Der Beruf des Apothekers ist - aus literarischer Sicht - äußerst spannend. Denn sie verfügen über umfangreiches Wissen, um Pulver, Tränke und Kapseln herzustellen, die kranken Menschen helfen sollen. Zwar übernehmen diese Aufgabe in der heutzutage große Pharmakonzerne, doch in vergangenen Zeiten waren die Menschen auf das Können von Apothekern angewiesen. Wie mögen wohl die Notizen oder gar Bücher mit Rezepturen eines Apothekers vergangener Zeiten ausgesehen haben? Welche Wundertränke findet man in ihnen? Der Jugendroman "Elixirium - Das gefährliche Erbe des Apothekers" scheint genau dies zum Thema zu haben. Ein Buch mit alchimistischem Geheimwissen, hinter dem zahlreiche Personen hinterherjagen. Zumindest verspricht dies der Klappentext. Wir wollen sehen, ob er sein Versprechen hält.
Grau, trüb und trostlos. So erscheint der 14jährigen Janie ihr neues Leben in London. Mit ihren Eltern musste sie in den 1950igern das sonnige Kalifornien verlassen und in das noch vom Krieg zerrüttete Europa fliehen. Zu einer Zeit, als der Kalte Krieg beginnt. Als Großmächte ihre Waffenkammern um die Atombombe erweitern und an Schulen Luftschutzübungen für den Fall eines Atomangriffs unter den Tischen durchgeführt werden.
In ihrer neuen Schule fällt es Janie schwer sich einzugewöhnen. Sie muss Fächer besuchen, die sie zuvor noch nie hatte. Sie wird aufgrund ihrer Herkunft belächelt und verspottet. Genau in diesem Moment verändert sich ihr Leben schlagartig, als sie durch Zufall den Apothekersohn Benjamin kennenlernt. Kaum befreundet, erlebt Janie wie Benjamins Vater scheinbar durch Spione der Sowjets entführt wird. In letzter Sekunde vertraut dieser seinem Sohn ein geheimnisvolles Buch an, die Pharmacopeia - mit den Worten, sie vor all jenen zu schützen, die sie haben wollen. Ein alter Gärtner erzählt den Kindern vom wahren Wesen des Buches: Es ist eine sehr alte Sammlung alchimistischer Rezepte und Zaubertränke. Ratlos irren die Kinder herum, finden sich plötzlich umzingelt von russischen Spionen, Doppelagenten und Wissenschaftlern, die sich zum Ziel gemacht haben, die Verseuchung durch eine Atombombe zu verhindern. Zur letzten Gruppe zählt auch der Apotheker und so findet sich Janie schon bald auf einem Schiff in Richtung Nova Zembla wieder, welches versucht, einen Atombombentest aufzuhalten...
Was sich anfangs magisch, geheimnisvoll und spannend anhört, entpuppt sich im weiteren Verlauf eher als eine seltsame Mischung aus Magie und moderner Technik. Die beiden Kinder erhalten anfangs ein geheimnisvolles Buch, welches es zu beschützen gilt. Vor wem, wird da noch nicht klar - und wird eigentlich auch nie richtig geklärt. Denn die russischen Spione, die schon bald auf der Bildfläche erscheinen, sind nicht direkt hinter dem Buch her, sondern hinter drei Wissenschaftlern (zu denen auch der Apotheker gehört). Direkt nach dem Buch fragt fast niemand und je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr wird das Buch nur noch zu einem Bestandteil der Handlung, die dem Roman seinen Namen gibt. Es geht jetzt nicht mehr um Magie, um das Verbergen oder gar Retten von alchimistischem Wissen. Es geht vielmehr darum, die Welt vor den fatalen Folgen eines Atomkriegs zu retten. Genau ab diesem Punkt verliert der Roman auch sein letztes bisschen Magie und Phantastik und wandelt sich zu einem wissenschaftlichen Roman.
Doch auch wenn diese Entwicklung auf manche Leser enttäuschend wirken mag, liest sich der gesamte Roman dennoch sehr flüssig und er ist auf seine Art sogar fesselnd. Letztendlich möchte man schon wissen, wie sich die Handlung weiterentwickelt, was aus den Charakteren und dem Plan zur Rettung der Welt wird. Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass die Autorin auf die Einbindung der damaligen gesellschaftspolitischen Situation weitestgehend verzichtet. Natürlich spricht sie an, dass Europa zu Beginn der 1950iger unter den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs leidet, dass der Kalte Krieg beginnt und damit auch der Wettlauf um den Besitz von Atomwaffen. Doch es handelt sich eher um eine oberflächliche Darstellung, die lediglich dazu dient, dem Leser die beschriebene Zeit darzustellen. Der Roman selbst lebt von seinen Charakteren und seiner Handlung.
Trotzdem bleibt abschließend ein schales Gefühl zurück. Die Lektüre war nicht langweilig, sie war aber auch nicht - wie anfangs erhofft - mitreißend. Zwar schafft es der Roman den Leser an sich zu fesseln, aber keineswegs mit der auf dem Buchrücken versprochenen Geschichte. Es ist eher die Erzählweise, die einen dazu bringt, doch weiterzulesen. Daher bekommt "Elixirium - Das gefährliche Erbe des Apothekers" von uns eine eher durchschnittliche Bewertung.
Details
-
Sprache:Deutsch
-
Erschienen:01/2013
-
Umfang:396 Seiten
-
Typ:Hardcover
-
Altersempfehlung:11 Jahre
-
ISBN 13:9783649611547
-
Preis (D):16,95 €