein solches goldenes und magisches Horn zu verpassen. Denn natürlich kann Einschwein damit auch zaubern. Allerdings nicht so perfekte Sachen wie ein Einhorn. Nein, Einschwein bringt eher leckere Puddings, glibbrige Götterspeisen und riesengroße Bonbons zustande. Das kann nicht jeder.
Anna Böhm spielt hier wunderbar mit dem Einhornklischee und dreht es einfach um. Da wird aus dem grazilen, edlen Pferd ein kleines, dickes Schweinchen, das sich am liebsten in Essensresten suhlt. Das gerne mal Laute von sich gibt, die ganz sicher nicht vornehm sind. Dennoch schließt der Leser Einschwein sofort ins Herz. Anders sieht es bei der Protagonistin aus. Sie lehnt ihr Fabelwesen nicht nur ab, sie schämt sich auch dafür. Emmi hätte so gerne ein Einhorn gehabt. Sie hätte es, ihrer Meinung nach, gebraucht. Denn davon verspricht sie sich endlich Akzeptanz in der Schule. Dort wird sie von ihren Mitschülern gemobbt. Deswegen fällt es ihr besonders schwer, diesen mit einem Schwein gegenüberzutreten. Doch Emmi greift auf einen Schwindel zurück. Leider haben Lügen, genau wie Schweine, recht kurze Beine und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Am Ende erkennt Emmi aber, wie lieb und teuer ihr Einschwein mittlerweile geworden ist und dass sie es gegen kein anderes Fabeltier tauschen möchte.
Die Geschichte ist herrlich witzig und komisch erzählt. Es steckt natürlich viel Magie im Buch, ebenso wie auch Charme und Herz. Nach über 200 Seiten ist das Buch zwar zu Ende, die Abenteuer von Emmi und Einschwein sind aber nicht abgeschlossen. Eine Leseprobe macht schon neugierig auf die Fortsetzung.
Nur eines fällt negativ auf. Die hier und da verwendete, grauenhafte Jugendsprache. Eltern und Lehrer bemühen sich händeringend den Kindern beizubringen, in ganzen Sätzen zu sprechen. Dabei reicht es manchmal nicht, nur ein Verb zu verwenden.
"Ich kann Glitzer". - Was? Sehen? Riechen? Nicht leiden?
"Kannst du Apriokosen-Sahne-Torte?" - Essen? Wegwerfen? Holen?
"Lili sagte, dass sie jede Torte könne." - Was soll das heißen?
Leider ist das eine Ausdrucksform, derer sich Kinder tatsächlich bedienen. Aber man muss diese nicht unterstützen, indem man sie in Kinderbüchern verarbeitet Denn auch mit korrekt angewendeter Grammatik kann eine Geschichte lustig, können Dialoge locker und modern sein. Daher sollte gerade in Kinderbüchern Wert auf einen guten Ausdruck gelegt werden.

Wer auf der Suche nach einem witzigen und charmanten Mädchenbuch ist, in dem es um Magie, Fabelwesen, aber auch um alltagsnahe Themen wie Akzeptanz, Selbstwertgefühl und Mobbing geht, der ist bei "Emmi & Einschwein: Einhorn kann jeder!" richtig. Die lustige Geschichte zeigt, dass es nicht immer Einhörner sein müssen, um glücklich zu sein.

Details

Bewertung

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