Smartphones und Handys sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. In jedem Haushalt gibt es sie und selbst Grundschüler verfügen schon über ihr eigenes Gerät, mit dem sie Fotos machen, Spiele spielen und untereinander kommunizieren. Kinderbuchautorin Francesca Pirrone setzte sich kritisch mit dem Handykonsum unserer Gesellschaft auseinander und verpackte diese Kritik im Bilderbuch "Bruno hat 100 Freunde".
Freunde sind nicht gleich Freunde
Freunde zu haben ist etwas Großartiges. Bruno hat derer zwei, mit denen er viel unternimmt und jede Menge Spaß hat. Doch das ändert sich, als er eines Tages im Wald ein Smartphone findet. Plötzlich hat er überall auf der Welt ganz viele Freunde. Bruno ist begeistert und beschäftigt sich fortan nur noch mit seinem Mobiltelefon. Wenn die Familie beim Essen sitzt, blickt Bruno auf das Display, vor dem Einschlafen liest er kein Buch, sondern chattet und selbst auf dem Klo hat er das Smartphone immer dabei. Für seine beiden Freunde Renzo und Rico hat Brune keine Zeit mehr. Zu beschäftigt ist er mit seinen neuen Freunden. Doch dann ist eines Tages der Akku des Geräts leer und Brunos hunderte Freunde sind mit einem Mal weg. Er ist traurig und verzweifelt - doch da erkennt er, wer seine echten Freunde sind: Renzo und Rico.
Moderne Technik - ein Segen und auch ein Fluch
Francesca Pirrone greift in ihrem Bilderbuch ein sehr ernstes Thema auf, unseren Medienkonsum. Aus dem Handy zum bequemen Telefonieren unterwegs ist ein Smartphone geworden, mit dem man wunderbar Lieder hören, Fotos aufnehmen und anschauen und vor allem jederzeit durchs Internet surfen kann. Soziale Medien und Chatprogramme sind ständig aufrufbar und halten unsere Aufmerksamkeit gefangen. Kaum sind wir morgens aufgestanden, schauen wir bereits nach, ob noch jemand auf den letzten Kommentar am Vorabend geantwortet hat oder was bereits neues passiert ist. Beim Frühstück, auf der Fahrt in die Schule oder das Büro, in den Pausen, auf dem Spielplatz und selbst im Restaurant - überall werfen wir einen Blick auf das leuchtende Display und prüfen, ob wir ja nichts verpasst haben. Dabei merken wir gar nicht, wie wir das eigene Leben um uns herum verpassen.
Genau das hat Francesca Pirrone in ihrem Bilderbuch aufgegriffen und altersgerecht für Kinder ab fünf Jahren in einer Geschichte umgesetzt. Um dem ganzen den ermahnenden Charakter zu nehmen, wurden statt der Menschen Tiere als Handlungsfiguren eingesetzt. Somit wird die Handlung ein Stück vom Lesepublikum weggeholt und dieses ist eher bereit, sich auf die Geschichte einzulassen. Da zudem die Aufmerksamkeitsspanne der heutigen Kinder nicht allzu groß ist und sie schon darauf warten, wieder auf ihr Handy schauen zu können, beschränkte sich die Autorin auf kurze Texte und ergänzte sie mit aussagekräftigen Illustrationen.
Die Geschichte ist ein Spiegelbild unseres derzeitigen Handykonsums. Ja, auch wir vergessen alles um uns herum und haben oftmals nur noch Augen für das Smartphone. Wie viele Eltern kennen die leidige Diskussion mit ihrem Kind, das sich doch so sehr ein Handy wünscht, weil alle in der Klasse eines haben. Oder die darüber schimpfen, weil ihr Kind nur noch vor dem Gerät sitzt und sonst nichts mehr tut.
Doch wundert uns das, wenn wir es ihnen vorleben? Wenn sie es tagtäglich zuhause, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Straße erleben?
Bär Bruno macht in der Geschichte die Erfahrung, dass so ein Smartphone zwar viele Freunde auf der ganzen Welt bringt. Aber sind das echte Freunde, die für einen da sind, wenn es uns schlecht geht? Die einen in den Arm nehmen und trösten? Die mit uns zu lustigen Ausflügen gehen und zusammen laut lachen? Und die einem auch mal einen Fehler verzeihen?
Vielleicht regt dieses Buch ja nicht nur Kinder zum Nachdenken an, sondern auch ihre Eltern. Vielleicht fassen sich die einen oder anderen an der eigenen Nase und überdenken ihren Handykonsum. Ob es denn wirklich immer nötig ist, das smarte Gerät hervorzuholen oder ob man nicht doch auch mal einen Nachmittag ohne auskommt und dafür ganz für seine Kinder und Familie da ist? Oder für seine Freunde?
Francesca Pirrone hat mit "Bruno hat 100 Freunde" ein Bilderbuch geschrieben, das sich auf spielerische und kindgerechte Weise mit dem Handykonsum unserer Zeit auseinandersetzt. Sie will dabei aber nicht belehren oder hebt den Zeigefinger, nein, sie erzählt ganz wertfrei die Geschichte von Bruno, der ein Handy findet, von da an nur noch Augen für das technische Gerät hat und darüber seine wahren Freunde fast vergisst. Das Buch will uns nicht belehren oder Vorwürfe machen, aber es will uns zum Nachdenken und Hinterfragen anregen.
Details
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Originaltitel:Bruno heeft wel 100 vrienden
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2018
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Umfang:28 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:5 Jahre
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ISBN 13:9783865692603
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Preis (D):16,00 €