Lang lebe König Frosch!

Antolin Quiz
von Martin Baltscheit, SaBine Büchner (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 14. März 2020

Lang lebe König Frosch!

Drei Jahre ist es her, dass Fuchs und Wildschwein die entzückende Eintagsfliege kennenlernten, es aber nicht übers Herz brachten, ihr die Wahrheit über ihr kurzes Leben zu erzählen. „Nur ein Tag“ würde der Fuchs noch leben, sagten sie damals. Natürlich erfuhr die Fliege am Ende, was wirklich Sache war und starb. Doch sie hinterließ den beiden Freunden etwas: ein Ei. Aus diesem Ei soll nun, nach drei Jahren, eine neue Eintagsfliege schlüpfen. Ein Ereignis, dem Fuchs und Wildschwein natürlich sehnsüchtig entgegenfiebern.

Von Eintagsfliegen, Hochstaplern und Lügengeschichten

Darum sitzen die beiden auch schon ganz früh am Morgen vor ihrer Hütte, genießen ihr Marmeladenbrot und warten darauf, dass eine kleine Larve an Land klettert, um sich in eine Eintagsfliege zu verwandeln. In ein Wesen, so zart und liebreizend, wie einst ihre Mutter es gewesen ist. Die Freunde können es kaum noch erwarten, sind voller Vorfreude.
Doch ausgerechnet jetzt werden sie gestört. Durch ein Quaken, gefolgt von einem lästigen, in französischem Akzent schnarrenden Frosch. Dem ist das sehnsuchtsvolle Warten der Freunde schlicht egal. Der will seine eigenen Wünsche befriedigt haben. Das zeigt er auch mit Nachdruck. Er verkleidet sich als Eintagsfliege, frisst die Torte, macht sich breit. Er führt unsere leichtgläubigen Freunde hinters Licht, nutzt ihre Gutmütigkeit aus. Nicht lange, denn seine Maskerade fällt auf. Doch der Frosch ist nicht auf den Kopf gefallen. Wieder tischt er den Freunden eine Geschichte auf. Erzählt ihnen vom bösen Zauberer Storch, der ihn und seine Freunde verwandelt hat. In einen Frosch, in ein Wildschwein in einen Fuchs. Und prompt fallen unsere zwei Helden erneut auf den Hochstapler rein. Kaufen ihm seine Geschichte ab und beginnen, seine Wünsche zu erfüllen. Er will ein Schloss, direkt um den See herum. Er will Abgeschiedenheit von der Welt da draußen, er will Schutz und Sicherheit vor dem bösen Zauberer Storch.
Doch was er nicht will, ist die Wahrheit. Allerdings lässt sich die nicht aufhalten und bringt das Lügenkonstrukt zum Einsturz…

Lang lebe König Frosch!

Große Philosophie für kleine Leser - manchmal jedoch zu groß

Ach, „Nur ein Tag“ war so eine wunderbare Geschichte. Eine Geschichte voller Witz, Charme und schräger Momente. Was mag also diese Fortsetzung für uns bereithalten? Welche großen Themen verpackt der Autor dieses Mal hinter seiner bunten, skurrilen Erzählung?
Der jungen Leserschaft eröffnet sich hier eine Satire, die von Gaunern und Hochstaplern erzählt; die Populismus und Lügenherrschaft aufgreift und wunderbar humorvoll in das Geplänkel zwischen Wildschwein, Fuchs und Frosch einbindet. Wir begegnen hier Gesellschaftskritik und politischen Anspielungen. Wir bekommen gezeigt, wie leicht wir uns von populistischen Meinungen, von FakeNews beeinflussen lassen, wie schwer es aber ist, wahre Fakten zu akzeptieren. Alles eingebettet in einer herrlich satirischen Geschichte, deren Sprache philosophisch und malerisch ist. Es werden uns Gleichnisse geboten, Anspielungen gemacht und alles abgerundet durch den französischen Akzent des Frosches, mit seinen wohlklingenden grammatikalischen Fehlern.

Lang lebe König Frosch!

Halt, Stopp. Reden wir hier eigentlich noch über ein Kinderbuch? Jain. Also ja, wir sind noch bei „Lang lebe König Frosch!“, ob es sich allerdings wirklich um ein Kinderbuch handelt, ist fraglich. Denn zu anspruchsvoll ist der Text. Nicht die Geschichte selbst. Die könnten Kinder verstehen, wenn da nicht die zuvor genannten sprachlichen und erzählerischen Feinheiten wären. Ja, wir haben hier eine Geschichte voll großer philosophischer Gedanken und Gesellschaftskritik. Aber es ist keine Geschichte, der Kinder ab sechs Jahren so leicht verstehen werden. Vermutlich werden sie irgendwann an dem herrlichen französischen Akzent des Frosches hängen bleiben - solange er beim Vorlesen auch genauso wiedergegeben wird. (Das ist nicht immer eine leichte Aufgabe.) Doch der eigentliche Sinn hinter dem ganzen bleibt für Kinder dieser Altersgruppe verborgen. Sie werden darauf warten, wann die Eintagsfliege schlüpft, sie werden lachen wenn der Fuchs den Frosch für seine Maskerade bestraft, aber sie werden dem, was auf den gut 90 Seiten davor passiert nicht folgen können. Zu anspruchsvoll ist der Text, zu schwer verständlich die darin verpackten Themen.

„Lang lebe König Frosch!“ ist der Nachfolger zu „Nur ein Tag“ und sein Klappentext verspricht,  genauso lustig zu werden. Ist das Buch auch, doch eher nur für Erwachsene, die die feine Satire und die philosophischen Ansätze zwischen den Zeilen verstehen. Doch für die angedachte Altersgruppe wird sich der überwiegende Teil des Buches verschließen, was unglaublich Schade ist.

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Bewertung

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