Im Museum

von Susan Verde, Peter H. Reynolds
Rezension von Janett Cernohuby | 27. April 2016

Im Museum

Wie begeistert man Kinder für alte, verstaubte Kunstwerke? Von Gemälden, die in Öl gezeichnet wurden und auf den ersten Blick düster und bedrückend wirken? Die Antwort ist leicht: Durch altersgerechte Bilderbücher die mit wunderbaren Illustrationen und Geschichten einen Zugang zur Kunst bieten. Solche Bücher finden sich im E. A. Seemann Verlag, deren Label "Bilderbande" gezielt Kinder ansprechen will. Ein Bilderbuch zum Thema Kunst ist Susan Verdes "Im Museum", das auf der Buchmesse Leipzig unsere Neugier geweckt hat.

Ein Mädchen besucht ein Museum und erlebt hier ein Abenteuer der Gefühle. Sie öffnet ihr Herz für die Kunst und lässt die Bilder einfach auf sich wirken. Diese laden sie zum Tanzen ein; zum Herumwirbeln unterm Sternenhimmel und zum Springen durch Blumenwiesen. Andere Bilder machen sie traurig und einsam, machen ihr Angst und Bange. Doch dann bleibt sie vor einer großen, leeren Leinwand stehen. Was soll das? Was will der Künstler sagen. Sie schließt ihre Augen und plötzlich sieht sie eine Welt in vielen Farben und Formen vor sich. Mit diesem glücklichen Gefühl geht sie zufrieden nach Hause.

"Im Museum" ist ein fröhliches Bilderbuch für Kinder, das ihnen auf leichte und unterhaltsame Art den Zugang zur Kunst ermöglicht. Auf wunderbare Weise erzählt die Autorin eine Geschichte von Gefühlen, die Kunstwerke in uns auslösen können. Dafür müssen wir nur unsere Augen und unsere Herzen öffnen, Bilder ansehen und sie einfach auf uns wirken lassen. Was erkennen wir darauf? Was löst das Bild, das Motiv, in uns aus? Stimmt es uns fröhlich oder traurig? Schwermütig oder leichtfüßig? Es geht in dem ganzen Buch nicht um die Künstler, in welchen Epochen und in welchen Lebenssituationen sie die Bilder malten. Es geht auch nicht darum, welche Techniken sie anwendeten oder welche Farben sie verwendeten. Es geht nur darum, was unser Auge sieht und unser Herz fühlt. Mit dieser Herangehensweise kann man die Fantasie der Kinder beflügeln und durchaus ihre Begeisterung wecken. Denn Kinder lassen sich sehr leicht und schnell für etwas begeistern - solange man es ihnen auf die richtige Art schmackhaft machen kann. Susan Verde gelingt dies mit ihrer Geschichte sehr gut. Erzählt in einfachen, ebenso leichtfüßigen Reimen, wird der Museumsbesuch zu einem fröhlichen, verspielten Ereignis.
Genauso leicht wie die Handlung sind auch die Illustrationen. Diesen Eindruck erhält man durch die einfache Pinselführung. Es gibt sehr wenige Details und fast keine Hintergründe. Auch das Mädchen, welches das Museum besucht, ist auf einfache Art gezeichnet. Dennoch ist ihr Ausdruck sehr stark und deutlich. Körperhaltung und angedeutete Mimik sind es, die Stimmung und Emotionen betonen. Deutlich zu erkennen sind dagegen die Gemälde, die sie betrachtet. Hier sieht man van Goghs Sternenhimmel, Cézannes Stillleben, Munchs Schrei, Degas Ballerina oder Rodins Denker.
Diese gelungene Mischung macht das Bilderbuch zu einem tollen Werk für Kinder, das ihnen obendrein Kunst ein Stück näher bringt.

"Im Museum" ist ein tolles Bilderbuch von Susan Verde und Peter H. Reynolds. Es erzählt die Geschichte eines Mädchens, das einen Museumsbesuch mit allen Sinnen genießt und fröhlich, beschwingt und mit Lebenslust nach Hause geht. Die Geschichte zeigt Kindern einen einfachen, ungezwungenen Zugang zur Kunst und gibt ihnen die Möglichkeit, ihr völlig unvoreingenommen zu begegnen. Ein tolles Werk, das uns sehr gut gefallen hat.

Details

Bewertung

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