Das Gänseblümchen, die Katze und der Zaun

von Thomas Rosenlöcher, Verena Hochleitner
Rezension von Janett Cernohuby | 28. Mai 2015

Das Gänseblümchen, die Katze und der Zaun

Das Gänseblümchen ist eine kleine, ausdauernde Blume, die auf jeder Wiese zu finden ist. Dieses kleine Blümchen trägt viele Namen, darunter Tausendschön und Morgenblume. Doch bei vielen Freunden des gepflegten Rasens ist sie fälschlicherweise als Unkraut verschrien und somit nicht gerne gesehen. Wie auch im Bilderbuch "Das Gänseblümchen, die Katze & der Zaun" von Thomas Rosenlöcher und Verena Hochleitner.

Der Garten von Lena und Manfred ist wirklich in jeder Hinsicht schön. Schön gepflegt, schön umsorgt, schön gejätet. Hier wächst nur, was wachsen darf. Störenfriede und Unkraut werden sofort entfernt. Doch an einem Morgen, "in den die halbe Welt hineinpasste", entdeckt die Katze etwas auf dem schön gepflegten Rasen. Und auch der Zaun, dessen Hauptaufgabe es ist, immer da zu sein, entdeckt das kleine Etwas. Ein fleißiges, kleines Etwas, das der Ordnung von Manfred und Lena trotzt, einfach wächst und erblüht. Katze und Zaun beobachten das Geschehen mit großem Interesse, aber auch mit Bangen. Denn sie wissen zu gut, was mit unerwünschtem Gewächs geschieht. Tatsächlich dauert es nicht lange und die beiden perfekten Gärtner entdecken das kleine Blümchen...

"Das Gänseblümchen, die Katze & der Zaun" ist eine poetische Geschichte über Respekt, Vorurteile, Intoleranz und unterschiedliche Weltanschauungen. Im Mittelpunkt stehen drei ganz verschiedene Wesen: ein Gänseblümchen, das nicht hergehört, eine Katze, die hergehört, und ein Zaun, der die kleine Welt umzäunt und abgrenzt. Diese drei Gefährten beginnen tiefsinnige Gespräche zu führen. Gespräche über Leben und Tod, den Sinn des Lebens und darüber was sein darf und was nicht. Es entsteht ein Band zwischen ihnen, kein freundschaftliches, aber dennoch ein kameradschaftliches. Diese drei Kameraden versuchen den Vorurteilen und der Intoleranz von Manfred und Lena zu trotzen. Das kleine Gänseblümchen indem es einfach wächst und erblüht, Zaun und Katze, indem sie versuchen die kleine Pflanze zu schützen. Für den Moment zwar erfolglos, aber nicht ohne Konsequenzen. Denn irgendwann folgte einem Nachthimmel voller Gänseblümchen wieder ein Morgen, in den nicht nur "die ganze Welt hineinpasste", sondern auch Gänseblümchen in den Garten von Manfred und Lena.
Wie die Geschichte selbst, sind auch die Illustrationen sehr künstlerisch gestaltet. Verena Hochleitner versteckt in ihren collagierten Bildern verschmitzte Details. Gleichzeitig offenbaren diese Zeichnungen Dinge, die im Text nicht erwähnt werden, aber dennoch für die Geschichte ganz wesentlich sind. Etwa das engstirnige und spießige Verhalten von Manfred und Lena. So verleihen die Bilder der Handlung den richtigen Ton und runden das Gesamtbild ab.
Doch wie wird das Buch von Kindern angenommen? Ganz unterschiedlich. Je jünger die Zuhörer sind, desto schwerer fällt ihnen der Zugang zur Geschichte. Selbst die vom Verlag empfohlene Altersgruppe 5+ erscheint uns immer noch sehr jung. Zwar hörten unsere Testleser neugierig zu, doch bald schon verloren sie auch das Interesse am Buch. Die philosophischen Gespräche und Gedanken wirbelten Fragen auf, die in eine völlig andere Richtung gingen, als es die Geschichte selbst tut. Daher können wir der Altersempfehlung nicht zustimmen und würden das Buch erst ab sieben Jahren empfehlen. Doch selbst dann sollte man dem Kind das Buch nicht einfach in die Hand drücken, sondern es gemeinsam lesen und darüber sprechen.

"Das Gänseblümchen, die Katze & der Zaun" ist, kurz gefasst, eine poetisch-feinfühlige Geschichte. Unnachahmlich geschrieben in einer Sprache, die sowohl realitätsnah als auch künstlerisch ist, erzählt das Buch von Intoleranz und Respekt; Vorurteilen und Achtsamkeit. Es ist eine Geschichte, die Große mit Kleinen zusammenlesen und besprechen sollten, um so die Fragen, die sie aufwirft, beantworten zu können.

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