Nur ein Tag

von Martin Baltscheit, Wiebke Rauers
Rezension von Janett Cernohuby | 25. Januar 2016

Nur ein Tag

Was wäre wenn? Was wäre wenn du jemanden treffen würdest, der nur einen Tag zu leben hätte, der davon aber nichts weiß. Würdest du es ihm sagen? Könntest du es ihm sagen? Oder würdest du alles tun, um ihm diesen einen Tag zu versüßen? Mit dieser Frage müssen sich zwei lustige Gesellen in Martin Baltscheits Kinderbuch "Nur ein Tag" auseinandersetzen.

Es ist ein sonniger Morgen, an dem Fuchs und Wildschwein wie so oft am Ufer des Sees sitzen. Dabei beobachten sie eine Eintagsfliege, die gerade schlüpft. Die kleine Fliege ist wunderschön und Wildschwein verfällt ihr sofort. Doch die beiden bringen es nicht übers Herz der Fliege zu erzählen, dass sie nur einen Tag leben wird. Die Fliege spürt, dass hier etwas nicht stimmt. Das Wildschwein guckt so traurig. Da behauptet dieses kurzerhand, es wäre der Fuchs, der nur noch einen Tag zu leben hätte und dann sterben würde. Für die kleine Fliege ist die Sache sofort klar. Dem Fuchs muss geholfen werden - und so beschließt sie, mit ihm das Glück zu suchen und ihm den schönsten Tag in seinem Leben zu bescheren. Doch es kommt, was kommen muss. Der Fuchs verplappert sich, die kleine Fliege erfährt die Wahrheit. Sie ist diejenige, die nur einen Tag zu leben hat und nicht der Fuchs. Enttäuscht und zutiefst verletzt fliegt sie davon und erkennt dann etwas ganz Wichtiges.
 
"Nur ein Tag" erzählt auf wunderbare Weise von der Kraft des Lebens und der Vergänglichkeit der Zeit. Die Geschichte ist nicht neu, sondern entstand schon vor vielen Jahren. Erst als Theaterstück für die Bühne und dann als Hörbuch. Nun endlich fand sie ihre Adaption als Kinderbuch.
"Nur ein Tag" ist eine Geschichte für Erwachsene und Kinder zugleich. Wunderbar poetisch und witzig erzählt sie von Leben und Tod und dem dazwischen liegenden Glück. Der Leser trifft auf drei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Die ungewollte Bekanntschaft mit der Eintagsfliege, die sich schon bald zu einer Freundschaft entwickelt, zwingt die drei dazu, sich miteinander zu arrangieren. Jeder bringt seine eigene Persönlichkeit mit und dennoch haben sie alle etwas gemeinsam. Sie wollen das Leben genießen. Das ist freilich schwierig, wenn einer von ihnen nicht lange Zeit dafür hat. Schließlich haben wir alle einen vollen Terminkalender, Pläne fürs Leben. Lernen, Reisen, Familie gründen. Nun, wenn dem Fuchs also nur ein Tag bleibt, dann muss das alles im Schnelldurchlauf geschehen. Schule, Hühnerjagd, Hochzeit, Kinder, Geburtstag - alles wird in diesen einen, einzigen Tag gequetscht. Ein unglaublicher Spaß für die Leser, und unterm Strich auch für die drei ungleichen Freunde.
Und dann?
Nach viel Humor und Albernheit kommt nun der berührende, traurige Teil der Geschichte. Die Zeit des Abschied.
Es ist vorbei. Es kommt, was kommen muss, das Unvermeidliche. Die Fliege findet die Wahrheit heraus, blickt aber dennoch auf einen glücklichen Tag zurück.
Eine Kindergeschichte? Ja, auf jeden Fall. Sie ist lustig, humorvoll, voller Poesie und voller Lebendigkeit.
Neben der fabelhaften Erzählung runden Wiebke Rauers farbige Illustrationen das Werk ab. Sie zeigen Wildschwein, Fuchs und Fliege genauso, wie man sie sich beim Lesen vorstellt.

"Nur ein Tag" ist eine humorvolle und rührende Geschichte über das Leben und die Vergänglichkeit der Zeit. Es ist eine Geschichte für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, die zum Verweilen und Nachdenken anregt. Die fabelhaften Illustrationen runden das Werk ab. Hier muss man einfach zugreifen, denn sonst würde man sich großen Lesespaß entgehen lassen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:
  • Illustration:

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