Nicht jedem Kind fällt es leicht, neue Freundschaften zu schließen. Während die einen offen auf andere Kinder zugehen, bleiben andere erst einmal schüchtern im Hintergrund. Sie sind unsicher, wissen nicht worüber sie reden sollen. Dabei ist es manchmal gar nicht so schwer, ins Gespräch zu kommen. Davon erzählt auch Iris Wewers Bilderbuch "Egon Schwein spielt ganz allein".
Egon ist alleine. So richtig alleine. Sein bester Freund spielt heute mit jemand anderem und das schon den ganzen Tag lang. Da fasst Egon einen Entschluss: Er will weggehen. Für immer. Also schnappt er sich sein Schlauchboot und fährt damit aufs Meer hinaus. Doch schon kurz darauf tauchen erst zwei Pfoten und dann ein Löwe aus dem Wasser aus. Egon erzählt dem Löwen von seinen Sorgen, welche dieser sehr gut verstehen kann. Kurze Zeit später taucht ein U-Boot mit einem Bären darin auf. Und dann ein Pinguin. Und dann eine Giraffe und dann...es werden immer mehr Tiere in dem kleinen Boot. Und dann sehen sie ein kleines Küken in Seenot. Gemeinsam retten sie es und kehren an den Strand zurück. Dort wartet eine andere Überraschung auf Egon, der so allein ist. Doch ist Egon wirklich allein?
Allein sein tut weh. Doch es tut fast noch mehr weh, wenn man allein ist, weil sein bester (und womöglich einziger) Freund gerade mit jemand anderem spielt. Das heißt natürlich nicht, dass man vom Spiel ausgegrenzt wird, doch es gibt Kinder, die dann viel zu unsicher und schüchtern sind, um auf andere zuzugehen. Was tut man als Erwachsener, als Eltern, wenn man einen solchen Wesenszug beim eigenen Kind beobachtet? Auf das Kind einreden, es löchern, warum es denn so schüchtern ist? Solche Gespräche können schnell nach hinten losgehen und vorwurfsvoll klingen. Vielmehr sollte man sein Kind begleiten, es unterstützen und ihm einen kleinen Schubs geben. Ein solcher Schubs könnte beispielsweise dieses Bilderbuch sein. Denn der Held der Geschichte, Egon, steht stellvertretend für alle Kinder, die schüchtern sind und sich nicht trauen, auf andere zuzugehen. Er ist unsicher, weiß offensichtlich nicht, wie man mit anderen ins Gespräch kommt. Wie einfach das aber sein kann, das erfährt er dann auf seinem Weg übers Meer. Als er die unterschiedlichsten Tiere kennenlernt. Diese gehen ganz unbefangen auf ihn zu, kennen sein Problem und hatten schon einmal selbst ähnliche Sorgen. Egal ob Löwe, Bär, Pinguin oder Giraffe, sie alle wissen wie es ist, allein zu sein und sich nach Freundschaft zu sehnen. Und genauso selbstverständlich und unbefangen wie sie sich zu Egon ins Schlauchboot setzen, helfen sie auch, als ein kleines Küken in Seenot gerät. Und plötzlich hat Egon jede Menge Freunde, die ihn verstehen und ihn so annehmen, wie er ist.
Auch in den Illustrationen steckt mehr, als man auf den ersten Blick vielleicht wahrnimmt. Denn hier sieht man in erster Linie Kinder, die am Strand spielen. Man sieht Egon, der traurig sein Schlauchboot nimmt und aufs Meer hinaussegelt.
Doch genau dieses Meer hat auch eine symbolische Bedeutung. Romantisch betrachtet wird das Meer zu einem Sehnsuchtsort. Groß, unendlich, erhaben. In dieser Weite fühlt man sich verschwindend klein und verloren. Genauso, wie Egon sich zu Beginn der Geschichte fühlt. Gleichzeitig wird das Meer aber auch zu einem Ort der Selbstreflexion und Selbstfindung. Egon findet hier Freunde und mit ihnen zu mehr Vertrauen in sich selbst. Diesem wird er sich bewusst, als er zurück am Strand ist. Am Strand, der sie alle mit warmen Sand willkommen heißt.
Kurz gefasst ist "Egon Schwein spielt ganz allein" eine liebevolle und einfühlsame Geschichte über das Alleinsein und das Schließen von Freundschaften. Es ist ein Bilderbuch für alle Kinder, denen es schwer fällt, neue Bekanntschaften zu schließen und auf andere, gleichaltrige zuzugehen. Ihnen zeigt Iris Wewer, wie leicht es manchmal sein kann, ins Gespräch zu kommen. Ein schönes Bilderbuch, voller Wärme und Einfühlvermögen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:01/2015
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Umfang:32 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:4 Jahre
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ISBN 13:9783845804262
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Preis (D):12,95 €