Hasen in der Nase

von Hanna Jansen, Leonard Erlbruch (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 01. April 2021

Hasen in der Nase

Gewohnte Abläufe und eine vertraute Umgebung geben Kindern Sicherheit. Wenn sich das ändert, werden sie aus der Bahn geworfen, fühlen sich unsicher und müssen sich neu orientieren. Besonders schwer fällt es ihnen, wenn ihre bisher alleinerziehende Mutter einen neuen Partner findet und dann auch noch bei diesem einzieht. Hier ist Ärger vorprogrammiert. Genau dieses Setting präsentiert uns Hanna Jansen in ihrem Kinderbuch „Hasen in der Nase“.

Von der Stadt aufs Land

Jakob ist stinksauer. Ohne ihn nach seiner Meinung zu fragen, ist Mama mit ihm einfach aus der Stadt aufs Land gezogen. Hier will sie mit ihrem neuen Freund in dessen Haus zusammenleben, anstatt alleine mit Jakob in der kleinen Wohnung in der Stadt. Dass Jakob seinen Freund nun nicht mehr so oft sehen kann, ist Mama ganz egal. Und auch, dass es Jakob hier im langweiligen Dorf gar nicht gefällt, interessiert sie kein bisschen. Schlecht gelaunt streift Jakob durch die Wiesen und Felder rings ums Dorf. Dabei lernt er Pia kennen, die oft bei ihrem Opa zu Besuch ist. Sie kann Jakobs Unmut gar nicht verstehen, denn sie würden liebend gern immer hier auf dem Land leben. Jakob und Pia unternehmen viele Streifzüge und der Junge freundet sich langsam mit dem Mädchen an. Dann verkündet Mama, dass sie das Wochenende bei ihrer Freundin in der Stadt verbringen möchte. Sie stellt Jakob wieder einmal ungefragt vor Tatsachen, und dann soll er auch noch bei dem doofen Hannes bleiben. Jakob reicht es endgültig! Er packt seinen Rucksack und haut einfach ab…

Hasen in der Nase

Einfühlsam und lebendig erzählt

Ein Neuanfang, wie ihn Jakob hier im Buch erlebt, ist für viele Kinder alles andere als leicht. Mit einem Schlag ändert sich ihr bisheriges Leben. Ihre vertraute Umgebung ist von heute auf morgen verschwunden, Abläufe, Gewohnheiten und Gepflogenheiten ändern sich ebenfalls. Waren Jakob und Mama bisher ein super Gespann, muss sich der Junge nun seine Mama mit einem neuen Mann teilen. Eifersucht kommt auf, die dann dafür sorgt, dass Jakob sein neues Zuhause noch weniger akzeptieren möchte. Egal wie schön es ist und egal wie viel neue Möglichkeiten es ihm bietet. Er ist so wütend, dass er all die tollen Dinge, die ihm Pia zeigt, nur zögerlich und missmutig wahrnimmt. Doch langsam schmilzt das Eis und nach einigen holprigen Wegstrecken erkennt Jakob, dass zuhause überall sein kann. Nicht nur in der Stadt, sondern auch hier draußen auf dem Dorf.
Hanna Jansen erzählt diese Kindergeschichte sehr einfühlsam und lebendig. Dabei begibt sie sich ganz auf die Augenhöhe ihrer jungen Leserschaft. In kleinen, wohldosierten Portionen bekommen wir die Veränderungen in Jakobs Leben präsentiert. So formt sich ein Bild, während wir den Jungen und seine Familie kennenlernen. Sehr schön dabei ist, dass die Autorin sich ganz auf die Gefühlswelt des Jungen konzentriert. Sie zeigt deutlich, wie verletzt er ist, wie unsicher und mit welchen Sorgen er sich beschäftigt. Dabei findet sie ein gutes Maß, um Kinder einerseits in die Geschichte hineinfinden zu lassen, sie andererseits aber nicht durch zu viele negative Gefühle zu verschrecken. Die Leserschaft kann sich sehr gut in Jakob hineinversetzen, vor allem dann, wenn sie selbst eine ähnliche Situation erlebt haben oder gerade erleben. Dann hilft ihnen das Buch, einen Schritt zurückzutreten und die eigene Situation differenzierter zu betrachten. Von außen und völlig wertfrei.
Begleitet wird die Geschichte von kindlichen Illustrationen. Mit kräftigen Farben ließ Leonard Erlbruch die Welt von Jakob Form annehmen. Er zeichnet die Orte und Personen so, wie sie Hanna Jansen beschreibt. Das rundet das Buch gut ab.

Hasen in der Nase

„Hasen in der Nase“ ist eine einfühlsam erzählte Kindergeschichte über einen holprigen Familienneustart. Auf Augenhöhe der jungen Leserschaft erzählt, lernen wir einen Jungen kennen, dessen bisheriges Leben ganz schön durcheinander gewürfelt wurde und der nun seine Zeit braucht, um sich in sein neues Leben einzufinden. Hanna Jansen gibt ihm diese Zeit und hat damit für eine junge Leserschaft ein lebendiges Kinderbuch über Abschiednehmen und Ankommen geschrieben.

Details

Bewertung

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